Nachfolgend möchte ich euch einen kleinen Einblick in meine Erfahrungen aus dem Wahltertial Urologie am Klinikum Rechts der Isar geben.
Tagesablauf
Dienstbeginn ist montags bis mittwochs um 07:15 Uhr, donnerstags und freitags bereits um 07:00 Uhr. Der Tag beginnt immer mit der 30-minütigen Morgenvisite, bei der man in einem Team aus verantwortlichem Oberarzt, den jeweiligen Stationsärzten sowie Pflegefachkräften die gesamte Station abläuft. Hier können PJ-Studierende je nach Kenntnisstand und Eigenmotivation auch Patienten vorstellen und die Kurven führen. An die Visite schließt sich die große Morgenbesprechung im Konferenzraum an, in der Regel bestehend aus Bericht vom Dienst, Besprechung des OP-Tagesprogramms, der täglichen Bilddemonstration durch die urologisch versierten Kollegen der Radiologie etc. Die Besprechung folgt einer klaren Struktur, ist jedoch dem Diskurs offengehalten, soll heißen: Es wird immer wieder das Procedere für komplexere Patientengeschichten besprochen, wobei alle Beteiligten (gleich welchen „Rangs“) zu Wort kommen und auch gehört werden, was ich als sehr beeindruckend empfand. So gibt es zum Abschluss jeder Besprechung auch eine Saalrunde, bei der jeder explizit angesprochen wird, ob er noch etwas Dringendes für den Tag beizutragen hat. Donnerstags findet zwischen Visite und Morgenbesprechung noch die wöchentliche Fortbildung des gesamten Teams statt, die Themenauswahl ist vielfältig und reicht von komplexen urologischen Themen hin zu ganz alltäglichen wie den neuesten Empfehlungen zur Thromboseprophylaxe. Freitags ist, ebenfalls zwischen Visite und Morgenbesprechung, das interdisziplinäre, urologische Tumorboard vorgesehen. Aus diesen beiden Veranstaltungen ergibt sich auch der frühere Dienstbeginn am Morgen, um etwas Puffer zu schaffen. Im Anschluss verteilen sich alle Beteiligten auf die ihnen zugewiesenen Aufgabenbereiche. Je nach zugewiesenem Aufgabenbereich endet der Tag zwischen 16:00 mit Ende der Nachmittagsbesprechung oder etwas später.
Station:
Die Abteilung gliedert sich in zwei große Stationen mit je ca. 35 Patientenbetten. Auf Station H1a kommt noch die sogenannte prästationäre Ambulanz hinzu, auf Station H2a die chemotherapeutische Ambulanz.
Die „normale“ Stationsarbeit sieht auf beiden Stationen im Wesentlichen gleich aus. Gemeinsam mit den Stationsärzten arbeitet man das Programm ab: Blutabnehmen/Zugänge legen, Sonografieren (wer noch nicht sonoerfahren ist, wird es nach diesem Tertial auf jeden fall sein!), Drainagen/Schläuche aller Art ziehen (davon gibt es in der Uro viele verschiedene), das weitere Procedere planen und mit den Patienten besprechen, Untersuchungen/Konsile anmelden, Organisatorisches etc.; insgesamt so, wie man sich den urologischen Stationsalltag vorstellt. Daneben kann man sich den Ärzten anschließen, die für die prästationäre Ambulanz zuständig sind. Hier werden Patienten vorstellig, die in den nächsten Tagen einen operativen Eingriff vor sich haben und entsprechend vorbereitet werden müssen. Aufgaben sind hier Vorbereitung und Zusammenstellung der Akte, ausführliche Anamnese, Blutentnahme, urologischer Schall (ggf. inklusive TRUS), DRU und, unter ärztlicher Aufsicht, die OP-Aufklärung. Ebenso ist es möglich, sich dem für eine einjährige Rotation fest eingeteilten Arzt in der chemotherapeutischen Ambulanz anzuschließen. Hier bekommt man einen besonders intensiven Einblick in alle Facetten der medikamentösen, urologischen Tumortherapie.
Insgesamt war die Stationsarbeit zum Teil zwar etwas repetitiv, dadurch hat man aber schnell gewisse Therapiestandards und klassische Verläufe der wesentlichen urologischen Krankheitsbilder verstanden. Auch war der Kontakt zu den Ärzten sehr eng und es bot sich zwischendurch immer wieder die Möglichkeit für ein spontanes Teaching, was die Assistenten auch immer gerne gemacht haben. Insbesondere in der prästationären und chemotherapeutischen Ambulanz war dies gut möglich, da de facto eine 1-zu-1-Betreuung bestand.
OP:
Ein weiteres wichtiges Tätigkeitsfeld der PJ-ler ist der OP. Der eigene, urologische OP befindet sich direkt im Gebäude im EG und besteht aus zwei Sälen für große Schnitt-OPs sowie zwei endourologischen Sälen. Daneben gibt es in der angrenzenden Ambulanz noch zwei Säle für kleinere Eingriffe wie Zystoskopien, Prostatabiopsien o.ä. sowie einen externen Saal für Da-Vinci-Eingriffe.
