Ich habe mein ambulantes Quartal in der kardiologischen Ambulanz der UMM absolviert. Mir wurde von Anfang an gesagt, dass ich hier lerne selbstständig Echos zu machen - und das stimmt! :)
PRO:
- Kaum Blutentnahmen oder Zugänge legen! Pro Tag fielen vielleicht mal max. 2 Blutentnahmen und 1 Zugang an - und das auch nicht jeden Tag. Das war klasse, denn so konnte man sich auf andere kardiologischen Lerninhalte konzentrieren.
- Vom 1. Tag an konnte man hier Patienten vorschallen und hat dafür i.d.R. auch genug Zeit bekommen. Wenn man sich unsicher war oder nicht mehr weiterkam, konnte man einen Arzt dazu holen, der dann die übrigen Messungen im Echo komplettiert hat.
- Man macht auch Ergometrien selbstständig und befundet sie zusammen mit einem Arzt.
- Bei TEEs oder Stressechos kann man jederzeit zuschauen. TEEs gab es jeden Tag.
- Man konnte auch spontan in die Arrhythmieambulanz, ins Herzkatheterlabor, in die kardiologischen OPs (EPU, SM-Implantationen usw.) und in die Notaufnahme rotieren. Auf rechtzeitige Nachfrage beim PJ-Beauftragten wäre auch eine zweitägige Hospitation in der Herzchirurgie in Heidelberg möglich gewesen.
- Nette Assistenzärzte, die uns PJler immer pünktlich heimgeschickt haben ;) Meist Dienstschluss vor 15 Uhr.
- Man kriegt Kleidung gestellt.
- Man kann recht flexibel seine Mittagspause machen und dafür in die Cafeteria gehen. Die Qualität des Mittagessens in der Uniklinik hat sich seit Corona deutlich gebessert!
- Der PJ-Unterricht wird sehr ernst genommen. Er ist nur ein einziges Mal ausgefallen. Für PJler im ambulanten Quartal gibt es den sog. "Ambulanten Mittwoch", der ab 11 Uhr beginnt. In der ersten Hälfte stellen PJler Fälle aus den eigenen Ambulanzen vor, wozu sie ihren PJ-Beauftragten mitbringen und Diskutanten Fragen stellen müssen. In der zweiten Hälfte finden Praxisrepetitorien statt, u.a. Kurse über EKGs, Katheterisieren, Nähen, Röntgen/CT/MRT-Befundung, Transfusionen, Pathologie und Gipsen.
CONTRA:
- Die Kleidung hat man zwar gestellt bekommen, aber es gab einen Kampf um weiße Hosen :D Alle haben Pflegehosen verwendet, da die Ärztehosen viel zu klein und eng geschnitten sind. Diese waren Woche für Woche Mangelware und man musste die Hosen mehrfach anziehen.
- Keine eigene Umkleide und kein eigener Spind! Wir mussten uns im Arztzimmer umziehen... ungünstig, wenn dann dort auch noch die Übergabe stattfindet :D
- Kein eigener PJ-Zugang zum Kliniksystem mit der Begründung, dass die PJ-Zugänge so funktionslimitiert seien, dass man mit denen keine Arztbriefe anlegen geschweige denn schreiben konnte.
- Zu wenige PC-Arbeitsplätze.
- Personalmangel, daher manchmal schlechte Stimmung im Team und Stress bei der Arbeit.
- War für mich nicht unbedingt ein negativer Punkt, aber es bedarf viel Eigeninitiative, um dort Echos zu lernen. Zwecks Personalmangel mussten die in der Ambulanz tätigen Ärzte möglichst viele Echos in kurzer Zeit machen. Man darf nicht erwarten, dass man an die Hand genommen wird und einer der Ärzte daneben steht, während man Echos macht - es gilt eher "try and error". Außerdem bedarf es Selbstreflexion und aktive Ansprache der Ärzte, wenn man mit gewissen Schallkopfeinstellungen oder Messungen noch Probleme hat. Dann kriegt man aber auch Auskunft und lernt was dabei :)
- Ich hätte gerne mehr EKGs befundet.
Alles in einem, hatte ich in der Kardio-Ambulanz ein gutes Quartal mit hoher Lernkurve. Wer sich vorstellen kann, Kardio später zu machen, sollte unbedingt sein ambulantes Quartal hier absolvieren! Wer weiß, wann man sonst Echos in der Assistenzarztzeit lernt...