Das PJ Tertial an der Duisburger BGU war leider ein absoluter Reinfall.
Aber mal der Reihe nach:
Die BGU Duisburg ist seit dem Jahre 2022 ein offizielles PJ-Lehrkrankenhaus der Uni DuE und recht neu in Sachen PJ-Ausbildung. Spoiler altert: Das merkt Ihr als PJler*Innen sofort. Und zwar gewaltig. Als PJler gibt es ein festes Rotationsystem für das Wahlfach Ortho und das Chirurgie Tertial, das i. d. R. wie folgt aussieht/ aussehen kann:
4 Wo. Ambulanz/4 Wo. Station+ OP/4 Wo. ASK/ 4 Wo. Reha.
Ich fand das Konzept zunächst wirklich gut und man hatte das Gefühl, dass sich wirklich Gedanken gemacht wurde, wie man PJler*Innen möglichst viel zeigen/beibringen kann, während der Zeit im Ortho-Wahlfach. Die Realität war aber leider eine absolut andere. Teilweise gab es mehrere Tage in Folge nichts, wirklich GAR NICHTS(!) zu tun, musste aber trotzdem bis minimum 16:00 Uhr vor Ort sein und gnade dir Gott, wenn du es wagst, früher gehen zu wollen. Es ist ein recht großes Team und dementsprechend gibt es einige Charaktere, die sehr schwierig sind und Studenten*Innen gegenüber fast schon feindlich eingestellt sind. Die Stimmung ist generell, je nach Gemüt, sehr angespannt, da v. a. unter den Assistenten/Fachärzt*Innen ordentlich die Ellenbogen ausgefahren werden und jeder um seinen eigenen Benefit kämpft (viele warten auf eine OA-Stelle und generell ist die Stellenfluktuation schwankend, einige haben während meiner Zeit frustriert gekündigt). Als PJler habt ihr ein eigenes PJ-Telefon, was sich der ein oder andere Assistent gerne zu Nutzen gemacht hat und gefühlt minutiös für eine BE/ Viggo angerufen hat. Selbst wenn ihr nicht auf eurer Stationsrotation gewesen wart, wurdet ihr trotzdem angerufen. Nach Klarstellung dessen, wurde man angemotzt (klar, haben ja keinen Bock das selber zu machen). Teilweise gab es Anrufe nach 16:00 Uhr, ob man denn nicht bitte eine Viggo noch kurz vor Feierabend legen könnte etc.
Der Vollständigkeitshalber muss ich aber auch sagen, dass es einige wirklich super nette Kollegen*Innen gab, mit denen man viel Spaß haben konnte und es sich nicht zur Aufgabe gemacht haben, Studenten zu knechten. Einige Assistenzärzt*Innen haben sich während meiner Ambulanz Rotation bspw. die Zeit genommen und mir relevante Dinge á la Fast-Sono ausgiebig beigebracht, klinische Untersuchungen der Gelenke durchgeführt und fürs Examen "gepimpt", durfte Ambulanz-Patienten nähen etc . Das war aber leider die absolute Minderheit und auch Glückssache, welcher AssistentIn grade seine Ambulanz- Rotation durchläuft.
Im OP konnte man je nach Operateur*In wirklich viel machen (Die OA Dr. Buchmann war bspw. wirklich super und die absolute Ruhe selbst! Sie hat einen im OP super viel machen lassen und sich sehr viel Zeit genommen viel zu erklären, das hat bei uns Studenten einen bleibenden Eindruck hinterlassen!). Jedoch galt gerade bei den alt eingesessenen OA aber ganz klassisch: "Haken halten, Klappe halten".
Die ASK Rotation war m. E. n. sinnlos für uns Studenten, da wirklich nichts zu tun war und man jeden Tag nach der Visite/Frühbesprechung doof rumstand und sich keiner für einen interessiert hat. Im OP ging auch nicht viel, da die Eingriffe alle arthroskopisch gewesen waren, weshalb für einen Studenten kein Platz mehr am Tisch war (was vollkommen okay ist, jedoch verstehe ich immer noch nicht, warum 4 Wochen Rotation von Nöten sind, statt nur 2 Wochen, der Lerneffekt bleibt identisch). Nett waren sie trotzdem.
Auf Nachfrage bei der PJ-beauftragten OA, welche zwischenmenschlich leider sehr schwierig ist (es gibt 2, eine ist wirklich super und lässt mit sich reden/ nimmt die Sorgen der Studenten sehr ernst und ist auch absolut kompromissbereit, die andere...naja, das absolute Gegenteil), wird man gerne mal runtergeputzt mit der Aussage: "Das machen wir so und es wird nicht diskutiert". Vor dem Tertial gab es am UK Essen eine Informationsveranstaltung mit Prof. Dudda bzgl. des PJ-Tertials an der BGU und ich hatte explizit nachgefragt, ob eine 2 wöchige Rotation im Ortho Tertial in die Plastische Chirurgie möglich sei. Laut Ihm würde es kein Problem darstellen und lässt sich sicherlich arrangieren in den 4 Monaten...
