Organisiert wird das Tertial vom leitenden Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, dieser berücksichtigt im Rahmen der Möglichkeiten auch Rotationswünsche und teilt diese kurz vorher mit.
Möglich sind neben 6 Wochen Allgemein- und Viszeralchirurgie und 6 Wochen Unfallchirurgie. Den zusätzlichen Wahlmonat habe ich in der Neurochirurgie gemacht, was ich sehr empfehlen kann. Gutes habe ich auch aus der Gefäß-, Kinderchirurgie, Orthopädie, sowie Thoraxchirurgie gehört. Weniger empfehlenswert war nach meiner Erfahrung aufgrund des Aufgabenspektrums und der Personalsituation unter den Chirurgen die Herzchirurgie.
Für Neuanfänger gibt es einen Willkommenstag, um Kontaktdaten auszutauschen, organisatorisches und das Klinikum kennenzulernen etc.
Während meiner ersten Station in der Unfallchirurgie (Klinikum Nord) stieß ich auf ein sehr umgängliches Team. Beginn war zwischen viertel nach 7 und halb 8 auf der jeweiligen Station zur Visite. Leider war der Lerneffekt dort nur begrenzt, da ich als zu dem Zeitpunkt einzige Person seitens der PJler täglich primär für die teilweise 20-30 Blutentnahmen, einige Viggos und Blutkulturen, BGAs zuständig war, da es andernfalls an den sowieso schon bis meist 17/18 Uhr arbeitenden Assistenzärzten/innen hängengeblieben wäre.
Bei den OPs war ich insofern oft nur beim Pflichtprogramm (Hüfte/Schulter) dabei, was schade ist, da neben der Endoprothetik auch eine große septische Chirurgie und ein Verbrennungs-OP vorhanden sind. Auch die beiden Intensivstationen sieht man daher nur auf Initiative und Nachfrage bei der dortigen Ärzt*inn*en, so auch die Ambulanzen. Erwischt man einen Zeitraum mit 3+ PJler*innen und Famulant*inn*en, die an einem Strang ziehen, ist die Arbeit natürlich auch abwechslungsreicher.
Es wurde mit Vorankündigung akzeptiert, dass ich so vom Tisch abtrat, dass ich um 16 Uhr Feierabend hatte. Meist müssen 1-2 Personen auch bis um diese Uhrzeit im OP bleiben, ab und zu konnte man auch schon früher gehen. Die PJ-Seminare verpasste ich in dieser Zeit leider öfter.
PJ-Seminare gibt es außer dem Osteosynthesekurs leider seitens der Unfallchirurgen nicht, der Bedarf zu Fortbildung wird seitens des Chefarztes nicht gesehen. Dieser nimmt auch idR keine PJ-Studierenden mit auf Visite, was ich wie die Umgangsweise mit uns und teilweise seinem Team sehr enttäuschend fand.
Vorteil, in der Unfallchirurgie zu starten waren allerdings die spannenden, leider seltenen Einblicke in die Notaufnahme inkl. Schockräumen, wenn Zeit war.
Über einen der Unfallchirurgen, der sich sehr für PJler*innen engagiert, war mit etwas Vorlaufzeit auch das mehrfache Mitmachen auf dem NEF mit entsprechenden Sicherheitsschuhen und genug Vorlaufzeit möglich. Dort wurde ich auch sehr auf Augenhöhe behandelt.
Danach gab es wie bei der Teilnahme am Doppeldiensten einen Tag kurz darauf frei.
Alles in allem waren die Ärzte, vor allem auf Station und auch oberärztlicherseits menschlich sehr angenehm, selbst jedoch so ausgelastet, dass kaum für "akademische Tätigkeiten" wie Frakturlehre, Wundvisite, gemeinsame Aufnahme-/Aufklärungsgespräche /OP-Planung oder das Schreiben von Arztbriefen war- eine Schienung habe ich tatsächlich dann im Rest des Tertials leider zum ersten Mal mitgemacht. Im OP wurde oft oberärztlicherseits viel erklärt, die Arbeitszeiten waren lang und inkonstant, am meisten lernte ich persönlich in den Diensten.
Danach ging es in die Neurochirurgie in Nord; Durch eine andere Fortbildungsveranstaltung der KVWL war ich dort leider nur 3 Wochen.
In der Neurochirurgie geht es um kurz vor halb 8 mit der Privatvisite los, Ende war meist nach der "Röntgenbesprechung" um 14:30 und anschließenden Chefarztvisite nachmittags.
