Das Bürgerhospital in Friedberg gehört zum Gesundheitszentrum Wetterau und ist Haus im Besitz des Landkreises. Während die Bausubstanz an sich etwas in die Jahre gekommen ist, ist es die Belegschaft sowie das Know-How auf keinen Fall.
Kurze Zusammenfassung eines "normalen" Tage, ausführlichere Erfahrung siehe unten:
- Dienstbeginn: 7.30-7:45 Uhr
- Röntgenbesprechung 07:55 Uhr
- Frühbesprechung ca. 08:10 Uhr
- Zeit für Pause nimmt man sich einfach so wie man sie braucht - ganz unkompliziert
- Feierabend zwischen 16:00 Uhr (Normalstation) und 16:30 (Notaufnahme).
Studientage: 1 x / Woche, so wie man möchte. Man kann auch mal früher gehen oder später kommen, wenn man mal was erledigen muss. Ich habe auch schon in einer Woche 3 Tage frei gemacht, da ich wichtige Termine für meine Doktorarbeit hatte. Am Ende hatte ich dennoch 0 Fehltage auf dem Papier... seeehr unkompliziert.
Fortbildungen: Montags für PJler (und Famulanten) beim Chefarzt (Pulmologe) persönlich. Qualitativ hochwertig. Der Chef prüft selber Examen und weiß daher, was relevant ist und was nicht. Sehr kompetent. Bei 16 Monaten hatte ich 13 Montagsfortbildungen (Ausfall nur bei Urlaub seiner/meinerseits), also absolut konstant.
Mittwochs Fortbildung für alle Assistenten/Pjler und Famulanten. In der Regel aus den entsprechenden Fachdisziplinen (z.B. aus der Diabetesklinik jemand, der über DM-Einstellung referiert, ein Intensivmediziner, der Nierenersatzverfahren näher bringt, usw). Dazu gibts kostenlos Pizza oder eine andere Mahlzeit. Auch drumherum wird viel Wert auf Gespräche und gute Laune in der Belegschaft gelegt.
Mein PJ:
Am ersten Tag wurde ich freudig vom Oberarzt, welcher die Studenten betreut, empfangen. Ich erhielt eine kurze Führung durch das Haus und anschließend meinen eigenen Spind (und entsprechende schlüssel für diesen sowie das Arztzimmer). Ich erhielt ebenfalls ein eigenes Telefon inkl. Ladestation sowie einen Wäschechip, um mich selbst mit Dienstkleidung eindecken zu können. Ein Zugang zum Intranet war für mich schon angelegt.
Bemerkenswert ist hier, dass ich ab dem ersten Tag bereits eine eigene Rufnummer hatte und diese auch an die Kollegen kommuniziert war (ich stand vom ersten Moment meiner Anwesenheit auf der Telefonliste).
Jeder - wirklich ausnahmslos jeder - ist darum bemüht, dass man mit dem Gefühl nach Hause geht, etwas gelernt zu haben. Selbst das Nicht-ärztliche Personal wie Atemtherapeuten (das Krankenhaus ist u.a. zertifiziertes Weaning-Zentrum), Kollegen aus der Endoskopie oder vom Sozialdienst, der Ergotherapie, etc. sind immer für einen da.
Ich habe die ersten 4 Wochen auf eigenen Wunsch auf einer gemischten internistischen Normalstation (4B) verbracht. Diese Station leidet absolut unter dem Fachkräftemangel der Pflege, die verbliebenen Kollegen und Ärzte geben einem aber das Gefühl, "an einem Strang" zu ziehen und dem Patienten dennoch einen guten Aufenthalt ermöglichen zu wollen.
Auf dieser Station lernte ich vor allem "konservative" Innere Medizin kennen: "wie stelle ich einen Diabetes ein? wie eine Hypothyreose?, was mache ich bei chronischer Herzinsuffizienz?, etc. für mich war das der perfekte Einstieg.
Nach 2 Wochen durfte ich dann ein "eigenes Zimmer" betreuen und habe 3 Patienten "alleine" aufgenommen, visitiert und Untersuchungen und Therapien geplant und angemeldert. In Rücksprache mit Assistenz- oder Oberärzten, welche wirklich ständig erreichbar waren, konnte ich so meine ersten "eigenen" Patienten betreuen und therapieren.
Übergabetrainings und Fallpräsentationen für das Examen waren mit Ober- und Chefärzten so einfach im Alltag zu üben.
Wenn Kollegen auf den Stationen etwas "Spannendes" zu tun hatten, wurde man immer dazu gerufen. Auch zur Ãœbung von Leichenschauen mit entsprechendere Dokumentation wurde ich zweimal angerufen.
Anschließend ging es für mich eine Woche in die Funktionsabteilung, wo ich Ultraschall, Echokardiografie und Endoskopie begleiten und vor allem machen durfte. Auch Lungenfunktions- und Belastungs-EKG-Diagnostik gehörten dazu.
im Anschluss ging es für mich 4 Wochen in die Notaufnahme. Das pflegerische Team dort hat mich von Anfang an genauso gut unterstützt, wie die diensthabenden Ärzte. Hier lernte ich die sturkturierte Untersuchung, Anamneseerhebung aber auch invasive Maßnahmen wie arterielle Blutgasanalysen (und ihre Interpretation!!!), Aszites- und Pleurapunktionen. Ultraschalldiagnostik, Interpretation von Röntgen- und CT-Bildern gemeinsam mit Oberärzten sowie die Notfalltherapien der meisten internistischen Erkrankungen rundeten meine Erfahrungen ab.
Weiter ging es für mich 4 Wochen auf die Intensiv- und Intermediate Care Stationen. Nach Einarbeitung und Erklärung der Abläufe, wurden mir hier vor allem invasive Techniken wie Beatmung, Beatmungstherapie, Bronchoskopien und das Anegen von arteriellen Zugängen und zentralvenösen Kathetern nahe gebracht und ich habe diese Maßnahem unter passender Anleitung stets selbstständig durchführen können. Mein erster ZVK hat so direkt geklappt :)
Die letzten 3 Wochen konnte ich dann wählen, wo ich was machen wollte. Ich habe nochmal viel Zeit in der Notaufnahme verbracht. Anschließend war ich noch 2 Tage auf der Stroke-Unit, die ebenfalls im Bürgerhospital von den Neurologen betrieben wird, sowie einen Tag in der Radiologie um meine Herangehensweise an Röntgen- und CT-Bilder vor dem Examen zu trainieren.
Abschließend lässt sich mein PJ-Tertial "Innere Medizin" als absoluten Gewinn für mich beschreiben. Ich habe viel gelernt und bin jeden Tag müde, aber mit dem Gedanken "wieder was gelernt" heim gekommen. Meine Wahl, dieses Haus zu wählen war purer Zufall und ein absoluter Glücksgriff. Ich erwäge mittlerweile sogar dort meinen Facharzt zu machen.
Man erfährt dort als Student wirklich Wertschätzung und erhält konsequent Feedback. Aber auch die Assistenzärzte erhalten regelmäßiges Feedback und ich habe viele Emails gelesen, in denen die Führenden (OA/CA) den Assitenten Motivation zukommen lassen und ihnen für die Arbeit ein Dank ausgesprochen wird. Das habe ich so bisher noch nicht erlebt.
Absolute Empfehlung!