PJ-Tertial Psychiatrie in Karl-Jaspers-Klinik (5/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Geschlossene Akut-Station (A4), Offene Psychotherapie-Station für Depression, Zwang- und Angsterkrankungen (A2), PIA und Tagesklinik
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Diagnostik
Heimatuni
Greifswald
Kommentar
Die Karls-Jaspers-Klinik (KJK) ist eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Wehnen/Bad Zwischenahn in der Nähe von Oldenburg. Auf einem großen Gelände sind viele einzelne Gebäude/Stationen verteilt. Es gibt die Möglichkeit in verschiedene Bereiche der Psychiatrie einen Einblick zu erhalten (gerne mal auf der Seite der KJK nachgucken, da gibt es einen guten Einblick). Ich habe mein Tertial in mehrere Abschnitte unterteilt.

Mein Tertial-Verlauf:
Zuerst habe ich 8 Wochen auf der A4 (geschlossene Akut-Station) verbracht. Die A4 gehört zur Klinik für Allgemeinpsychiatrie. Dort habe ich direkt zwei Assistenzärztinnen und eine Oberärztin gehabt, die für mich zuständig waren. Nach kurzer Einarbeitungszeit war es mir möglich eigene Patient*innen zu betreuen. Auf dieser Station habe ich vor allem neben der Therapie von verschiedensten Krankheitsbildern in der Akutphase auch viele rechtliche Aspekte gelernt. So kam man nicht drumherum sich mit Unterbringungsanträgen nach BGB (Betreuungsrecht) oder PsychKG zu beschäftigen. Auch Zwangsmedikationen und Zwangsmaßnahmen mussten dort durchgeführt werden. Verschiedene weitere Gutachten konnte man dort ebenfalls schreiben. Blutabnehmen konnte man, wenn man wollte. Man musste es aber nicht, da es einen Blutabnahmedienst gibt. Man nimmt vor allem an den Visiten (täglich) teil und ist viel im Austausch mit Angehörigen, Betreuern und Gerichten. Meine Zeit dort hat mir sehr gut gefallen. Ich wurde bereits in der zweiten Woche auch vom Chefarzt eingeladen und habe einen eigenen Fall bekommen, bei dem die Behandlung schwierig war. Meine Aufgabe war es dann zum Beispiel die bisherige Behandlungsgeschichte nochmal zu studieren. Es gibt jeden Mittwoch eine interne Fortbildungsreihe, an der man teilnehmen kann (Vorträge zu verschiedenen Themen der Psychiatrie - ärztlich und psychotherapeutisch, dort habe ich auch den eben genannten Patientenfall selbst vorstellen dürfen). Des Weiteren finden regelmäßig Seminare zur Erhebung des psychopathologischen Befunds, zur Einarbeitung der Dienstärzte (da dann z.B. zum Thema "Notfälle in der Psychiatrie" etc.) und auch Weiterbildungsnachmittage statt, an denen man gerne teilnehmen kann (würde ich auch jedem empfehlen!). Als PJler wird man hoch angesehen. Ich durfte beispielsweise auch in Zeiten, in denen die Assistenzärztinnen nicht da waren, auf Station allein eine Vorvisite durchführen und diese dann mit der Oberärztin besprechen. Dabei war es auch möglich eigene Therapievorschläge einfließen zu lassen und vor allem auch ein Gefühl für die eigenständige Arbeit in der Psychiatrie zu bekommen.

Nach 8 Wochen bin ich für insgesamt 6 Wochen auf die offen geführte Psychotherapiestation A2 gewechselt, auf der hauptsächlich Depressionen, Zwangs- und Angsterkrankungen behandelt wurden. Die Station gehört zur Universitätsklinik. Hier hatte ich vor allem, neben den ärztlichen Tätigkeiten, auch die Möglichkeit Erfahrungen im Bereich der Psychotherapie zu sammeln. So konnte ich mit den Psychologinnen an verschiedenen Therapieeinheiten teilnehmen und diese nach kurzem Kennenlernen auch selbst durchführen. Dort habe ich dann auch viele Erfahrungen in Einzelgesprächen mit Patient*innen sammeln können. Des Weiteren waren die Oberarztvisiten durch gezielte Fragen immer sehr lehrreich. Der Oberarzt hat ein sehr großes Wissen insbesondere hinsichtlich der medikamentösen Therapie, sodass man dort sehr viel darüber lernen konnte. Auch in der Universitätsklinik gab es wöchentlich ein Treffen, bei dem Fälle oder auch aktuell laufende Studien vorgestellt wurden. Hier habe ich mich ebenfalls sehr wohl gefühlt und das Team zeigte eine hohe Bereitschaft mir viel beizubringen. Es stellte außerdem einen großen Kontrast zur geschlossenen Station dar. Ich kann jedem empfehlen sich beide Bereiche anzusehen.

