PJ-Tertial Psychiatrie in Klinik und Poliklink fuer Psychiatrie und Psychotherapie der LMU (5/2023 bis 9/2023)

Station(en)
I11 (Großhadern)
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Mein erstes PJ-Tertial habe ich an der Psychiatrie der LMU gemacht, bis zur Tertialhälfte auf der offenen Station I11 in Großhadern, was auch die einzige psychiatrische Station dort ist. Alle anderen psychiatrischen Stationen befinden sich in der Nußbaumstraße in der Innenstadt.
Anfangs wollte ich auf gar keinen Fall auf die I11, meine Meinung über diese Station hat sich aber sehr schnell geändert: die I11 behandelt ein breites Spektrum an psychiatrischen Erkrankungen und bildet auch durch ihre Lage in Großhadern quasi eine gute Schnittstelle zur Somatik: Da in Großhadern auch alle anderen Fachdisziplinen vertreten sind, können eben auch leichter somatische Abklärungen erfolgen.

An meinem ersten Tag wurde ich sehr herzlich vom ganzen Team und von der Oberärztin empfangen. Ich habe versucht, mich jedem einzelnen Teammitglied persönlich vorzustellen. Das Team bestand aus zwei Assistenzärzten, einer davon kam aus der Neurologie und machte seine Pflichtrotation in der Psychiatrie. Zudem waren drei Psychotherapeuten in Ausbildung, die die psychologischen Einzelgespräche und Gruppentherapien veranstalteten. Sonst gehörte zum Team eben noch die Sekretärin, das Pflegepersonal sowie der Sozialdienst.

Montags und donnerstags sind auf der I11 ärztliche Einzelvisiten, dienstags ist die Oberarztvisite. Mittwochs findet immer Kurvenvisite und eine interdisziplinäre Besprechung aller Berufsgruppen statt. Meine Aufgaben als PJler waren das Dokumentieren der Einzelvisiten, Durchführung von Aufnahmen mit körperlicher Untersuchung, Patientenvorstellung für die (Ober-)Ärzte, Blutentnahmen (tägl. ca. 1-8), selten auch mal das Legen von Nadeln, Anlegen sowie Verfassen von Arztbriefen und Konsilen und auch die Kurvenvisite.
Die Einarbeitung auf der I11 war wirklich ausgezeichnet, sodass man die Ärzte immer fragen konnte, wenn etwas unklar war. Anfangs macht man das alles unter Aufsicht, später darf man vieles auch alleine machen. Die Pflege und Psychologinnen sind ebenfalls sehr nett, sodass auch jeder hier ein offenes Ohr für einen hat. Ich habe selten eine so gute interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen erlebt wie auf der I11.
Da einer der beiden Assistenzärzte während meines PJs auf der I11 viel Urlaub genommen hatte, war quasi nur ein Arzt für die gesamte Station zuständig, wo ich als PJler tatkräftig unterstützen musste. Daher konnte ich meist erst gegen 16:30 Uhr gehen. Angefangen habe ich meist gegen 8:15 Uhr. Als die Station vom Personal her voll besetzt war, durfte ich meistens aber schon gegen 15:30 Uhr gehen.

Die von der LMU vorgesehenen 20% Weiterbildungszeit lassen sich auf der I11 im Speziellen und in der Psychiatrie der LMU im Allgemeinen kaum erfüllen. Fortbildungen werden nicht speziell für Studenten angeboten, sondern für alle Mitarbeiter im Haus. An diesen darf man zwar teilnehmen, jedoch finden diese ausschließlich in der Innenstadt statt. Zwar gibt es eine Online-Zuschaltung für die I11, da aber die Akustik so schlecht ist, nimmt man effektiv nichts von der Fortbildung mit. In Absprache mit den Ärzten durfte ich aber oft an den psychologischen Einzelgesprächen und Gruppentherapien sowie auch am anderen Angebot für Patienten (Bewegungstherapie, Ergotherapie etc.) teilnehmen.
Auch fand keine spezielle Einführungsveranstaltung für PJler durch die Psychiatrie statt. Gerade ein paar Basics zum Umgang mit Eigen- und Fremdgefährdung von Patienten wären aus meiner Sicht sehr sinnvoll gewesen. Die Psychiatrie bietet das zwar für alle Mitarbeiter an, aber so selten, dass es während meines PJs das nicht gab. Ich merkte das erst so richtig, wie nötig das gewesen wäre, als ich den Assistenzarzt bei einem psychiatrischen Konsil in die Zentrale Notaufnahme begleitet hatte. Hier war ein akut psychotischer Patient, der sediert werden musste. Unglücklicherweise hat der Patient mich aus dem Nichts getreten, als ich verhindern wollte, dass er sich an den Nadeln und Spritzen im Behandlungsraum bedient und somit zur Gefahr für sich und andere wird. Eine Einführungsveranstaltung für PJler hätte es daher aus meiner Sicht obligat geben müssen, wo auch eben solch schwierige Situationen und Strategien zum Umgang mit diesen Situationen thematisiert werden.

Alles in allem muss ich aber sagen, dass ich mir trotzdem keinen besseren Start ins PJ habe vorstellen können. Gerade in der Psychiatrie lernt man auch, wie man mit schwierigen Patienten kommuniziert, sich abgrenzt, aber auch empathisch ist, worauf wir im Studium meiner Meinung nach ja überhaupt nicht adäquat vorbereitet werden. Auch darf hat man genügend Zeit, um sich die Patientenfälle genau anzuschauen, mit den Ärzten und Psychologinnen ausführlich zu besprechen und selbst auch durch die Kurvenvisite die Möglichkeit, alle somatischen Befunde der Patienten zu sichten – während man in der Inneren Medizin doch die meiste Zeit ausschließlich mit Blutabnehmen und Nadellegen beschäftigt sein wird und die Ärzte wenig Zeit für Erklären haben werden.

Zusammenfassend Pro/Contra der offen geführten Station I11
Pro:
- Sehr gute Einarbeitung und sehr tolles Team
- Breites Spektrum an psychiatrischen Krankheitsbildern mit Schnittstelle zur Somatik
- Einblick in die psychotherapeutische Arbeit durch Teilnahme an Einzelgesprächen und Gruppentherapien
- Berufliche und persönliche Weiterentwicklung (Lernen von Kommunikation im Team und mit Patienten, klinischer Arbeit wie z. B. korrektes Dokumentieren, Kurvenvisite, Konsile etc.)

Contra:
- Keine spezielle Einführung der psychiatrischen Klinik für PJler inkl. einem Seminar zum Umgang mit Patienten mit Eigen- und Fremdgefährdung
- Praktisch keine Teilnahme an Fortbildungen möglich
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgt durch das PJ-Portal. Ungefähr zwei Wochen vor PJ-Beginn bekommt man von der PJ-Beauftragten eine Mail, in der man angeben kann, auf welche Station man eingeteilt werden will. Wenn man will, kann man nach 8 Wochen auf eine andere Station rotieren. Das PJ-Logbuch sowie Essensmarken bekommt man von der PJ-Beauftragten.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Briefe schreiben
EKGs
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
500 pro Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
6
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4