Ich werde einen kleinen Roman schreiben, daher hier kurz und knackig:
Für chirurgisch Interessierte kann ich das AKH nicht empfehlen. Ich hatte im Tertial einmal weniger Geburtstag als OP-Einsätze.
Für Wien Interessierte und angehende Internisten: Absolute Empfehlung!
Der Start:
Zeitig, vor Beginn des Tertials erhält man eine Mail mit allen wichtigen Information.
Am ersten Tag gibt es dann einen Einführungstag. Hier bekommt man eine kleine Führung durch das AKH, den Mitarbeiterausweis und "das Gewand".
In der ersten Woche findet außerdem eine Fortbildung "How to Nachtdienst" und ein Nahtkurs statt.
Außerdem bekommt man einen Mentor als Ansprechpartner zugewiesen, der bestenfalls bereits auf der Station arbeitet.
Zur Station:
Ich war die vollen 4 Monate auf Station 21B (oberster Stock im grünen Bettenturm). Hier werden bariatrische Patienten (BMI 39-72) geheilt.
Die Pflege hier ist top organisiert und geleitet und die Stimmung ist gut. Blutentnahmen und Vigo Legen ist üblicherweise Aufgabe der Pflege.
Auch meine Assistenzärzte und Oberärzte waren alle sehr nett und erklärten auf Nachfrage gerne!
Ein besonderes Konzept auf den chirurgischen Abteilungen sind die Stationsärzte. Hierbei handelt es sich um fertige Allgemeinmediziner, die im Schnitt! 3 Monate im Jahr krankgeschrieben sind und sonst die Aufgabe von PJlern machen (hauptsächlich Briefe schreiben).
Die Stationsärztin von 21B, Jasmin, hat nach jahrelanger Tätigkeit eine Feindgruppe für sich identifiziert: PJler. Als meine Mit-PJlerin zu Beginn nach Feedback zu ihrem Arztbrief fragte, kam die prompte Antwort: "Du bist zu schlecht, dir kann man gar nichts beibringen". Wenn man nicht mit ihr redet lässt es sich aber gut aushalten.
Zum OP:
Aktuell gibt es insbesondere in der Allgemeinchirurgie einen großen OP-Pflege Mangel, sodass nur 3/7 OP-Sälen bespielt werden. Darunter leidet die Ausbildung der Assistenzärzte und natürlich auch die OP-Zeit der PJler. Viel kann ich daher leider nicht dazu erzählen.
Essen:
Das Essen ist für PJler kostenlos und man könnte eigentlich immer Mittagessen gehen. Die Portionen sind mehr als ausreichend und meistens ist für jeden etwas dabei. Besonderes Highlight zumindest für die Wiener: der Trapezfisch am Freitag - ein großes Fischstäbchen.
OP-Kurse:
Obwohl wir nur selten im OP selbst waren, wurden wir von verschiedenen Oberärzten zu OP-Kursen an Körperspendern eingeladen und durften hier kleine Eingriffe laparsokopisch (Appendizitis, Cholezystektomie) und offen (und Leistenbrüche) durchführen. Bei einem Blutungskurs durften wir am Schwein Blutungen simulieren und diese mit verschiedenen Methoden stillen. Die OP-Kurse sind meiner Meinung nach absolute Highlights, hier kommt es aber auf den Kontakt zum jeweils organisierenden Oberarzt an. PJler von anderen Stationen wurden nicht gefragt.
Sommerfeier:
Während meines Tertials fand auch die jährliche Sommerfeier statt. Ein weiteres Highlight! Hoch gelegen durften wir im Cobenzl mit Blick über die ganze Stadt einen wunderbaren Abend mit All-you-can-eat-and-drink mit allen Mitarbeitern der Allgemeinchirurgie feiern.
Zusammenfassend:
Ich hatte eine wunderbare Zeit in Wien und letztlich auch am AKH. Die Arbeitszeiten waren ideal, um Wien auch am Nachmittag kennenzulernen. Wer chirurgisch möglichst viel lernen möchte, sucht sich vielleicht besser ein anderes Krankenhaus aus, wer aber ein gutes Auslandstertial erleben möchte, der ist hier goldrichtig.
Bewerbung
Telefonische Kontaktaufnahme mit Herrn Hanisch zirka 1.5 Jahre oder spontan 1 Monat vor Tertialbeginn,
danach schriftliche Bewerbung mit Lebenslauf per Email an Michael Hanisch - michael.hanisch@meduniwien.ac.at.
Der Typ ist top. Er antwortet aber nur auf Mails. Auf keinen Fall versuchen, ihn anzurufen.