Ich hatte eine ganz tolle Zeit in George! Der Ort ist total sweet an der Garden Route mit Stränden in 15-30 Minuten zu erreichen und Wanderwegen die von der Haustüre ausgehen.
Ich habe in meinem Tertial medizinisch und persönlich sehr viel mitgenommen. Ich konnte Südafrika bereisen, habe es kennengelernt abseits der coolen Hippie Enklaven in Kapstadt und Freunde fürs Leben gefunden. Ich war im Krüger Nationalpark, in Johannesburg, im Eastern Cape, in den Drakensbergen, in Durban und rund um Kapstadt. Also man kann sich auch viele Freiheiten nehmen, sofern das so halb abgesprochen ist. Weihnachten und Neujahr in der Wärme zu erleben war auch was ganz anderes. Die Community am George Hospital ist großartig, da so viele der Ärzt*innen super jung und unternehmenslustig sind. Zudem sind Südafrikaner*innen sehr gastfreundlich und man legt viel Wert auf Smalltalk und Höflichkeit.
Die Gyn ist primär Geburtshilfe und davon sehr viel mehr als die meisten Unikliniken in Deutschland. Und die Ressourcen sind sehr viel begrenzter. Dennoch finde ich es sehr beeindruckend wie gut die Versorgung ist. Große Themen sind sehr junge Mütter, STIs, Verhütung, Abtreibungen, Übergewichtigkeit, Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie, unzureichende Versorgung Zuhause und Gewalttätigkeit. Also wirklich super vielfältig. Die Schwestern/Pfleger/Hebammen sind alle super zugänglich und zeigen einem auch gerne viel. Kompliziertere onkologische Fälle werden nach Kapstadt geschickt aber ansonsten wird auch viel gynäkologisch operiert. Die Senologie wird von der Allgemeinchirurgie übernommen.
Die Struktur im Krankenhaus ähnelt dem NHS in Großbritannien. Es gibt 3-4 Consultants, die die großen Entscheidungen treffen und die Visiten leiten, 6-7 Assistent*innen in der Ausbildung, die die Station schmeißen und 6-7 Interns (in der Grundausbildung). Prinzipiell machen alle 2 Jahre Grundausbildung, wo man durch die unterschiedlichen Disziplinen Innere, Allgemeinchirurgie, Orthopädie, Pädiatrie, Anästhesie, Psychiatrie und Allgemeinmedizin rotiert. Im 3. Jahr kommt dann der Community and Service Einsatz. Und erst danach ist die Spezialisierung möglich. Südafrikanische Ärzte sind dauerhaft Extremen ausgesetzt, sodass sie praktisch wahnsinnig gut ausgebildet werden, aber auch sehr früh sehr viel Verantwortung übernehmen müssen. Die Dienste gehen meist 24 Stunden und das von Anfang an.
Ich habe im Wohnheim der UCT direkt gegenüber vom Krankenhaus für ZAR 1750 pro Woche gewohnt. Das ist relativ teuer, allerdings sehr praktisch. Wir haben zu 4-5 in einem der Häuser gewohnt. Es gibt einen großen Wohn-Essbereich, Terrasse mit BBQ/Braai, 2 Bäder und für jeden ein nettes Zimmer (mit Einzelbett). Nur mit Besuch ist es nicht so einfach. Den muss man im Vorhinein anmelden. In SA ist dauernd "load shedding" was so viel bedeutet wie Eskom, das nationale Energieunternehmen, kann das Land nicht mit ausreichend mit Strom versorgen. Manchmal auch 8 Stunden am Tag. Sodass ich einfach noch mehr essen gegangen bin, was nämlich wesentlich günstiger ist als in Deutschland.
In George braucht man ein Auto. Alle raten einem davon ab alleine durch die Gegend zu spazieren, wobei das tagsüber schon geht. Aber die meisten Dinge sind einfach nicht zu Fuß zu erreichen.
Bewerbung
Ich habe mich über die UCT Electives Health Sciences, wie schon viele PJler*innen vor mir, beworben. Das ist relativ unkompliziert, nur das SA echt beliebt ist und viele Stellen früh weg sind. Ich war 6 Monate zuvor eher spät dran. Ich habe mich auch an Witswatersrand und Nelson Mandela beworben, aber dort ist es fast unmöglich eine Antwort zu bekommen. So meine Erfahrung.