Wir waren zu dritt, daher wurde die Zeit zwischen Saal und ITS gedrittelt, jeder von uns hatte ca 5 Wochen auf der ITS und war die restliche Zeit im Saal.
Mir hat PJ insgesamt ganz gut gefallen. Die Organisation am 1. Tag ist gut, man weiß wann man wo auftauchen soll und bekommt alles gezeigt. Es ging für uns dann auch schon direkt am 1. Tag los. Das Essen ist ok, es ist aryuvedisch angehaucht, oft etwas ähnlich, aber immerhin eher gesund und kostenlos. Eigentlich ist eine Mittagspause von 30 Minuten angedacht, aber wir haben oft eine Pause von 45-60 Minuten mit den anderen PJlern gemacht und das hat niemanden, zumindest nicht merklich, gestört. Die Studientage kann man nehmen wann man möchte und auch sammeln.
OP: Der Tag beginnt um 7:15 Uhr mit der gemeinsamen Frühbesprechung. Hier wird der Tagesplan angekündigt und der Dienst übergibt die Nacht. Dann kann man sich selbstständig einen Saal (Auge, Viszeral, Neuro, Gefäß, Gyn, Ortho, HNO) raussuchen, es rentiert sich sich für längere Zeit an den/die gleiche/n Arzt/ Ärztin anzuhängen, da die Person dann irgendwann weiß, was man schon kann und was nicht. Generell ist es aber so, dass man häufig die gleichen Dinge neu erklärt bekommt, da die Person natürlich nicht weiß, was man bei anderen schon gelernt hat und schon machen durfte. Dadurch war meine Lernkurve etwas träge, aber ich denke das wird in den meisten Häusern so sein. Es dauerte einige Wochen, bis ich das erste mal intubieren durfte, was aber sicherlich auch einfach ein bisschen daran lag, dass viele neue Assistenzärzt:innen (Assis) im 1. Jahr angefangen haben und viele FÄ im Elternurlaub waren, dadurch war das einfach ein bisschen Pech mit dem Timing. Insgesamt sind aber die meisten sehr nett und erklären auch viel, wenn man fragt. In der ersten Zeit lohnt es sich bei der Einleitung bei der Pflege zu helfen, das wird gerne gesehen und wenn man sich mit der Pflege gut versteht hat man viel gewonnen. Das Team der Pflege ist größtenteils nett bis auf 2 Ausnahmen, denen man am besten einfach aus dem Weg geht. Maskenbeatmen durfte ich super viel und auch einige LMAs schieben. Intubieren wie gesagt schon auch einige Male, aber leider nicht so oft, wie ich mir gewünscht hätte. Man konnte auch mal bei einer Plexusblockade zusehen, aber das und auch Spinalanästhesie waren leider eher selten und wenn das mal vorkam, dann mussten die Assis das natürlich lernen, daher durfte ich das leider gar nicht machen. Arterien durfte ich aber dafür legen. Während der Narkose durfte man Protokoll führen, die Beatmung einstellen und Medis aufziehen und applizieren, bis man zum Ende hin die Narkose halbwegs selbstständig (in konstanter RS mit der/m Anästhesistin/en) führen, wobei auch da kam es auf die Person an, bei manchen durfte ich selbst am Ende eher wenig machen, bei anderen fast von Anfang an relativ viel.
Die meisten Oberärzte sind an sich nett und oft nur die Pausenablösung. Es ist eher selten, dass die OÄ einen Saal übernehmen. Wenn das mal vorkommt, ist es aber Person- und tagesformabhängig, ob viel erklärt wird oder es eine schweigsame Runde ist. Unfreundlich waren die meisten aber nicht und mit den meisten war man per du, nur mit dem Chef wurde gesietzt. Ich bin meistens pünktlich nach Hause, manchmal etwas früher, selten später.
ITS: Die Zeit auf der ITS beginnt morgens um 7.00 Uhr. Dann ist Übergabe vom Dienst für alle Patient:innen. Die ITS ist mit 12 Betten eher klein. Es sind tagsüber 2 Assis für je 6 Patienten zuständig und je nachdem ob noch aus anderen Fachrichtungen rotierende Assis dabei sind gibt es mal mehr und mal weniger zu tun. Man konnte dann meistens für den Tag eine/n Patientin/en übernehmen, aber leider eher marginal. Oft hat man vormittags den Status erhoben und notiert (auf Papier natürlich, weil auch diese Klinik sehr fortschrittlich ist in ihrer Digitalisierung...) und dann gab es gegen 11 Uhr Visite mit den zuständigen OÄ, wo dann Therapien etc. angepasst und Verläufe besprochen wurden. Es gab leider nur 3 Computer und da es oft 3-4 Assis gab waren die oft besetzt, was das selbstständige Arbeiten sehr schwer gemacht hat. Ich konnte leider nie einen Fall längere Zeit wirklich komplett alleine übernehmen, weil die Organisation das nie so richtig zugelassen hat. Manchmal kommt man dazu einen Brief zu schreiben, was mir immer gut gefallen hat, weil man dann mal Gelegenheit hat sich in einen Fall richtig reinzudenken und nachzuvollziehen, warum wann was gemacht wurde. ZVKs durfte ich öfter legen, Pleuradrainagen hätte ich theoretisch "das nächste Mal" gedurft, leider gab es dann kein nächstes Mal, das war dann einfach Pech. Man muss sich da auch ein bisschen Hinterklemmen, da auch hier die Assis und OÄ wöchentlich, teilweise täglich, wechseln und niemand außer man selbst so richtig den Überblick hat, was man schon mal gemacht und gesehen hat. Thoraxdrainagen sind eher selten und daher werden die Assis dann auch bevorzugt, was ich persönlich verstanden habe. Ansonsten kann man sich eigentlich immer beim Rea-Team mit anhängen, wenn man gerade in der Nähe ist, was ich sehr spannend fand. Es gibt jede Woche einen BLS Kurs, an dem jeder vom Klinikpersonal teilnehmen kann und ich habe auch einmal einen ALS Kurs von der einen OÄ mitgemacht, den ich super cool fand, der fand zwar nachmittags statt, hat sich aber gelohnt. Auf der ITS durfte ich meistens sehr pünktlich oder auch etwas früher gehen.
PJ Unterricht gab es einmal die Woche für die Studis der Inneren, aber der war für alle offen. Ich selber war nur einmal da, aber das war ganz gut.
Alles in allem war das PJ gut, man bekommt einen guten Einblick in das Fach, das Team ist überwiegend nett und kollegial und ich denke die Dinge, die mich gestört haben, hätte es an vielen anderen Kliniken auch gegeben. Ich durfte in meinen anderen Tertialen glaube ich überdurchschnittlich viel Verantwortung übernehmen und selbstständig arbeiten, daher hätte ich mich über etwas mehr Selbstständigkeit gefreut und ein in der Ausbildung fortgeschrittener Mentor, der für einen etwas zuständig ist, wäre schön gewesen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau :D Insgesamt kann ich das Tertial empfehlen.