Ich habe mein komplettes Innere-Tertial auf Malta gemacht und kann es nur empfehlen, wenn man Lust hat auf einen guten Mix aus Lehre und Freizeit.
Wie schon von anderen PJlern beschrieben existiert die Position des PJlers im maltesischen Gesundheitssystem nicht, man ist wirklich einfach nur Praktikant und läuft mit. Keine Blutabnahmen, keine Briefe etc., je nach Team und Motivation darf man aber vielleicht mal die ein oder andere körperliche Untersuchung machen oder bei einem auffälligen Befund auskultieren, ist jedoch eher die Ausnahme.
Dafür muss ich aber sagen, dass alle Ärzte super nett waren und immer Lust hatten, einem was zu erklären, wenn man Interesse und Engagement gezeigt hat. Meiner Meinung nach sind die dort ziemlich gut ausgebildet und ich konnte viel an theoretisch-klinischem Wissen mitnehmen.
In der Inneren besteht der Vormittag entweder aus einer Visite, bei der alle Ärzte eines Teams mit anwesend sind (da immer nur der Oberarzt bzw. der Resident Specialist untersucht und der Rest drum herum steht, ist die Effektivität des Systems definitiv in Frage zu stellen, aber so ist es eben), oder man schaut in der Ambulanz während der Sprechstunde zu. Der Personalschlüssel ist ein Anderer als in Deutschland, die Ärzte arbeiten offiziell nur bis 14.30 und sind aufgrund der besseren Besetzung deutlich entspannter und gewillt, einem etwas beizubringen. Die Hierarchien sind generell flach und jeder ist um einen freundlichen Umgang bemüht, was ich sehr zu schätzen wusste.
Der einzige Negativaspekt ist wahrscheinlich das Maltesisch, was in 70-80% zwischen Arzt und Patient gesprochen wird. Oft sind die Ärzte allerdings motiviert einem danach nochmal zu erklären worum es ging, und die meisten medizinischen Fachdiskussionen innerhalb des Teams finden auch auf Englisch statt.
Wenn man länger als vier Wochen dort ist, hat man die Möglichkeit, zu rotieren. Wirklich empfehlen kann ich definitiv die Infectious Disease Unit, am besten unter Dr. Charles Mallia Azzopardi (bestes Team, sehr spannend und abwechslungsreich). Rheumatologie für 2-3 Wochen fand ich auch ganz cool und ich könnte mir vorstellen, dass Hämatoonko noch interessant sein könnte, auf Acute Medicine hätte man meiner Meinung nach auch verzichten können.
Der „Arbeitstag“ geht i.d.R. nicht länger als bis 12/13.00 und man hat dort vor Ort keine wirklichen Aufgaben, denen man zwingend nachgehen müsste. Ich weiß von anderen PJlern aus der Chirurgie, bei denen das mit der Anwesenheit extreeeem entspannt lief - so ist es in der Inneren nicht, da es einfach viel eher auffällt, wenn man fehlt. Wenn aber bspw. mal Besuch da ist, kann man sich auf jeden Fall auch frei nehmen, generell sind die da trotzdem locker.
All in all habe ich den Eindruck, dass das PJ auf Malta für mich viele positiven Aspekte miteinander vereinen konnte: Früh gehen können aber während der Zeit im Krankenhaus trotzdem viele sinnvolle Dinge lernen, durch den engend Kontakt mit dem ärztlichen Team kriegt man Einiges von der maltesischen Kultur mit und lernt mal ein anderes Gesundheitssystem kennen. Ich habe die viele freie Zeit genutzt, um meine Doktorarbeit zu schreiben, wäre dieser Punkt weggefallen, hätte ich mich glaube ich nach 1-2 Monaten schon angefangen, dort zu langweilen - so viel gibt es dann auf der Insel doch nicht zu entdecken und nach ein paar Wochen hat man es dann auch alles mal gesehen. Aber das ist auch Typsache und bleibt jedem selbst überlassen.
Kleiner Tipp noch: Kümmert euch von maltesischer Seite frühzeitig um die ganze Erasmusgeschichte, dann geht das Tertial auch nicht so ins Geld.
Bewerbung
1 Jahr vorher über die MMSA, geht aber denke ich v.a. in der Inneren auch spontaner.