Das PJ beginnt mit einem Chefgespräch, in welchem einem nahegelegt wird sich alles in der Klink (OP, Station, Ambulanz, ZNA) anzusehen und das PJ-Logbuch möglichst voll zu bekommen. Soweit so gut. Innerhalb der ersten Woche hat sich schnell herausgestellt, dass das eine große Herausforderung ist.
Der OP-Plan ist übervoll und für nahezu jede OP ist ein Student eingetragen. Die Anwesenheit wird dann auch erwartet, ein Nichterscheinen führt schnell zu verärgerten Anrufen auf Station. Da es zwei PJler und zwei OP-Säle gibt, fragt man sich ziemlich schnell wie man 8-15 Blutentnahmen auf Station durchführen soll, wenn doch eigentlich beide ganztägig im OP zu stehen haben. Deshalb habe ich den für den OP zuständigen stellv. Klinikdirektor gefragt, inwiefern wir denn bei jeder OP dabei sein müssen. Er hat die Frage nicht beantwortet, sondern zwei weitere Oberärzte herangerufen, die sich meine ach so blöde Frage noch einmal anhören sollten, dann ist er kommentarlos gegangen. Ein unvergessliches Ereignis schon in den ersten paar Tagen, was auch den Rest meiner zwei Monate dort definiert hat. Wir kommen um 06:45 zur Frühbesprechung, diese dauert etwa 45min und zieht sich häufig in die Länge. Danach ist Visite auf Station, da kann man rumstehen und zusehen/zuhören. Es folgen stets eine recht große Zahl an Blutentnahmen, immer mit dem OP im Hintergrund, den man auf keinen Fall vergessen darf. Häufig war es eine Herausforderung die Blutentnahmen so zu schaffen, wir mussten zb zwischen den OPs dafür zurück auf Station laufen. Eines Tages waren wir beide wirklich ganztägig für die OPs vorgesehen und hatten praktisch keine Möglichkeit Blut abzunehmen. Die Stationsärztin hat daraufhin einen von uns telefonisch aus dem OP beordert und uns gleichzeitig nahegelegt doch die Frühbesprechung und Visite ausfallen zu lassen, um die Blutentnahmen zu schaffen. Das durften wir ab diesem Tag häufig tun, unser ständiges Fehlen morgens ist aber eh niemandem aufgefallen.
Anfangs war es ganz cool so viel im OP zu stehen, doch das relativiert sich, wenn man merkt, welche Aufgaben man dort hat. Diese gehen über das Hakenhalten wirklich nicht hinaus. Absaugen zu dürfen war ein Highlight der Woche. Sobald der Bildwandler (Röntgen) benötigt wird, hat man als Student den Tisch zu verlassen, da der Platz fehlt und man steht in Sterilkleidung viele Minuten bis Stunden im OP und denkt über sein Leben nach. Außer Hakenhalten und Fäden abschneiden macht man nichts, ich habe nie genäht. Das Ganze geht idr bis ca 16:30, wodurch die Wochenarbeitszeit weit abseits von 40h liegt. Spielt man nicht mit, so wird einem schnell eine "kein Bock Einstellung" vorgeworfen. In der Mensa war ich kein einziges Mal, auch eine Pause macht praktisch niemand dort. Es gibt Tage an denen man etwas weniger im OP erwartet wird, bzw nur ein OP-Saal läuft. An diesen Tagen wird man ab Ende der Blutentnahmen (10:00) bis zur Mittagsbesprechung (14:00) für Arztbriefe eingespannt, von denen es etliche zu schreiben gibt. Der Lerneffekt ist eher gering, denn man ist am nächsten Tag eh wieder im OP und so bekommt man zu den ganzen Briefen niemals Feedback. Nach der Mittagsbesprechung, die nicht selten 1h dauert, gab es noch eine ITS-Visite und schon war man wieder erst 16:30 raus. Die Assistenzärzte sind sehr nett, nur hat man zu denen wenig Kontakt. Auf Station sind sie extrem gestresst, denn die Aufgabe des Stationsarztes hasst jeder dort. Das wurde sogar schon ausgenutzt, um ungeliebte Assistenzärzte zu bestrafen. Im OP spricht man nicht viel mit den Ärzten, da ja operiert wird. Hauptproblem ist auch, dass die Chefetage enorm zerstritten ist, total launisch und oft schlechtgelaunt. Außer dem PJ-Verantwortlichen und dem Chef sind alle Oberärzte unberechenbar.
Letztendlich wurde ich für 2 Monate für Blutentnahmen und reines Hakenhalten ausgenutzt. ZNA und Ambulanz haben wir beide nicht gesehen. Keine Pausen, immer Überstunden.
Bewerbung
Nicht nötig, es werden immer Arbeitskräfte benötigt um die Klinik am laufen zu halten.