Jeder PJ-ler verfügt über einen Pieper. Am Vortag wird vom zuständigen Oberarzt die OP-Einteilung gemacht. Bis auf wenige Ausnahmen ist in den Schnittsälen immer ein PJ-ler als 1. Assistenz (!) vorgesehen. Mit Piepernummer und Namen konnten wir uns selbstständig für die jeweiligen OPs eintragen. Für den ersten Tagespunkt wird man in der Regel bereits während der Morgenbesprechung abgerufen. Zu den Aufgaben zählen hier das Abwaschen und sterile Abdecken des OP-Gebietes und natürlich die OP-Assistenz selbst. Hier ist insbesondere hervorzuheben, dass man als PJ-ler bei jedem Eingriff am Ende Subkutan- und Intrakutannaht macht. Je nach eigenem Fortschritt und Operateur kommen weitere Aufgaben im OP-Verlauf hinzu. Eingriffe sind hier vor allem Prostatektomien, (Teil-)Nephrektomien, Zystektomien und weitere große urologische Eingriffe. Diese finden sowohl offen-chirurgisch als auch laparoskopisch bzw. Da-Vinci-gesteuert statt. Wenn man nicht im Schnitt-OP gebraucht wird oder auch jederzeit zwischendurch ist es möglich, sich den Kollegen im endourologischen OP anzuschließen und kleinere Tätigkeiten am Tisch auszuführen.
Insbesondere für chirurgisch-praktisch Interessierte und gerade im Vergleich zu chirurgischen Tertialen ist das Wahltertial Urologie am MRI daher besonders zu empfehlen, da man wirklich viel machen kann. Durch die viele Zeit, die man mit den Oberärzten als Operateuren am Tisch verbringt, kommt auch mit diesen ein sehr intensiver und persönlicher Kontakt zustande, was ich andernorts als keinesfalls selbstverständlich erachte. Auch der Kontakt zu allen anderen am OP Beteiligten von OP-Pflege, Anästhesie etc. ist sehr warmherzig. Man bekommt wirklich einen umfassenden Einblick in die Bandbreite der urologischen Chirurgie.
Poliklinik:
Wenn man nicht auf Station oder im OP gebraucht wird, besteht die Möglichkeit, in der Poliklinik mitzuarbeiten. Hier sind gewöhnlich zwei Assistenten eingeteilt, die sich die einbestellten sowie notfallmäßig vorstelligen Patienten aufteilen. Dabei werden auch kleinere ambulante Eingriffe wie z.B. Prostatabiopsien oder Röntgenkontrolluntersuchungen nach OPs (vorwiegend Cystogramme) durchgeführt. Als PJ-ler ist es wiederum sehr abhängig vom eigenen Kenntnisstand sowie der Eigenmotivation, inwieweit man sich hier selbstständig einbringt. Idealerweise kann man sich von den aufnehmenden Pflegefachkräften vorbereitete Patientenakten nehmen und bereits mit Anamnese, Sono, Blutentnahme etc. beginnen und ein Procedere überlegen. Der jeweilige Assistent stößt dann dazu und gemeinsam wird der Fall weiterverfolgt. Hier kann man viele im Alltag wichtige Skills lernen und die urologisch-ambulanten Krankheitsbilder vertiefen, im Grunde also das, was man ab Tag 1 als Assistent in der Urologie braucht!
Sprechstunde:
Grundsätzlich ist es auch möglich, die Fach- und Oberärzte in die verschiedenen Sprechstunden zu begleiten. Dies war aufgrund der Tatsache, dass wir nur eine kleine Gruppe waren, zwar nicht so häufig möglich; wenn doch, dann hat es sich jedoch immer gelohnt, da man hier inhaltlich sehr viel mitnehmen konnte, denn in der Regel wurden die jeweiligen Patienten intensiv vor- und nachbesprochen.
Fortbildungen:
Neben der generellen Fortbildung donnerstags findet einmal wöchentlich eine PJ-Fortbildung durch die Assistenten statt. Hier empfiehlt es sich, etwas hinterher zu sein, damit diese nicht in Vergessenheit gerät. Es ist aber immer möglich, mit dem jeweils Dozierenden einen individuell passenden Termin zu vereinbaren. Daneben konnte man sehr vom bereits erwähnten 1-zu-1-Teaching zwischendurch profitieren. Man hatte wirklich den Eindruck, dass die Mehrheit der Assistenten das wirklich gerne gemacht hat, obwohl dies in dem hektischen Alltag für diese mit deutlichem Mehraufwand verbunden war. Außerdem gibt es ein allgemeines, von der Klinik organisiertes Fortbildungsprogramm, dass fächerübergreifend konzipiert und auf angehende Assistenten zugeschnitten ist.
Sonstiges:
Namensschilder, Pieper und (kostenlose) Essensmarken gibt es am ersten Tag vor Ort. Dienstkleidung gibt es auch direkt im Haus, die Kittelausleihe für externe Studierende ist etwas umständlich, funktioniert aber letztlich problemlos. Gleiches gilt für den SAP-Zugang. Das Mittagessen mit den anderen PJ-lern ist in der Regel möglich, wenn man sich gut abspricht. Sollte dies einmal nicht möglich sein (was eigentlich nur an OP-Tagen mal vorkommt), so gibt es auch die Möglichkeit, im OP direkt noch ein kleines Mittagessen zu sich zu nehmen. Sollte mal etwas im Alltag nicht so funktionieren wie vorgesehen, kann man sich wirklich immer (!) an den für das PJ zuständigen Oberarzt wenden.
Fazit:
Insgesamt kann man sagen, dass das Wahltertial Urologie zwar intensiv, mitunter auch anstrengend war, sich jedoch in jeder Hinsicht, fachlich wie persönlich, sehr gelohnt hat. Ich kann das Tertial jedem, der eine urologische Karriere in Erwägung zieht, insbesondere bei chirurgisch-praktischem Interesse, uneingeschränkt empfehlen.
Bewerbung
Die Bewerbung ist unkompliziert über das PJ-Portal zu den vorgesehenen Buchungszeiträumen bzw. über den PJ-Beauftragten der Abteilung möglich.