Für die letzten zwei Wochen bin ich dann nochmal in die PIA und die Tagesklinik gewechselt, um auch nochmal einen Einblick in die teilstationäre und ambulante Therapie zu erhalten. Hier war es mir möglich an Visiten teilzunehmen, die zum Teil auch in Wohnheimen stattfanden. Ich konnte an Gruppenangeboten teilnehmen und bin auch zu Hausbesuchen mitgenommen worden. Es sind auch sehr interessante Patientenfälle dabei gewesen. Auch hier zeigte sich das ganze Team sehr interessiert daran alle Fragen zu beantworten und so viel wie möglich zu zeigen und zu vermitteln.

PJ-Unterricht:
Den klassischen PJ-Unterricht in Form von Seminaren gibt es dort nicht. Dafür gab es aber wöchentlich eine PJ-Supervision, auch zusammen mit Assistenzärzten, in denen wir über eigene Fälle und Probleme reden konnten. Ich muss sagen, dass mir dieses Format wirklich sehr gefallen hat, da ich immer, wenn ich im Einzelgespräch mit Patient*innen auf Probleme oder Fragen gestoßen bin, dort die Möglichkeit hatte Fragen zu stellen und Antworten und Tipps zu erhalten. Und dies nicht nur vom PJ-Beauftragten sondern auch von Assistenzärzten und anderen PJ-lern, die vielleicht schonmal ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Bemerkung zu organisatorischen Abläufen:
Die Arbeitszeit war in meinem PJ grundsätzlich von 8:00 - 16:30 Uhr. Überstunden konnte man machen, wurde aber nicht verlangt. Man bekommt als PJ-ler nach Anfrage eine Unterkunft gestellt. Dazu kann ich wenig sagen, da ich diese nicht genutzt habe. Mittagessen ist täglich in der Kantine möglich und für Studenten auch kostenlos. Dienstkleidung ist an sich nicht notwendig, da man zumeist in Zivil ist, wird aber vom Klinikum gestellt, sollte es doch Mal nötig sein. Man erhält zu den Bereichen, auf die man eingeteilt ist einen Schlüssel bzw. eine Art Pieper, um auch die elektronisch verschlossenen Türen auf der geschlossenen zu öffnen. Ein eigenes Diensthandy bekommt man nicht, es gibt aber auf jeder Station die Möglichkeit sich aus dem Pflegepool ein Diensthandy zu nehmen (kleiner Tipp: Möglichst immer das mit der gleichen Nummer nehmen, wenn es möglich ist). Dies sollte man auch tun, da diese auch gleichzeitig PNA-Geräte sind, mit denen im Notfall ein Alarm ausgelöst werden kann. Das gesamte Gelände verfügt über ausreichend Parkmöglichkeiten, sodass man auch gut mit Auto hinfahren kann. Mit dem Fahrrad ist die KJK hingegen auch gut zu erreichen. Man konnte auch an Diensten teilnehmen. Es gibt einen Aufnahme-Dienst und einen Stationsdienst, bei dem man mitlaufen kann. Am Wochenende gehen die Dienste entweder von 8-14 Uhr, 14-20 Uhr oder 20-8:15 Uhr. In der Woche waren die Dienste von 14-8:15 Uhr. Ich habe nur den Dienst am Wochenende gemacht, daher kann ich den Dienst in der Woche selbst nicht einschätzen. Wenn man Dienste gemacht hat, konnte man dafür Freizeitausgleich nehmen, wenn man es mit der Station und dem PJ-Beauftragten abspricht. Das stellte bei mir aber kein Problem dar.

Gesamteinschätzung:
Im Großen und Ganzen hat mir das PJ in der KJK sehr gut gefallen. Meine Ziele, die ich mir im Vorfeld selbst gesetzt habe, konnte ich erreichen. Die Aufgaben des PJlers bestanden zum großen Teil aus Untersuchungen (internistische & neurologische körperliche Untersuchung), vielen Einzel- und Gruppentherapien, Blutabnahmen (wenn man es wollte), EKG's (wurden eigentlich durch die Pflege gemacht, manchmal hat man die auf Station (gerade in der geschlossenen) auch selbst gemacht), Visitenteilnahmen, rechtliche Aspekte (z.B. Gutachten schreiben), Arztbriefe schreiben und bestimmt auch noch anderen Aufgaben, die mir jetzt nicht einfallen. Ich kann jedem, der an der Psychiatrie interessiert ist, empfehlen dort das PJ zu machen.
Bewerbung
Erfolgt über das PJ-Portal
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
EKG
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
EKGs
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07