Das Team dort ist eher klein, sehr zugänglich und auf Nachfrage beim Chefarzt wurden sämtliche Wünsche meinerseits ohne Probleme umgesetzt. Für die wenigen anfallenden Blutabnahmen waren die Ärzte/innen und MEG sehr dankbar. Teilnahme an den Visiten und je nach eigenem Engagement auch im OP waren oft ebenso unkompliziert. Hier sieht man ein breites Spektrum teilweise sehr komplexer Tumor-, Shunt-, aber auch (Hals-)Wirbelsäulen-OPs. Bei den komplexeren Eingriffen konnte man mit 3D-Brille oder Monitor gut zusehen. Die Pflege im OP und auf Station war sehr umgänglich, der Chef und die OÄ sind streng, aber fair und beantworteten sämtliche Fragen.
Für Mittagessen und Seminare war mehr Zeit, als in der Unfallchirurgie.
Zuletzt waren wir mit 2 PJlern in der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Klinikstandort Mitte.
Das Aufgabenspektrum war meiner Meinung hier für uns am vielfältigsten.
Arbeitsbeginn war um 6:45-7:00 zur Stationsvisite, worauf viel Wert gelegt wurde. Dafür wurde man auch stets einbezogen.
Der Chefarzt wirkte hier recht patientennah und direkt und behandelte auch uns mit Respekt. Viele Oberärztinnen und -ärzte waren nett und entscheidungstransparent.
Abgesehen von den Blutentnahmen und Viggos, sowie den OPs, bei denen wir miteingeplant wurden, hielten sich die Pflichtaufgaben in Grenzen, die Erwartungen waren klar und nachvollziehbar. In der Regel konnte ich nach der Nachmittagsbesprechung und spätestens vereinzelt um 16:00 den OP/die Klinik verlassen, in der Regel sogar spätestens um 15:30.
Neben den Thoraxchirurg*inn*en halten die Allgemein- und Viszeralchirurgen als einzige auch Seminare für PJ-Studierende.
Zusätzlich durften wir, wenn Zeit war, auch bei Blockpraktikantenseminaren teilnehmen und hatten oft auch bei den Blutabnahmen Unterstützung durch diese.
Die Pflege auf unseren Stationen war teilweise sehr schwankend besetzt, etwas rauer im Umgang, jedoch auch in großen Teilen herzlich und nicht so fordernd wie z.B. auf der septischen Station oder Privatstation am anderen Standort.
Leider war die Station, auf der ich eingesetzt war, von der materiellen Ausstattung ein einziges Chaos, was auch die Ärzte/innen auf Station so bestätigten.
Hier war öfters Zeit für praktische Tätigkeiten in der Notaufnahme, auf Station und oft durfte man im OP auch am Ende nähen oder auch einfach zusehen und sich robotisch-assistierte Techniken, Schilddrüseninformationen etc. erklären lassen.
Leider waren nur einzelne Assistenzärzte/innen
von sich aus so nett, uns in die Notaufnahme mitzunehmen oder uns bei Arztbriefen und Untersuchungen einzubeziehen. Vac- und Drainagewechsel und Wundverschlüsse waren aber eigentlich immer drin, genauso wie Mittagessen.
Zu einem Dienst oder Einsatz auf der Intensivstation A11 kam ich leider nicht mehr, da wir am Ende unsere vorher abgesprochenen Fehltage nach und nach nahmen.
Alles in allem eine sehr faire Abteilung, in die man sich gut eingewöhnen kann. Zeigt man Interesse, wird viel erklärt und gezeigt.
Das chirurgische Tertial würde ich zusammenfassend wieder am Klinikum Dortmund machen.
Organisatorischen Nachbesserungsbedarf gibt es vor allem in der Unfallchirurgie, das eigene Schicksal sollte meiner Meinung nicht davon abhängen, mit wie vielen PJ-Studierenden man startet, bzw. wie viele Famulant*inn*en gerade in ihren Semesterferien eingesetzt sind.
Reizvoll waren für mich persönlich die Notaufnahmen, das vielfältige Operationsspektrum, die Gesprächsbereitschaft der ärztlichen Teams und die drei wöchentlichen Seminare (die leider teilweise ausfielen und nicht immer online übertragen wurden, Bonus: EKG-Seminar freitags für PJ-Studierende).
Der Lerneffekt war eher für mich da, wenn man mit den z.T. zahlreichen Routinetätigkeiten fertig war.
Bewerbung
In meinem Fall 6 Monate vorher, etwas vor Fristende für Tertialwahl reicht meistens.