Ich hatte mich gründlich informiert vor dem Tertial und die Urologie im UKE war, auch für den Berufsbeginn, meine Traumstelle.
Leider fing es schon so an, dass wir im Dezember antanzen mussten (ich hatte eine sehr lange Anfahrt) und uns dann gesagt wurde, dass wir eigentlich doch gar nicht kommen hätten müssen, der verantwortliche OA hätte da unnötig Wert draufgelegt (dieser war im Urlaub). Durch den weiten Weg von zuhause wurde der Weihnachtsurlaub so leider unnötig gekürzt.
Vorweg: Das Team ist absolut spitze. Jeder ist ausnahmslos nett, die PJler werden integriert und sofort von den AÄ in die Gruppe aufgenommen. Die OÄ waren größtenteils ebenfalls sehr entspannt und meist per Du. Die Klinikdirektorin war praktisch nie da und hat wohl eher repräsentativen Wert.
Das Essen war gut und meist hat der Großteil des Teams sogar zusammen gefrühstückt. Man hat 6 Euro pro Tag zur Verfügung, was ausreichen sollte.
Der ganze Rest fiel leider eher negativ aus. Los ging es noch vor 7 um die Patientenakten durchzustöbern, Visite war um 7 Uhr. Zu den PJler-Aufgaben zählen eigentlich nur das gesamte Spektrum der Stationsarbeit. Man hat (positiv) zwar immer die Möglichkeit in den OP zu gehen, dies wird auch gerne vom Stv. Klinikdirektor gesehen, dort hat man allerdings keine Aufgabe und ist tatsächlich nur zum Zuschauen da. PJler, die bereits mehr chirurgische Erfahrung hatten langweilen sich hier zu Tode, auch wenn man steril an den Tisch darf. Es wird nicht genäht sondern nur getackert, wodurch auch diese Aufgabe entfällt. In manchen Fällen kann man als zweite Assistenz helfen. Die Assistenten kriegen m.M.n. eine sehr karge operative Ausbildung.
Das OP-Spektrum ist allerdings sehr interessant und vielseitig. Dies reicht von klassischen offenen Tumoroperationen über Harnröhrenrekonstruktionen bis zur Kinderurologie und Transgenderchirurgie (Male to Female).
Man rotiert eine Woche in die Martini-Klinik, was als weltweit größtes Prostatazentrum sicher sehenswürdig ist. Zwei Tage würde hierfür allerdings reichen, denn auch hier schaut man nur zu und 1 Woche lang Prostatektomien zu "bestaunen", sowohl robotisch als auch offen, wiederholt sich doch sehr stark.
In der Poliklinik kann man teilweise eigene Patienten anschauen und die dem AA übergeben, richtige Eigenständigkeit ist allerdings nicht möglich.
Die Arbeitstage gingen meist bis 17 Uhr, machmal auch 16 oder 18 Uhr.
Zusammenfassend kann ich das Tertial leider nicht empfehlen. Als erstes Tertial könnte es möglicherweise noch interessant sein, nach einem Monat wird alles sehr repetitiv und es stört stark, dass man nichts dazulernt. Ausser der Stationsarbeit, welche man meist nach wenigen Stunden erledigt hat, ist man aufgabenlos und zum mitlaufen und zuschauen gezwungen.
Uro-Kurse gab es keine. Einmal im Monat gibt es verpflichtende PJ-Kurse für alle PJler, welche sich durch alle Fachrichtungen ziehen.
Sowohl ich als auch mein mit-PJler waren anfangs sehr begeistert und wollten dort anfangen, wurden auch ermutigt von seiten der AÄ und OÄ uns zu bewerben. Wir beide waren leider nach1-2 Monaten sehr enttäuscht vom Tertial und uns einig, dort nicht anfangen zu wollen.