Kann mich den anderen beiden aktuellen Berichten nur anschließen.
Der größte Teil der Arbeit und Mühen für dieses wundervolle und einmalige Erlebnis fließt ganz klar in die Vorbereitung und Organisation des Aufenthaltes:
Man muss sich ungefähr 2 Jahre vorher im Elective-Office in Kapstadt bewerben (Kontakt siehe unten) und bekommt nach einigen Wochen dann hoffentlich eine Zusage für den PJ-Platz in der gewünschten medizinischen Abteilung. Hier ist es wichtig, sich nicht vom Anschein der Unorganisiertheit abschrecken zu lassen, dieser Eindruck ist vornehmlich der Flut an Anfragen geschuldet. Denn vor Ort macht das Elective-Büro einen sehr guten, zuverlässigen Eindruck und hilft stets schnell und unkompliziert bei eventuell auftretenden Problemen. Es ist wichtig zu wissen, dass man als ausländischer Student monatlich eine hohe Studiengebühr zahlen muss (ca. 850 Euro pro Monat). Diese muss man auch vorab komplett an die Universität in Kapstadt überweisen, erst dann bekommt man die endgültige Bestätigung seines PJ-Platzes – aber keine Sorge, der Platz ist reserviert und das Geld überweist man erst einige Monate vor Antritt des PJs.
Falls man das gesamte Tertial in Südafrika machen möchte, muss man zusätzlich ein „Study-Visum“ an der südafrikanischen Botschaft beantragen – was nochmals mit Kosten (ca. 150 Euro), Attesten und organisatorischem Aufwand verbunden ist. Hier sollte man sich also frühzeitig darum kümmern (ca. 3 Monate vorher)! Falls man nur 2 Monate bleibt, ist das Visum nicht notwendig.
Ich selbst habe meine 4 Monate in der unfallchirurgischen Notaufnahme verbracht und ein Riesenspektrum unterschiedlichster Verletzungen gesehen: Von Verkehrsunfällen über Handgreiflichkeiten, Schussverletzungen, Messerstichverletzungen, Bandenkriminalität bis hin zu normalen Wundkontrollen. Wenn man motiviert ist und Interesse zeigt, wird man sehr schnell Teil des ärztlichen Teams und darf sehr viele Tätigkeiten selbstständig durchführen (Zugänge legen, Nähen, Patienten aufnehmen, arterielle Blutentnahmen, Blasenkatheter legen, …). Ich empfehle auf jeden Fall einige Nachtschichten am Wochenende zu machen - super spannend und viel weniger Studenten, also mehr für einen selbst zu tun und lernen!
Unterkünfte werden vom Krankenhaus/der Universität keine gestellt, hier bieten sich AirBnB oder Facebook-Gruppen an. Es gibt leider viele unsichere Wohngegenden in Kapstadt, ich würde V&A Waterfront City Centre, Sea Point, Gardens, Observatory (direkt am Groote Schuur Hospital, teilweise aber sketchy und mein Auto wurde z.B. mal aufgebrochen nachts. Ich würde dennoch nochmal hier wohnen, da viele Studenten hier leben und das GSH bei TAGESLICHT fußläufig erreichbar ist), Claremont oder Constantia empfehlen.
Allgemein ist es wichtig in Südafrika gewisse Regeln zu befolgen: Selbst unter Tags im Hellen nur in sicheren Gegenden laufen; nachts läuft man an sich nie draußen – immer ein Uber direkt vom Haus zum Ziel bestellen; nie Wertsachen oder sonstige Gegenstände sichtbar im Auto liegen lassen; auf der Straße das Handy nicht in der Hand oder sichtbar am Körper tragen. Allgemein sollte man einfach etwas aufpassen und nicht in kleine Nebengassen gehen oder großartig allein etwas unternehmen. Leider ist die Kriminalität in Kapstadt sehr hoch. Wenn man sich aber an die oben genannten Grundregeln fühlt man sich selten unsicher oder bedroht. Ich möchte aber betonen, dass die meisten Kapstädter sehr freundlich und hilfsbereit sind!!!
