Mein Tertial in Neuperlach war durchwachsen, es ist aber auf keinen Fall so schlimm wie die ganzen Bewertungen mit Note 5 oder 6 suggerieren.
Rotationen: Man rotiert durchs ganze Hause, dadurch hat man die Möglichkeit Einblick in die Viszeral-, Gefäß-, Unfallchirurgie und Notaufnahme zu bekommen. Bei Interesse durften wir sogar in die Gynäkologie oder Anästhesie rotieren. Hierbei waren die PJ Beauftragten sehr flexibel.
Dienste: Für einen Wochenenenddienst (8-16 Uhr) bekommt man zwei Tage frei. Wenn nichts zu tun ist darf man hier natürlich auch früher gehen. Verpflichtend war es nicht.
Organisation: Erster Pluspunkt: wir haben einen eigenen Zugang zum SAP bekommen und man hatte auch alle Berechtigungen die man gebraucht hat um eigenständig arbeiten zu können. Zusätzlich haben wir einen Spind und einen Schlüssel bekommen mit dem man auch in die OP Umkleiden gekommen ist. Man durfte mit der Karte für maximal 5,15 Euro Mittagessen. Dies war auch der Preis des teuersten Tagesgerichts. Das Mittagessen ist ganz okay für eine Mensa. Es gibt ein vielfältiges, meist gut schmeckendes Angebot an Gerichten und eine gute Salatbar. Mit der Karte hat man auch die Berufskleidung bekommen.
Fortbildung: Immer montags und donnerstags war chirurgische Fortbildung. Mittwochs eine Fortbildung der Radiologen für die PJler. Es wird auch jeweils ein EKG Kurs für 8 Wochen angeboten. Je nach Tertial bekommt man alle oder die Hälfte der EKG Kurse mit. Zu Hoch-Zeiten hatten wir also 4 mal die Woche Fortbildung.
Viszeralchirurgie:
Man beginnt um 7.30 Uhr mit der Visite. Um 8:00 Uhr folgt die Frühbesprechung. In der Viszeralchirurgie wird man schon gerne in die langen OPs eingeteilt, was ich dadurch umgangen habe indem ich mir an vielen Werktagen aufgrund des Wochenenddienstes freigenommen habe. Die Visiten waren mir als internistisch interessierte Studentin immer zu kurz und es wurde eher weniger auf die Patienten eingegangen. Manchmal war die Kommunikation mit den Patienten eher eine Katastrophe. Das ist glaube ich ein allgemeines "Problem" der Chirurgie. Alle Ärzte hier waren aber immer sehr nett zu mir und im OP durfte ich auch mal die Kamera führen, die Schere "bedienen"oder zunähen.
Gefäßchirurgie:
Auch hier startet man um 7:30 Uhr. Es gibt eine kurze Teambesprechung, gefolgt von der Visite und einer anschließenden längeren Besprechung bzgl. der Tagesplanung. Dann habe ich meistens Blut abgenommen. Die Anzahl der Blutentnahmen war okay und wenn man es mal nicht geschafft hat wurde auch gerne geholfen. Sonst kann man sich hier je nach Interesse einbringen: beim Verbandswechsel helfen oder in den OP gehen oder Patienten aufnehmen. Insgesamt war alles etwas unstrukturiert, da alle Patienten von allen betreut werden. Somit war es für mich meistens schwer mich sinnvoll einzubringen. Insgesamt sind aber alle bemüht, dass man Dinge in seinem Interessensgebiet sieht. Dies war aber aufgrund der Arbeitsstruktur etwas schwer. Auch war die Stimmung auf der Oberarztebene manchmal schwer zu ertragen. Ich persönlich war davon jedoch nie direkt betroffen.
Notaufnahme: Hier hab ich meine beste Zeit verbracht. Man ist vor allem unfallchirurgisch unterwegs, kann aber sicher auch bei den Viszeralchirurgen arbeiten. Man kann hier komplett eigenständig arbeiten und dies wird auch sehr gefördert. Ich durfte jeden Patienten/jedes Krankheitsbild behandeln was ich wollte. Meistens haben sich die Ärzte nur eine kurze Übergabe geben lassen, sich angehört was man tun würde und dann ihr Go gegeben oder eben eingehakt. Die Lernkurve ist dementsprechend steil. Man darf auch alles nähen was reinkommt. Hier wird man als vollwertiges Mitglied behandelt und eingebunden. Langeweile gab es hier also nie.
Unfallchirurgie: Hierzu kann ich nicht viel sagen, da ich 2 Wochen in der Gynäkologie verbracht habe und dann im Urlaub war. Alle Unfallchirurgen, die ich aus der Notaufnahme kenne waren aber nett.
Negativpunkte: Wie so oft wird generell schon erwartet, dass man als PJler für Blutentnahmen und Haken halten da ist. Wenn man dann nicht mal ein Gehalt bekommt, kann das demotivierend sein. Ich weiß aber, dass das keine Ausnahme ist.
Insgesamt gilt wie so oft im Leben: wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus. Wenn man also freundlich und bemüht ist, wird einem auch dementsprechend viel entgegengebracht.