Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Ich war zum Wunschtertial im Marienkrankenhaus und kann nur Gutes berichten.
Nach dem üblichen administrativen Procedere bei Tertialbeginn lernt man Personaloberarzt und Chef und dann seine Arbeitsplätze kennen. Nicht nur die Befundungsräume, sondern auch die verschiedenen Geräte, Notaufnahme, Mammo, Durchleuchtung und Angio-Bereich und dann geht es auch schon los.
Der typische Tag beginnt um 8 mit Frühbesprechung und Dienstverteilung (CT, MR, Intervention, Visiten der klinischen Fächer) und kleiner Fortbildung im Sinne eines interessanten Falles, der dann durch Zuruf auf dem "heißen" Stuhl durch die Assistenten und gelegentlich auch den PJler befundet werden muss, dann geht jeder an die Arbeit. Donnerstags ist große Besprechung zusammen mit MTRs, MFAs und sämtlichem ärztlichem Personal.
Grundprinzipiell ist man in der Gestaltung der Zeit dort sehr frei, kann sich aber auch jederzeit einem der Assistenzärzte oder Oberärzte anschliessen. Selber zu Befunden wird erwartet, das Feedback ist aber jederzeit konstruktiv. Von Projektionsradiographie zu Schnittbildern zu MR-Bildern kann man sich im Laufe der Zeit am eigenen Befundungsbildschirm "hocharbeiten" und bekommt konstant durch den jeweiligen zugewiesenen Oberarzt Rückmeldung. Mal im persönlichen Gespräch, mal telefonisch oder indirekt am Folgetag durch unverändert oder verändert vidierten Befund. Jeder Oberarzt hat verständlicherweise andere Schwerpunkte und legt unterschiedlich Wertungsmaßstäbe an, aber daran gewöhnt man sich schnell. Bei der Befundung kann man auf eine Bibliothek, Assistenzärzte oder diverse Online-Bildatlanten zugreifen, man muss nicht aus dem Blauen raten.
Hervorzuheben ist der großzügige Freibetrag von 8,50€ der in der Mensa (so lala) verzehrt werden kann -typischerweise sitzt dort eine ganze Horde Mitstreiter, die dann geschlossen in einen der zahlreichen Unterrichte oder Hands-on-trainings weiterzieht. Ziemlich jeden Tag gibt es mindestens einen Unterricht der verschiedenen Fächer, das Marienkrankenhaus legt Wert darauf, dass mindestens 12 (Liste unterschreiben lassen!) besucht werden.
Ein besonderes Schmankerl ist der radiologische Unterricht vom Chef, Prof. Habermann. Dabei geht es weniger um Kolibris oder exakte Diagnosen, sondern das erarbeiten eines Befundes - egal ob radiologisch begabt, interessiert oder nicht, jeder kommt zum Lachen und hat am Ende etwas gelernt.
Hat man sich die ersten Tage eingefunden (oder wird vom vorherigen PJler an die Hand genommen) landet man früher oder später in der Intervention als 2. Assistenz und bereitet gut bebleit die Katheter, Drähte, Micorkathetersets, Kontrastmittel oder Tische mit vor. Stellt man sich dabei etwas geschickter an, kann man durchaus auch als 1. Assistenz regelmäßig abgerufen werden oder darf selbst unter Aufsicht punktieren, kathetern, Schleusen einbringen oder Verschlusssysteme applizieren. Selbiges gilt für die CT-Intervention.
Der typische Tag endet gegen 15.30 Uhr, häufiger wird man aber auch früher vom Hofe geschickt. Neben den üblichen Studientagen am UKE Freitags, kann und wird dort zusätzlich Freitags ein Tag zum Selbststudium angeboten. Mir wurde im Rahmen der Kinderbetreuung sehr entgegengekommen worden, ich habe die Stunden kaum nachholen müssen.
Alles in allem kann ich die Radiologie des Marienkrankenhauses sehr empfehlen, fachlich und kollegial habe ich vergleichbares in keiner Famulatur oder anderen Tertialen erlebt. Die Arbeitszeiten, Unterrichtsangebot und die Möglichkeiten des Mittagessens dort lassen großzügig über fehlende Vergütung hinwegsehen.