Als diese Thematik hinsichtlich Rotationen zum Ende des Tertials zur Ansprache kam (andere Studenten wollten gerne mal auf die ITS für 1-2 Wochen reinschnuppern), gab es wieder unterschiedliche Meinungen der PJ-beauftragenden Oberärztinnen. Zunächst einmal wurde uns versichert, das 1-2 wöchige Rotationen möglich seien und problemlos zu arrangieren sei. Dies hatte ich die OA angefragt, welche mit sich reden lässt und generell zumindest den Raum eines kommunikativen Austausches bieten konnte. Als die besagte OA jedoch krank wurde und ich erneut bei der anderen OA vorsichtig angefragt hatte, wurde ich nur am Telefon angeschrien von wegen "es ist das Orthopädie Tertial, es gibt keine Rotationsmöglichkeiten außerhalb der gegebenen Normen" und hat dann aufgelegt. Die anderen Studenten machten die selbe Erfahrung. Die Betreuung hatte was von "Bad Cop, Good Cop" und lässt einen im Nachhinein ordentlich schmunzeln.
Auch müsst ihr während der Zeit 3 Fallberichte schreiben (was ich so in den anderen Tertialen nie erlebt habe und auch keinen anderen Studenten kenne, der sowas machen musste). An sich eine gute Sache, jedoch sind 3 viel zu viel und total unnötig, da ich beispielsweise 2 Fallberichte erst um 17 Uhr besprechen konnte (die OA hatte erst dann Zeit, der Klassiker) und erst um 18 Uhr raus war. Lerneffekt= 0.
Es gibt keine Studientage und selbst, als uns von der Uni heraus offiziell ein "Dies academicus" zustand, nahm die besagte OA es zum Anlass, uns trotzdem bis um 9:00 Uhr herzubestellen, da der "Dies academicus erst ab 9:00 Uhr" startet und bei Nicht erscheinen als Fehltag gewertet wird. Jedoch kam es nicht selten vor, dass ihr aufgrund einer OP länger als 16.00 Uhr vor Ort seid, ohne einen entsprechenden Zeitausgleich für die Folgetage. Früher zu gehen, selbst wenn man mehrmals am Stück länger geblieben ist aufgrund einer OP war ein absoluter NoGo und stand überhaupt nicht zur Debatte. Es wurde einfach als Selbstverständlich angesehen. Einige Student*Innen wurden da leider gnadenlos ausgenutzt, weil diese sich nicht trauten das anzusprechen, ärztlicherseits es aber auch niemanden interessiert hat, dass man als PJlerIn seit über 10 Stunden arbeitet. Absoluter Witz.
Ihr dürft nur 1 Dienst pro Monat machen und ihr müsst bis 00.00 Uhr vor Ort sein. Die zuständige OA (es ist wirklich immer nur dieselbe Person) erkundigt sich auch am Folgetag bei den Assis ob ihr wirklich bis 00.00 Uhr vor Ort gewesen seid. Das ganze ging so weit, dass sich ein anderer Student jeden Tag telefonisch melden musste, sobald er morgens um Punkt 7.00 zum Dienst erschienen ist und um 16.00 Uhr, sobald er gehen wollte.
Ich muss leider sagen, dass durch die maligne Betreuung, die Stimmung zwischen den Studenten und der Abteilung gelitten hat und sich ein gewisser Galgenhumor etabliert hat.
Nichtsdestotrotz gab es wirklich einige OA und auch Assistenten die sich super viel Mühe gegeben haben, uns Studenten viel beizubringen und möglichst viel zu zeigen als auch machen zu lassen, um so viel wie möglich aus dem Tertial mitnehmen zu können. Der Chefarzt der Reha-Abteilung ist wirklich super und behandelt Studenten auf absoluter Augenhöhe und bindet den Studenten immer mit ein, sowohl auf Visite als auch in den Besprechungen. Das war wirklich erfrischend zu beobachten und hat einem nicht das Gefühl gegeben, dass man der "namenlose Knecht vom Dienst" ist.
Ich würde zusammenfassend sagen, dass ich ein Orthopädie Tertial eher an Kliniken empfehlen würde, welche mit PJlern "vertraut" sind und PJlern auch die nötige Wertschätzung entgegenbringen. Leider ist die BGU Duisburg davon noch weit entfernt oder scheint sich seiner Rolle als "studentisches Lehrkrankenhaus" nicht ganz bewusst zu sein.
Es war leider mein mit Abstand schlechtestes Tertial, was recht schade ist, da ich mich zuvor sehr drauf gefreut hatte.
Ich bin mir aber sehr sicher, wenn an der Kommunikation zwischen Studierenden*Innen und PJ-beauftragenden Ärzt*Innen gearbeitet wird, man durchaus eine tolle Erfahrung haben kann.
Das beste kommt jedoch zum Schluss:
Ich habe von anderen Studierenden erfahren, dass die BGU eine elektronische Zeiterfassung für PJler*Innen eingeführt hat, damit bloß niemand auf die Idee kommen kann, sich zu verspäten oder "früher zu gehen". Das habe ich so noch nie erlebt und lässt einen wirklich nur den Kopf schütteln. Es zeigt aber auch, wie viel Vertrauen die Abteilung den Studierend*Innen gegenüber bringt (Spoiler: Nämlich gar keins.)