Der auf diesem Portal guten Bewertungen wegen, habe ich mich in meinem Wunschtertial für das BG Klinikum in Boberg entschieden. In der Hoffnung dort eine gute Ausbildung zu erlangen, begann ich sehr motiviert mein Tertial. Der Dienst begann um 07:00 und endete in der Regel nicht vor 16:30. Man hat eine 38,5h Woche und stempelt sich ein und aus. Darauf wird sehr penibel geachtet. Das hat zum Vorteil, dass man bei den durchschnittlichen Arbeitszeiten von etwa 9-10h schnell Überstunden anhäuft, die man abbauen muss und sich somit freie Tage erarbeiten kann. Der Arbeitsweg von Hamburg aus beträgt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln 1h je Strecke. In der Regel habe ich also um kurz vor 6 das Haus verlassen und war um 18 Uhr zu Hause. Entlohnt wird das ganze mit 350€, die dort jeder Praktikant/FSJ'ler/Famulant bekommt. Studientage gab es ausschließlich einmal im Monat von meiner Heimatuni. PJ-Unterricht von Unfallchirurgischer Seite fand im gesamten Tertial 4x statt. Hierfür musste man häufig nachfragen. Von alleine zeigten die verantwortlichen Ärzte wenig Motivation eine qualitativ hochwertige und regelmäßige Lehre durchzuführen. Die interne Fortbildung, die zu beginn noch jeden Mittwochmorgen stattfand, wurde für den Großteil meiner Zeit dort pausiert. In dem Haus rotiert man zwischen Septischer Station, Aseptischer Station und Notaufnahme. In der Notaufnahme konnte man eigenständig Patienten sehen, die Anamnese durchführen, eigenständig Nähen und die Patienten den Ärzten vorstellen. Meine Betreuung dort war sehr gut, was sicherlich am sehr freundlichen Umgang und der Motivation einem etwas beizubringen lag. Leider kann ich diese Erfahrung auf den septischen und aseptischen Stationen kaum bestätigen. In erster Linie hatte man dort oft das Gefühl hauptsächlich für die Blutentnahmen zuständig zu sein, wenn der Blutentnahmedienst mal wieder nicht da war. Im Schnitt war dieser in meiner Zeit maximal alle zwei Tage dort, fehlte aber auch häufig über mehrere Wochen. Ein Interesse an der eigenen Person außerhalb des Blutabnehmens und Hakenhaltens fehlte teilweise gänzlich. Stellte man sich höflich vor, wurde einem auch mal entgegnet, dass man sich den Namen eh nicht merken könne. Oft verweilte man ohne Aufgabe auf Station und konnte dann Arztbriefe schreiben oder sich selbst beschäftigen, während die Ärzte in der Sprechstunde oder im Operationssaal standen. Wurde dann allerdings ein PJ'ler gebraucht, hatte man sich zu beeilen. Für die Betreuung und Ausbildung von Famulanten war man ebenfalls zuständig, da sich kein anderer verantwortlich zeigte. Die Kommunikation zwischen Pflege und Ärzten war teilweise schwierig und angespannt, was sich dann auch auf den Umgang mit PJ'lern und der Pflege auswirkte. Auch die OTA's, insbesondere im septischen OP, sind den PJ'lern nicht gerade freundlich gestimmt. Generell wird man im OP als zweite Assistenz eingetragen. Mehr als Beine oder Haken halten, die Redon annähen, Tackern oder Saugen ist nicht zu erwarten. Mit viel Eigeninitiative, Nachfragen, Sicheinbringen und Kundtun, dass man chirurgisch interessiert ist, durfte man dann auch mal den Fixateur entfernen, Knoten oder sogar nähen. Das gehörte jedoch zu den Ausnahmen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Hierarchien in Boberg sind steil, die Sprüche oft Flach, der Umgang mit PJ'lern ist nicht wertschätzend, die Ausbildung dort ist mangelhaft und ich kann niemandem empfehlen sein PJ-Tertial dort anzutreten.