Ich habe 4 Wochen auf der Hämatologie des LKH verbracht. Die Station besteht aus ca. 15-20 Patienten, die von 2-3 Assistenzärzten sowie 2-3 Oberärzten betreut werden. Dazu kommen noch gelegentlich Turnusärzte sowie diejenigen, die zur Versorgung der ca. 5 KMT-Patienten und der Besetzung der Ambulanzen gebracht werden.
Die Stimmung zwischen den Ärzten ist sehr gut und man wird als PJ-ler ernstgenommen und ab Tag 1 ins Team integriert. Insbesondere, da die Station aufgrund der Spezialisierung bei den einheimischen Studenten nicht sehr beliebt ist, freut man sich hier immer, wenn jemand vorbei kommt. Morgens um 8 ist eine kurze Video-Konferenz zur Besprechung des Tages, danach "Huddle", also Zusammenkunft aller Ärzte und Pflegekräfte zur Einteilung und kurzem Update über das, was am Tag wichtig ist. Dienstags gibt es direkt im Anschluss noch eine Fallkonferenz mit Kollegen aus anderen Kliniken, bei der man ebenfalls zuhören kann und auf Nachfragen auch die Zusammenfassung der Fälle bekommt. Im Verlaufe der Woche gibt es noch weitere Fallkonferenzen, bei denen ist man aber nicht standardmäßig dabei. Dazu ist die Hämatologie sehr intensiv in Fortbildungen in der Region eingebunden und auch zu diesen (Abend-)Veranstaltungen ist man herzlich eingeladen. Ich war bei 1-2 dabei und habe einiges mitnehmen können.
Der Tag besteht größtenteils aus Visiten: 1x morgendliche Kurvenvisite, hier meist schon Anordnung neuer Medikamente, Blutentnahmen (VIELE Blutentnahmen, diese machen aber standardmäßig die Pflege) etc. Danach einmal Visite über die Station, meist hat man 7-10 Patienten zu sehen, aufgrund der komplexen Krankheitsbilder (seltene oder schwere Leukämien, St.p. KMT oder Lymphome) erfordern viele Patienten aber etwas mehr Zeit. Am Nachmittag gegen 14 Uhr gibt es dann noch eine zweite Kurvenvisite. Dazwischen untersucht man die Patienten, fordert eigenständig Blutprodukte (EKs und TKs) an und darf die EKs auch nach Anleitung in Rücksprache mit den Assistenten fast eigenständig verabreichen. Außerdem schreibt man Briefe, legt gelegentlich eine Leitung oder schreibt mal 1-2 Reha-Anträge. Insgesamt ist man damit bis 16-17 Uhr gut beschäftigt, kann dann aber auch entspannt nach Hause gehen.
Die Ärzte freuen sich über die Hilfe und man hat das Gefühl, eigenständig was zu leisten und Arbeit abzunehmen. Mittagessen ist jeden Tag möglich. Alle sind jederzeit für Fragen offen und beantworten diese gern und fachkundig. Richtigen Unterricht oder sowas gibt es aber nicht - gelegentlich fragen die Oberärzte was ab und erklären dann auch. Das Fach ist auf jeden Fall sehr spezialisiert und wer gar kein Interesse an Laborwerten und den hämatologischen Erkrankungen hat, wird hier wenig Spaß haben. Wenn man sich aber drauf einlässt, kann man viel lernen und niemand ist böse, wenn man die ultra-seltene Leukämie der XY-Stammzelle nicht direkt kennt. Wer sich richtig reinhängt und danach fragt, kann sicher auch mal eine Jamshidi-Punktion machen. Auf Nachfragen kann man wahrscheinlich auch mal mit in die Ambulanzen oder Labore, ich war aber mit der Station soweit ganz gut ausgelastet. Ich kann die Hämatologie daher insgesamt auf jeden Fall empfehlen!