Ich habe insgesamt 4 Monate in Bern verbracht, davon 2 in der Akutgeriatrie im Tiefenau Spital und 2 in der Geriatrischen Reha in Belp. Die beiden Abteilungen bilden zusammen die Universitäts-Geriatrie und auch die Ärzte rotieren zwischen den beiden Standorten. Das Tertial konnte ich mir ohne Probleme als Innere Tertial bescheinigen lassen.
Gleich vorneweg, das Team war an beiden Standorten ein Traum. Die Assistenten waren meinst frisch aus der Uni, man hat immer gemeinsam zu Mittag gegessen, die Hierarchie war sehr flach und der Chefarzt hat sich super gekümmert. Vor Weihnachten hat er alle in seinen Garten zum Fondue eingeladen. Ich würde das Tertial dort auf jeden Fall weiterempfehlen!!!
Zu Geriatrie allgemein, da hier viele Vorurteile bestehen: Gerade auf der Akutgeriatrie waren viele Patienten, die direkt aus der Uniklinik kamen. Dadurch hat man echt spannende Krankheitsbilder gesehen (FSME-Enzephalitis, Onkologische Erkrankungen, schwere Schlaganfälle, neurologische Krankheitsbilder, ...), zusätzlich hat man aber auch alle häufigen Krankheitsbilder (Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Diabetes, Parkinson, Rheuma). Da es eben ältere multimorbide Patienten sind konnte man vieles auch in fortgeschritteneren Stadien sehen.
Akutgeriatrie Tiefenau:
Start ist um 8:20 mit dem Morgenraport, danach geht man mit auf Visite und bekommt 1-2 Patientenaufnahmen für den Tag übertragen. Um 15:45 ist Röntgenbesprechung, danach kann man gehen, wenn man seine Aufgaben für den Tag erledigt hat.
Man ist einer Assistenzärztin zugeteilt, läuft bei ihr mit auf Visite und arbeitet eng zusammen. In der Regel übernimmt man Aufnahmen aus ihrem Bereich, aber man hilft natürlich auch anderen Assistenten, wenn diese mehr Aufnahmen an diesem Tag haben. Dadurch bekommt man sehr eng mit was mit den Patienten während des gesamten Aufenthalts (1-2 Wochen) passiert. Nach wenigen Tagen haben wir uns auf Visite abgewechselt und ich habe recht schnell auch eigene Patienten bekommen.
Zu einer Aufnahme gehört hier eine gründliche Anamnese, sehr umfassende Körperliche Untersuchung, die Anmeldung sämtlicher Diagnostik und Therapie, erstellen einer Diagnoseliste, Fremdanamnese mit Angehörigen, Telefonate mit Hausärzten. Am Nachmittag werden alle Patienten und Aufnahmen mit dem zuständigen Kaderarzt durchgesprochen. Besonders das selbstständige arbeiten und einteilen der Arbeit, sowie die Nachbesprechung mit Assistenten und Kaderärzten war sowohl fachlich als auch für das kommende Arbeitsleben sehr lehrreich und hat mir viel Spaß gemacht.
Geriatrische Reha Belp:
Start ist um 8:00, Ende wenn man fertig ist mit seinen Aufgaben (meist 16-18 Uhr). Hier ist es ähnlich wie in der Akutgeriatrie: Visite mit dem zugeteilten Assistenten, ausführliche Aufnahmen, eigene Patienten betreuen, ausführliche Besprechung der eigenen Patienten und Aufnahmen mit dem Kaderarzt. In der Reha fand ich es insofern entspannter, dass die Patienten meist mindestens 2 Wochen da waren. Allerdings waren sie anders als man erwarten könnte medizinisch nicht super fit oder hatten akute Komplikationen (Pneumonie, TVT, neurologische Auffälligkeiten,...), sodass es auch medizinisch spannend war.
Lehre:
- beide Abteilungen machen gemeinsam über Zoom wöchentlich nach der Frühbesprechung einen Journal Club, in dem ein Assistent ein Paper vorstellt, welches im Anschluss kurz besprochen wird.
- außerdem gibt es wöchentlich die internistische Fortbildung des Inselspitals, welche beide Abteilungen über Zoom anschauen.
- ebenfalls wöchentlich macht ein Kaderarzt mittags eine Fortbildung (ca. 45min) für beide Abteilungen (der jeweils andere Standort ist über Zoom dabei)
- 1x die Woche gibt eine 1-stündige internistische Fortbildung für Studenten der Inneren und Geriatrie im Tiefenau, zu der man auch wenn man in Belp ist hin fährt (den Rest des Nachmittags hat man dann frei)
- die anderen 4 Wochentage gibt es eine 45min Fortbildung für Studenten der Inneren und Geriatrie im Tiefenau
- gelegentlich hat einer der Kaderärzte früh nach der Morgenbesprechung eine kurze Teaching Einheit für das Team gemacht
Freizeit:
Bern ist eine wunderschöne studentische Stadt mit vielen Freizeitmöglichkeiten, Cafes, Restaurants, Museen für regnerische Tage und Festen. Die Berge sind auch nicht weit entfernt, wenn man gerne Wandert, Langlauf oder Ski fährt. Außerdem ist man in 1 Stunde in Luzern, Basel, Zürich oder kann in 20min im französisch sprachigen Teil der Schweiz sein.
Wenn man in Belp ist bekommt man außerdem das Monatsabo für die Öffis in Bern und der angrenzenden Zone in der Belp liegt erstattet um pendeln zu können.
Bewerbung
1 Jahr vorher über das Sekretariat des Chefarztes Dr. Fäh