Ich kann ein PJ-Tertial am USZ nur empfehlen!
Jedoch nicht unbedingt aus fachlichen Gründen, sondern eher aufgrund der richtig coolen Stadt und der diversen möglichen Freizeitaktivitäten.
Organisation:
Die Bewerbung für die chirurgischen Fachabteilungen erfolgt zentral über eine Koordinatorin, man sollte sich am besten 1-1,5 Jahre im Vorhinein schon bewerben. Manchmal werden auch spontan noch Plätze frei, das ist aber eher unwahrscheinlich. Die Zuteilung auf die einzelnen Fachbereiche erfolgt monatlich, man darf sich Fachbereiche wünschen. Wenn man auf den normalen Stationen arbeitet, hat man Mo.-Fr. von ca. 7-8 Uhr bis 15-17 Uhr Dienst, je nachdem wann die Abteilungen so operieren und wann sie ihre Besprechungen haben. Zusätzlich hat man auf der Normalstation zwei bis drei Mal im Monat Bereitschaftsdienst (Pikettdienst). Unter der Woche muss man dafür von 18-8 Uhr in Rufbereitschaft sein, am Wochenende von 8-8 Uhr. Sollte man gerufen werden, hat man den Anschlusstag frei. Aber normalerweise wird man eh nicht angerufen. Man hat zudem zwei freie Tage pro Monat, die nach Rücksprache mit den Abteilungen genutzt werden können. Wenn man auf dem Notfall arbeitet, arbeitet man hingegen im Schichtdienst (Früh/Spät/Nacht). Man hat jeweils 4-6 Tage am Stück Dienst, dann aber auch ca. 4 Tage am Stück frei. Pikettdienst entfällt, falls man auf dem Notfall arbeitet.
Man muss sich als Nicht-Schweizer innerhalb von zwei Wochen im Bürgerbüro melden und eine Aufenthaltserlaubnis beantragen. Die kostet dann auch mal eben 110 CHF. Dagegen kann man leider auch nichts machen.
Das USZ hat ein Wohnheim in dem alle Unterassistenten (sprich PJler*innen und Famulant*innen) wohnen, sowie einige PhD-ler. Für ein Zimmer muss man sich ca. 2 Monate im Voraus bei der Personalabteilung melden. Die Zimmer kosten im Monat 700 CHF, es gibt eine Gemeinschaftsküche, Gemeinschaftsduschen und -toiletten. Da man aber gerade in den Sommermonaten nur wenig Zeit im Wohnheim verbringt, sondern viel mit den anderen PJlern in der Stadt unterwegs ist, ist das gar nicht mal so schlimm.
Arbeiten:
Ich habe zwei Monate auf der Viszeralchirurgie und zwei Monate auf dem Notfall gearbeitet. Auf der Viszeralchirurgie musste ich v.a. Papierkram erledigen, also Entlassbriefe und stationäre Aufnahmen. Ich konnte auch regelmässig mit in den OP und öfters auch am Tisch stehen. Genäht habe ich dort aber z.B. kein einziges Mal. Das Ansehen der PJler ist in der Abteilung auch leider nicht unbedingt das höchste, man muss oft nur das machen, worauf die Assistenten keine Lust haben. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur Pech mit der Rotation gehabt (die Ärzte rotieren auch in Unterteams). Ich weiß von anderen PJler*innen, dass sie intraoperativ deutlich mehr machen durften. Lehre gab es auf der Viszeralchirurgie leider exakt gar keine. Die Ärzte waren alle genug mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt und keiner schien motiviert, sich dann auch noch um die Unterassistenten zu kümmern. Klar, man lernt im OP automatisch ein paar chirurgische Techniken und wenn man auf Station etwas nachfragt, bekommt man meistens auch eine angemessene Antwort, aber Eigenmotivation zur Lehre ist leider eine Fehlanzeige dort.
Auf dem Notfall hingegen gibt es jeden Morgen eine Frühfortbildung (wenn man in der Frühschicht arbeitet). Die ist zwar nicht explizit für Unterassistenten, sondern für alle Ärzte der Abteilung, aber da kann man auf jeden Fall auch etwas mitnehmen. Der Arbeitsalltag auf dem Notfall besteht vor allem daraus, die Patientenanamnesen zu machen und den Ärzten vorzustellen. Die entscheiden dann wie es weitergeht und übernehmen die weitere Behandlung. Gerade bei V.a. Frakturen kann man aber auch selber schon die Röntgenbilder anmelden. Oft durfte ich auch die Sonos machen, wenn aufgrund des Unfallmechanismus eines indiziert war. Man ist zudem für die Wundversorgung zuständig. Eigentlich soll man hier nur dem Assistenzarzt assistieren, aber oft darf man dann auch alles selber machen (steril waschen und abdecken, Wunden säubern und nähen). Das ist für mich auf jeden Fall der beste Teil am Notfall gewesen und hier habe ich auch am meisten gelernt.
Blutabnehmen und Viggos legen ist in der Schweiz übrigens eine pflegerische Tätigkeit, da habt ihr dankenswerterweise nichts mehr mit zu tun. Die meisten Ärzte können hier noch nicht einmal mehr einen Zugang legen ;)
Die Stadt:
Zürich ist einfach nur eine richtig coole Stadt und es lohnt sich auf jeden Fall im Sommer hier zu sein. Klar, es ist alles deutlich teurer als in Deutschland, aber dafür verdient man eben auch mehr. In der Stadt kommt eigentlich jeder auf seinen Geschmack. Es gibt unzählige Bars, Kneipen und Cafes. Man kann am See chillen und sowohl im See als auch in der Limmat (kleiner Fluss) richtig gut schwimmen gehen. Zürich ist auch sehr gut per Bahn angebunden, sodass man überall in der Schweiz zeitnah hinkommt. Ich persönlich kann nur empfehlen sich auch andere Ecken der Schweiz anzuschauen und so viel wie möglich wandern zu gehen! Und dadurch, dass alle Unterassistenten im selben Wohnheim wohnen, findet man auch immer Leute, mit denen man etwas unternehmen kann.
Mein Fazit:
- Stadt und Freizeit: unschlagbar gut
- Arbeit: durchwachsen (abhängig von der Station und dem zuständigen Arzt)
- Lehre: nicht existent