Als PJler hat man an der Uniklinik Amman eine ganz andere Stellung als in Deutschland. Die Studierenden bekommen hauptsächlich Unterricht in Form von Lehrvisiten, Teilnahme in der Ambulanz und diversen Seminare. Das ärztliche Personal ist wirklich sehr freundlich und offen gegenüber den Studierenden. In Jordanien wird die Lehre als Teil des ärztlichen Berufes angesehen und daher bekommt man viel erklärt und darf auch viele Fragen stellen, auch z.B. während eine Patientin in der Sprechstunde sitzt. Die Pat. in Jordanien reden logischerweise auf Arabisch, was ich mit meinen bescheidenen A1- Kenntnissen kaum verstehen konnte, aber die anderen Medizinstudierenden übersetzen einem gerne auf Englisch oder spätestens am PC kann man auf Englisch sehen, weswegen der jeweilige Patient gekommen ist. Auch Lehrvisiten und Seminare werden in der Regel auf Englisch gehalten.
Der Nachteil in Jordanien ist, dass man als Student keine Aufgaben hat und daher wenig praktische Fertigkeiten ausübt. Nachmittags nach den diversen Veranstaltungen kann man mit anderen Mitstudierenden zu Patienten gehen, diese befragen (bzw. befragen lassen ;) ), körperlich untersuchen und anschließend einen Bericht (welcher bei den jordanischen Studierenden bewertet wird) darüber schreiben, man ist aber nicht dazu verpflichtet. Daher sind auch die Anwesenheitszeiten frei bestimmbar und freie Tage kann man sich ohne Rückfragen nehmen.
Gewohnt habe ich in einer Gastfamilie, die ich auf homestay.com gefunden habe. Diese hat mir sehr herzlich aufgenommen und daher kann ich sie sehr gut weitermpfehlen. Die anderen Mitstudis sind wie oben beschrieben sehr freundlich und gehen wirklich sehr offen auf einen zu. Auch konnte ich viele spannende Diskussionen mit ihnen haben, auch wenn viele Themen wie z.B. Israel, Demokratie oder LGBTG dort sehr kontrovers gesehen werden, aber ich habe erlebt, dass es trotz verschiedenen Meinungen zu keinen Problemen kam.
Freizeittechnisch kann man in Jordanien kann man außer den Klassikern Petra, Wadi Rum und Aqaba noch viele weitere Orte besichtigen (Irbid, Salt, Totes Meer, etc.). Mit dem Bus sind diese im Regelfall gut anfahrbar und Unterkünfte kann man im Voraus buchen. Man kann dort in kurzer Zeit viel sehen und insbesondere wenn einem die Geschichte und Kultur der Region interessiert, kann man wirklich viel darüber erfahren. Wer Lust hat nach Israel rüberzufahren, kann das über die drei Grenzübergänge tun, wobei man natürlich immer die aktuelle politische Situation beachten sollte.
Also insgesamt kann ich es ein (halbes) PJ-Tertial in Amman absolut empfehlen. Wer Interesse hat oder Informationen möchte wie z.B. von meiner Gastfamilie, kann sich gerne bei mir melden.
Bewerbung
Ein Ansprechpartner in der Klinik zu finden, war anfangs nicht so einfach, da die Website der Uniklinik sehr veraltet ist. Wenn man in die Innere Medizin geht, schreibt man am besten dem Chefarzt Dr. Hussam Al Hawari (h.hawari@ju.edu.jo), welcher sehr zügig antwortet. Anschließend erfolgt der bürokratische Teil mit der für die Lehre zuständigen Person Ms. Haifa , welche zwar zum Antworten immer etwas Zeit braucht, aber insgesamt sehr freundlich ist und sich letzendlich um sein Anliegen kümmert.
Am ersten Tag dann meldet man sich am besten bei Ms. Haifa und darf dann frei auswählen in welche Rotationsgruppen der Inneren Medizin man teilnehmen möchte.