Während meines ersten Tages im Central Hospital erfuhr ich, dass ich aufgrund von vielen Studenten vor Ort ins Katatura State Hospital sollte. Trotz der anfänglichen Verwirrung verbrachte ich mein gesamtes Tertial im Katatura State Hospital. Obwohl ich im Vorfeld meine Zweifel an der medizinischen Versorgung in Namibia hatte, wurde mir schnell klar, das dort ähnliche Diagnostische Mittel vorhanden und ähnliche Operationen durchgeführt wurden. Die Qualität ließ allerdings jegliche Befürchtung wahr werden. Vor allem Hygiene scheint noch ein Fremdwort zu sein (ein Desinfektionsmittel für eine gesamte Station). Das Krankenhaus selbst wies zahlreiche Mängel auf, darunter baufällige Gebäudeteile und sogar das Vorhandensein von Ratten und Mäusen in den Wänden und Decken.
Die zwischenmenschlichen Beziehungen im Krankenhaus waren ebenfalls herausfordernd. Die Ärzte, die oft noch der alten Schule angehörten, demütigten gerne ihre Assistenzärzte, nicht nur vor einer großen Visite, sondern auch vor den Patienten. Die Frühbesprechungen begannen unregelmäßig zwischen 7:30 und 8:30 Uhr und wurden oft von den Launen der Oberärzte beeinflusst. Diese Besprechungen dauerten manchmal bis zu 2,5 Stunden und waren eher eine Abfrage der Assistenten als ein Austausch von relevanten Patienteninformationen.
Die Dokumentation im Krankenhaus erfolgte auf handgeschriebenen Zetteln und über eine WhatsApp-Gruppe, in der alle Ärzte der Abteilung waren. Leider hatte ich während meiner Zeit im Krankenhaus nur begrenzte Möglichkeiten, mein medizinisches Wissen zu erweitern. Dennoch habe ich durch diese Erfahrung eine tiefere Wertschätzung für die Qualitätsstandards und den Umgang in deutschen Krankenhäusern entwickelt.
Ich möchte meine Erfahrung nicht nur negativ darstellen. Trotz der fachlichen Einschränkungen konnte ich menschlich viel lernen, und das Land Namibia selbst ist von atemberaubender Schönheit und bietet sich hervorragend für Reisen an.
