Das Kurpfalzkrankenhaus ist ein relativ kleines und dadurch sehr familiäres Haus. Neue Gesichter fallen schnell auf und für alle Fälle sorgt der Chefarzt am ersten Tag persönlich dafür, dass man auf allen Stationen bekannt ist. So gelingt ein guter Start. Am ersten Tag erhält man zudem eine Führung und es werden auch administrative Angelegenheiten geklärt (z.B. eine Einführung in das Krankenhaus-Informationssystem).
Die ersten sechs Wochen habe ich auf Station 1 (Neurologische Frührehabilitation) verbracht. Die ersten zwei Wochen waren hier für mich noch sehr überfordernd. Als unerfahrener PJler im ersten Tertial hat mich der Venenstatus der dortigen Patienten bei den morgendlichen Blutentnahmen & Zugängen regelmäßig überfordert und ich musste mir Hilfe von den Assistenzärzten holen. Mit etwas Erfahrung kommt man auch hier irgendwann zurecht, gleich am Anfang war es aber sehr anspruchsvoll für mich. Zudem sind viele der Patienten auf dieser Station schwer betroffen, was am Anfang vielleicht nicht immer leicht zu verarbeiten ist. Ich hatte nach etwa zwei Wochen aber das Gefühl, allmählich "anzukommen" und habe dann auch meine Freude an der Arbeit auf Station 1 gefunden. Mit mehr Erfahrung (also gegen Ende meiner Zeit auf Station 1) war es möglich, einen Stationsflur selbstständig zu visitieren und die Visite im Anschluss mit der Oberärztin zu besprechen. Die Assistenzärzte waren immer ansprechbar, freundlich und verständnisvoll, wenn etwas noch nicht geklappt hat.
Danach ging es für neun Wochen auf Station 2 weiter. Diese Station führt zum Großteil Patienten, die zur Parkinson-Komplextherapie kommen (das Kurpfalzkrankenhaus ist auf diese Krankheit spezialisiert). Wer also möglichst viele neurologische Krankheitsbilder sehen möchte, ist hier wahrscheinlich nicht an der richtigen Stelle. Dafür lernt man Parkinson besonders gut kennen. Ich hatte u.a. die Möglichkeit, zusammen mit dem Oberarzt der Station die Anpassung der tiefen Hirnstimulation eines Patienten vorzunehmen. Auch in der Pharmakotherapie sammelt man im Laufe der Zeit ein gutes Wissen an. Zu den praktischen Tätigkeiten gehören wie üblich Patientenaufnahmen und Blutentnahmen, ich durfte jedoch auch früh unter Anleitung Lumbalpunktionen durchführen. Auch auf dieser Station ist das sehr nette Team hervorzuheben, das mich von Anfang an gut integriert hat und immer für Fragen offen war.
Zum Schluss war ich noch für zwei Wochen auf der neurologischen Intensivstation (Station 4). Rückblickend wären hier 1-2 Wochen mehr wahrscheinlich gut investierte Zeit gewesen, da man sich gut in praktischen Fertigkeiten wie der ZVK-Anlage üben kann. Da es mir zuvor auf Station 2 gut gefallen hat, habe ich erst relativ spät gewechselt. Auf Station 4 gehört es zu den studentischen Aufgaben, die Patienten täglich zu untersuchen und auffällige Befunde danach mit dem zuständigen Oberarzt zu besprechen. Ansonsten habe ich recht häufig einen Pleura-Cava-Schall durchgeführt und EKGs geschrieben. Zudem kann man hier bei interessanten Eingriffen wie z.B. Tracheotomien zusehen. Auch auf dieser Station habe ich wieder ein sehr gutes Team erlebt. Die Pflegekräfte waren außerdem gut informiert und konnten mir schnell weiterhelfen, wenn ich Fragen hatte.
Die Neurologen gehen mittags nach der Besprechung immer gemeinsam essen. Als PJler erhält man eine Essenskarte, für das Mittagessen fallen also keine Kosten an. An den meisten Tagen hat es mir wirklich gut geschmeckt :)
Zu den Arbeitszeiten: Beginn ist um 8 Uhr und meistens war ich genau zum vorgesehenen Ende um 16:45 Uhr wieder in der Umkleide. Allerdings habe insgesamt schon einige Überstunden angesammelt, weshalb ich für die Kategorie "Freizeit" eine Note abziehe. Natürlich kann man auch einen pünktlichen Feierabend einfordern, aber ich habe mich nie früher verabschiedet, wenn es noch etwas zu tun gab.
PJ-Unterricht findet einmal pro Woche mit dem Chefarzt der Inneren Medizin statt oder flexibel in Form eines kurzen Teachings, wenn es auf einer der Stationen oder in der Ambulanz etwas Interessantes zu sehen gibt.
Zusammengefasst sind hier also alle gut aufgehoben, die auf der Suche nach guter Betreuung in einem sympathischen neurologischen Team sind und auch praktisch unter Anleitung viel lernen möchten. Ich würde wieder ins Kurpfalzkrankenhaus gehen und wünsche allen zukünftigen PJlern viel Spaß :)
Bewerbung
Über das interne Bewerbungsverfahren der Universität Heidelberg.