Ich habe mich entschieden eine Hälfte meines Chirurgietertials in Guadeloupe zu machen. Und obwohl ich die Klinik nicht sehr gut bewertet habe würde ich es trotzdem empfehlen!!
Guadeloupe ist eine wunderschöne Insel und hat genau die richtige Größe um alle Orte in höchstens 1,5 Stunden zu erreichen. Man kann auf der Station seine Arbeitszeiten eigentlich auch ziemlich selbstständig einteilen und hat dadurch alle Möglichkeiten die Insel zu erkunden.
Zuerst zum Praktikum:
Die Allgemeinchirurgie am CHU ist eher klein, es gibt eine Station und 3 feste OP-Tage. An den restlichen Tagen finden nur Notfalloperationen statt.
Der Tag beginnt um 7:30 mit einer Visite und einer anschließenden Besprechung im Team. Danach kann man sich aussuchen ob man auf Station bleiben oder in den OP gehen möchte. Ich habe mich wenn möglich immer für den OP entschieden, da auf Station nicht so wirklich viel zu tun war. Im OP kann man sich wenn man möchte einwaschen und am Tisch mithelfen. Das Operationsspektrum ist überraschend groß, eigentlich wird fast alles operiert was man auch aus deutschen Unikliniken kennt: Cholezystektomie, Appendektomie, Hernien, Kolektomien, Leberteilresektionen und sogar Whipple-OPs.
Der OP ist sehr modern und entspricht fast europäischen Standards. Das restliche Krankenhaus ist etwas in die Jahre gekommen, es wird gerade ein neues CHU gebaut.
Da es immer viele verschiedene wechselnde "externes" (Praktikant:innen) gibt, haben die Ärzt:innen keine große Erwartungshaltung an die Studierenden. Wenn man sich etwas Mühe gibt und öfters fragt, wird man mehr in die Aufgaben miteinbezogen und gerade wenn man ein ganzes Tertial da ist und gut französisch spricht, kann man auch auf Station einiges machen (Aufnahmen, Doku, Entlassungen). Mittwochs kann man wenn man möchte bei der Chefärztin mit in die Sprechstunde gehen. Es herrscht ein insgesamt für die Chirurgie sehr freundlicher Umgangston, allerdings wird man aber auch nicht sehr ins Team miteingeschlossen.
Freizeit:
Guadeloupe ist eine wunderschöne Insel, ich war in der Regenzeit da - das hat sich mit kurzen heftigen Regen bemerkbar gemacht, die einen aber nicht deutlich eingeschränkt haben. Ab und an gab es auch Tage wo es ununterbrochen geregnet hat, diese waren aber selten. Ansonsten scheint fast immer die Sonne und dann ist es auch sehr heiß (eigentlich immer über 30°C).
Was man auf jeden Fall braucht ist ein Auto, ohne ist es praktisch unmöglich die Insel zu erkundigen. Dafür kann ich WestIndiesCars empfehlen, die vermieten sehr günstige (allerdings dafür auch ältere) Autos ab 13€/Tag (wenn man für min. 60 Tage mietet).
Ich habe mir ein Surfboard gekauft (für Anfänger: der Strand les heleux zu empfehlen) und meinen Tauchschein auf Basse-Terre gemacht in der Zeit in der ich da war. Außerdem gibt es unfassbar viele wunderschöne Strände, man kann auf Basse-Terre den Regenwald und den Vulkan besichtigen und auch die umliegenden kleineren Inseln besuchen. Die Menschen sind zum größten Teil sehr sehr freundlich, allerdings wird man als Frau wenn man alleine unterwegs ist sehr viel von Männern angequatscht (meistens freundlich, manchmal ein bisschen aufdringlich). Mit meinem Schulfranzösisch kam ich insgesamt ganz gut zurecht, im Krankenhaus war es manchmal etwas schwierig, aber auch mit mittelmäßigem französisch kommt man gut durch.
Insgesamt würde ich jedem empfehlen einen Teil des PJs hier zu machen, es war eine tolle Erfahrung!
Bewerbung
6 Monate im Vorhinein habe ich mich bei Dr. Schneck (anne.schneck@chu-guadeloupe.fr) per email beworben und eine schnelle Zusage bekommen. Danach soll man sich bei einer Mme. Biabiany melden um alle Formalitäten klären. Ich kennen niemandem dem diese Frau jemals geantwortet hat. Ich habe es stattdessen bei virginie.reinette@chu-guadeloupe.fr versucht und eine Antwort bekommen.
Ein Freund von mir ist allerdings nur mit Zusage vom Chefarzt gekommen und das hat dann vor Ort auch problemlos funktioniert.