Ich habe mich sehr auf den PJ Start am CBF in der Kardiologie gefreut und mich bewusst für dieses Fach entschieden, weil ich überlegt habe mit Kardiologie anzufangen und auch gerne mal am Uniklinikum arbeiten möchte. Zum Ende des Tertials habe ich eine ambivalente Einstellung zum Fach, den Standort CBF werde ich für meinen Berufsstart nicht in Erwägung ziehen. Kurz zur Einordnung meiner Ansprüche: Ich habe während meines Studiums gerne und viel gelernt, die Verknüpfung von akademischen Wissen und klinischen Inhalten macht mir viel Spaß. Ich habe meine Famulaturen größtenteils an Unikliniken in verschiedenen Städten absolviert und habe daher einen guten Überblick, wie mit Studis am Uniklinikum umgegangen wird und welche Erwartungen man an Umgangston, Teaching und Gesamterfahrung stellen darf.
Team: Das Team der Assistenten ist größtenteils sehr nett und umgänglich. Wo es geht, wird versucht auch mal was zu einem Fall zu erklären, meist fällt das aber sehr knapp aus. Insgesamt finden auf dieser Station praktisch kaum/keine oder zumindest sehr kurz gehaltene Visiten aus. Die Oberärzte versuchen so viel Zeit wie möglich im Funktionsbereich zu verbringen und kommen lediglich für Kurvenvisiten auf Station, diese OA Kurvenvisiten dauern zwischen 5-15 Minuten pro Assistent, ich habe in 8 Wochen lediglich 1x eine OA Visite auf ein Patientenzimmer begleiten können, insgesamt bin ich auf fünf (teils hart erkämpfte) Visiten mitgelaufen. In 8 Wochen. Grundsätzlich wurde man in das Team der Assistenten integriert, die OA wussten größtenteils nicht wer wir sind.
Aufgaben: Grund für die seltene Möglichkeit der Teilnahme am lehrreicheren Stationsalltag ist, das man als PJ mit der Abnahme sämtlicher BEs auf beiden Stationsseiten beauftragt ist. Im Schnitt sind das ca. 30 BEs am Tag. Es wurde von manchen Assistenten ein enormer Druck aufgebaut, dass diese BEs zeitnah erledigt werden. Bevor das passiert ist, ist man bei anderen, womöglich lehrreicheren Tätigkeiten, eher ungern gesehen und wird auf die restlichen BEs hingewiesen. Wenn man mal die Möglichkeit hatte im Herzkatheter zu sein, wurden zum Teil auch sämtliche Säle abtelefoniert, bis man mich gefunden hatte, nur um mich dann für eine einzelne Flexüle zurückzubeordern. Die Kommentare mancher Assistenten bei zu langsamen Erledigen der BEs waren schlichtweg unverschämt, hier muss man sich ein dickes Fell wachsen lassen und freundlich darauf hinweisen, dass BEs final immer noch ärztliche Aufgabe sind, und man gerne mithelfen kann, wenn es einem nicht schnell genug geht. Einzelne Assistenten wollten auch, das wir alle vormittags abwesenden Patienten selbstständig in SAP tracken, um bei ihnen sobald sie von ihren Prozeduren zurück sind nachträglich die BE durchzuführen, ein absurder Aufwand. Anfangs wurden uns auch täglich Zettel mit ca. 7 EKGs zum schreiben hingelegt, diese sollten einfach geschrieben und im Arztzimmer abgeliefert werden, für Besprechen oder Befunden war keine Zeit. Hier haben wir Studis nach kurzer Zeit das Gespräch mit dem verantwortlichen OA gesucht, daraufhin wurde diese Aufgabe der armen FSJlerin zugetragen. Insgesamt ist es sehr interessant, das es in unserem Zeitraum auf einer kardiologischen Station keine fest eingeteilte Person für das EKG Schreiben gab. Hinzu kommt das regelmäßige Ausfüllen von Protokollen für das sog. "Herzteam", eine Konferenz von Kardiochirurgie und Kardiologie. Hierfür rechnet man mit den zur verfügung stehenden Patienteninformationen bestimmte Scores aus. Hinzu kommt das gelegentliche Ausfüllend von Anschlussheilbehandlungs Anträgen, hierfür gibt es immerhin ca. 30 Euro per Überweisung von der Versicherung. Neben BEs, Flexülen und Bürokratie bereitet man noch Prozeduren wie Kardioversionen und Pleurapunktionen vor, beides sehr lehrreich und interessant!
Möglichkeiten: Wer lange bleibt und seine Pflichtaufgaben abarbeitet, kann sich am Nachmittag selbstständig (wenn ein Computer frei ist) in spannende Patientenfälle einlesen und diese für sich selbst aufarbeiten, meist haben die Assistenten Nachmittags auch etwas mehr Kapazitäten, um noch ein paar Worte zu einem Fall zu sagen. Falls man wie wir zu zweit ist, kann man sich mit der Betreuung der Station abwechseln und jeden zweiten Tag in den Funktionsbereich gehen. Wenn man hier gut aufpasst und sich selbst zu den Techniken einliest, kann man viel sehen und bei einzelnen OA sogar mit an den Kathetertisch kommen. Auch im Herzecho war man meist ein gern gesehener Gast. Diese Eindrücke waren auf jeden Fall ein Highlight und werden in Erinnerung bleiben! Die Betreuung von eigenen Patienten hat sich als schwer erwiesen. Die Assistenten sind meist selbst Berufseinsteiger und müssen sich einarbeiten, häufig bleiben hier keine Kapazitäten zur Supervision von durch PJ betreuten Patienten.
Fazit: Insgesamt würde ich ein PJ in der Kardiologie am CBF nur empfehlen, wenn man explizit plant, sich an der Charite für das Fach Kardiologie zu bewerben. Dann kann man auf Station ein Gefühl für Arbeitsabläufe entwickeln und erste Routinen entwickeln. Um das Fach Kardiologie generell kennenzulernen oder einfach nur ein lehrreiches Tertial in der Inneren zu haben, ist der Standort CBF meiner Meinung nach nicht geeignet. Dafür paaren sich zu viele nicht fachspezifische und stumpfe Aufgaben mit einem stressigen und teilweise rauen Arbeitsklima.