Ich habe die Hälfte meines Chirurgie-Tertials in Montpellier am CHU absolviert (St. Eloi) auf der Station Chirurgie digestive B et Transplantation. Allgemein ist Montpellier was die Organisation angeht sehr angenehm für deutsche PJler, da es einen genauen Plan gibt, wie man sich bewerben muss und außerdem die Möglichkeit, sich währenddessen offiziell zu immatrikulieren (das hilft bei der Anrechnung und mit dem ERASMUS Stipendium). Ansprechpartner im "International Office" ist dafür Omar MASRAR, der sozusagen die bürokratische, universitäre Seite abdeckt.
In der Klinik hängt alles (wie immer) sehr von der jeweiligen Station ab, auf der man ist. Auf der Chirurgie digestive B, wo ich meine 2 Monate verbracht habe, war die Anwesenheit von Studenten sehr gut durchgeplant. Der verantwortliche Oberarzt nahm die Betreuung der Studenten (französische sowie ausländische) sehr ernst, führte mit jedem Gespräche und erarbeitete einen genauen Plan, wer wann wo eingeteilt ist. Für gewöhnlich war man wochenweise in folgenden Bereichen eingeteilt: Station, IMC/Intensiv, OP, Sprechstunde, Endoskopie, Radio. Da die französischen Studenten der höheren Semester in Montpellier jeweils 5 Wochen in der Klinik sind und dann 5 Wochen Uni haben, waren alle im Krankenhaus sehr an Studenten gewöhnt. Man wurde meist freundlich akzeptiert, hatte allerdings eher die Position eines Zuschauers inne. Selbst Hand anlegen, Patienten untersuchen, im Stationsalltag mithelfen oder gar eigenen Aufgaben nachgehen habe ich auf dieser Station kaum erlebt. Auch im OP war man nicht immer zwingenderweise als Hakenhalter nötig, man konnte sich aber immer steril machen und mit an den Tisch. Es wurde auch sehr viel erklärt und abgefragt (vor allem Anatomie!), im OP durfte man auch oft nähen.
Zu meiner Zeit waren wir insgesamt seeeehr viele Studenten, neben den französischen Studenten waren wir bis zu 8 deutsche und österreichische PJler auf unserer Station und nochmal so viele auf der Nachbarstation (Chirurgie digestive A). Dadurch habe ich auch einige Zeit in eher weniger spannenden Bereichen verbracht und war z.B. nur 3 Wochen im OP. Der Vorteil war dafür, dass wir auch mal kürzere Tage hatten. Wer jedoch später Viszeralchirurg*in werden will, dem wäre das eventuell zu wenig. Trotzdem hat es mir persönlich sehr gut gefallen, dass wir so viele Pjler waren, da wir so auch direkt Anschluss untereinander gefunden haben und viele Ausflüge und Unternehmungen zusammen machen konnten.
Inhaltlich hat mir die Viszeralchirurgie in Montpellier sehr gut gefallen, es wurde das gesamte Spektrum viszeralchirurgischer Operationen angedeckt (von Cholezystektomie bis Whipple-OP) inklusive Lebertransplantationen. Hier mussten/konnten wir als Studenten auch Dienste übernehmen, sodass man sowohl bei Transplantationen als auch bei Organentnahmen dabei sein konnte. Als deutsche Pjler hatten wir außerdem einen Tag pro Woche Studientag "zur Anfertigung unserer Promotion", den man flexibel freinehmen konnte. In unregelmäßigen Abständen gab es auch Unterricht durch die Assistenz- und Oberärzte.
Insgesamt waren meine 2 Monate in Montpellier eine tolle Erfahrung, sowohl für die Sprache, als auch aufgrund der tollen Stand und Umgebung (Strand!) und die Zeit in der Klinik war relativ entspannt. Ich würde es sofort wieder so machen und kann nur empfehlen, sich nicht durch den ganzen Organisationsaufwand abschrecken zu lassen!
Bewerbung
Ich habe mich initial beim Koordinator des "International Office" in Montpellier (Omar MASRAR) gemeldet gehabt. Um den Praktikumsplatz in der Klinik muss man sich jedoch selber kümmern, dazu musste man seine Anfrage auf einem bestimmten Formular an die Chefärzte der Abteilungen schicken. Sobald von dort eine Zusage vorliegt, hilft einem Herr Masrar durch die ganze Bürokratie incl. Immatrikulation. In der Abteilung kümmert sich einer der Oberärzte um die Studenten und steht als Ansprechpartner zur Verfügung.
Ich hatte ca. ein halbes Jahr vor meinem gewünschten Aufenthalt begonnen, Kliniken in Frankreich anzuschreiben. Insgesamt hat sich das alles als nicht ganz so einfach herausgestellt, daher hatte ich erst im Dezember dann meine sichere Zusage. Es lohnt sich also, doch etwas früher mit der Suche zu beginnen, auch wenn es auch relativ spontan noch klappt (eine Freundin von dort wurde noch 6 Wochen vor Beginn ihres Tertials akzeptiert).