Ich würde empfehlen sich allein oder als Gruppe ein Auto zu mieten, somit kann man auch mal Ausflüge machen und ist nicht immer auf Uber angewiesen. Hier sind vor allem „Ulfs Car Rental“, „Rent a cheapie“ und „Richies Car Rental“ zu empfehlen. Man beachte nur den Linksverkehr.
Das Leben in Kapstadt ist für uns Europäer sehr billig und es ist sogar am billigsten, wenn man einfach jeden Tag essen geht statt sich etwas selbst zu kochen. Vor allem da man durch die täglich variierenden Stromabschaltungen in jedem District häufiger mal keinen Strom/Licht hat und wohne Gasherd nicht kochen kann.
Kommen wir nun zum Freizeitangebot - wo fängt man da an? Kapstadt ist eine Stadt, die alles hat. Egal, ob man surfen oder wandern möchte, lieber auf Safari oder gut essen gehen möchte, Kapstadt bietet einem alles und noch viel mehr. Auch mehrtägige Ausflüge auf die Garden Route, in die Drakensberge oder den Krüger Nationalpark kann ich sehr empfehlen! Und auf keinen Fall das Wine-Tasting in Franschhoek inklusive der Wine-Tram vepassen!! Sonst bieten sich natürlich der Tafelberg, Devils Peak und Lions Head für Wanderungen an, Surfen würde ich in Muizenberg empfehlen – auch für Anfänger ist es hier möglich seine ersten Wellen zu stehen und das Ausleihen des Wetsuits inkl. Surfboard kostet nur ca. 7 Euro.
Mein Fazit dieser 4 Monate im südlichsten Land Afrikas:
Ich selbst habe unglaublich viele wertvolle Erfahrungen sammeln können und bin meiner Einschätzung nach eigenständiger und verantwortungsvoller geworden. Meine schlechteste Erfahrung war die Kriminalität und die damit einhergehenden Einschränkungen und alltäglichen Risiken. Als eines Nachts mein Auto, welches direkt vor meiner Haustüre geparkt war, aufgebrochen wurde, war das sicherlich ein Tiefpunkt meiner Zeit in Kapstadt. Auf eine bestimmte, beste Erfahrung kann ich mich nicht festlegen, da ich so viele wundervolle und spannende Dinge erlebt, gemacht und gesehen habe – sowohl im medizinischen als auch im zwischenmenschlichen oder landschaftlichen Kontext! Ich würde jederzeit wieder mein PJ in Kapstadt verbringen und trauere jetzt schon meiner Zeit in Südafrika hinterher.
Falls jemand, der das hier liest noch unentschlossen ist, ob Kapstadt das Geld, den Aufwand und das kriminelle Risiko wert ist: Mach es!!! Du wirst es nicht bereuen, glaub mir! :)
Bewerbung
Kontakt für die Bewerbung an die Krankenhäuser der UCT (Groote Schuur, Mitchells Plain Hospital, Victoria Hospital, … ): Ms Kelly Crowster, Ms Thandi Davids, Ms Christine Harrison - elective.healthsciences@uct.ac.za
Ca. 2 Jahre im voraus, wenn man in begehrte Stationen wie Trauma-Notaufnahme machen möchte.
GSH kann ich sehr empfehlen, in Mitchells Plain oder Khayelitsha geht es nochmal mehr ab, aber hier muss man in einem ziemlich zeitintensiven Schichtsystem arbeiten. Im GSH kann man definitiv freier Gehen und Kommen, wann man will - und auch leichter mal eine Woche oder mehr frei nehmen.
Zusätzliche Info: Das Tygerberg oder Khayelitsha Hospital ist nicht der UCT angegliedert, hier muss man sich über die Stellenbosch University bewerben.