Das Team in Ludwigsfelde ist von Pflege bis Chefarzt ein super freundliches und respektvolles Team gegenüber PJ-lern. Eingebrachte Gedanken und Ideen werden berücksichtigt und steht´s mit in den Progress aufgenommen bzw. konstruktiv zurückgewiesen.
Für viele mag der Fahrtweg abschreckend sein, allerdings muss hier ganz deutlich gesagt werden es hält sich trotz der Distanz wirklich im Rahmen. Es fährt halbstündlich eine Regio (RE3/4) welche bis zum Hauptbahnhof gerade mal 20-30min (je nach Regio) benötigt. Da diese auch durch fast alle Assistent:innen benutzt wird, wird meistens gemeinsam zusammen zurückgefahren.
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass Ludwigsfelde kein Ort für die komplex internistischen Denker:innen ist. Es ist ein kleines ländlicheres Krankenhaus und KEIN Maximalvesorger. Entsprechend begrenzt sind die diagnostischen Maßnahmen, wenig Kolibris und wenige spannendere Fälle werden dort behandelt. Es gibt keine Aufteilung in Kardiologie, Gastro, Pneumo etc... sodass auf jeder Station alles auf einen wartet. Ludwigsfelde ist ein guter Ort wenn die internistischen Basics gefestigt werden wollen werden (Pneumonie, ANV, Exsikkose, ...) . Die Oberärzte bieten jederzeit an in der Diagnostik (Endoskopie, Sonographie und Punktionen) zuszuschauen und sind auch bereit viel zu erklären.
Natürlich gab es auch ein paar Kritikpunkte. Ich hatte während des Tertials nicht das Gefühl viel zu lernen. Das lag einseins am fehlenden PJ-Unterricht andererseits auch an der vorrangigen Betreuung/ Mitarbeit mit frischen Assistent:innen, welche selbst erst einmal sich sortieren und lernen mussten. Dadurch wurde auch das eigene Patienten betreuen schwierig. Es wurde versucht zu ermöglichen, allerdings nicht wirklich umgesetzt, da die supervisierenden nicht ansprechbar waren oder die Patienten ohne Rücksprache bereits betreut hatten. Der Großteil des Morgens geht durch die täglichen Frühbesprechungen verloren, in welcher nur Aufnahmen des Vortags (alle Stationen und ITS) und Entlassungen besprochen werden. Ab und zu findet werden auch Einzelfälle diskutiert, jedoch ist das eher die Seltenheit. Es findet keine Oberarzt/ Chefarztvisite statt in welcher die Patienten gemeinsam gesichtet werden. Die Oberarztvisite besteht aus einer nachmittäglichen Kurvenvisite ausgewählter Patient:innen. Die Oberärzte erklären hier auf Nachfrage viel, jedoch ist meist die Zeit sehr knapp, sodass Fragen häufiger keine Zeit ist. Ansonsten bestanden die Hauptaufgaben im morgendlichen Blutabnehmen (es gibt seit neustem eine BE-Schwester, davor überwiegend PJ Aufgabe, aber der ein oder andere Assistent:in hilft mit), Briefe vorbereiten und Visite mitlaufen.
Auf Nachfrage wurde mir ebenfalls ein vierwöchiger Abschnitt in der Rettungsstelle ermöglicht. Es handelt sich um eine interdisziplinäre Rettungsstelle sodass bei kaum internistischen Patient:innen auch die Möglichkeit besteht mit den Chirurg:innen mitzulaufen. Gefühlt habe ich in der Rettungsstelle am meisten gelernt, dadurch das ich hier meine eigenen Patient:innen betreuen konnte, welche dann oberärztlich besprochen wurden. Auch praktische (pflegerische) Tätigkeiten wie Blasenkatheter legen, BGA abnehmen und Verbesserung der Flexülenanlagetechnik wurde durch die (pflegerischen) Kolleg:innen respektvoll und konstruktiv vermittelt.
Für alle die entspanntes Tertial wollen kann ich Ludwigsfelde schwer empfehlen. Die Studientage sind wöchentlich frei wählbar, es wird lediglich gewaschen dass am Vortag Bescheid gegeben wird. Für alle die etwas lernen möchten bzw. mehr von der Inneren sehen wollen gibt es vermutlich bessere Kliniken. Nicht aufgrund der dort arbeitenden Kolleg:innen sondern einfach der Größe und der dortig vorstellig werdenden Patient:innen und deren Krankheitsbilder.
Nichts desto trotz hatte ich ein schönes Tertial mit ganz vielen wundervollen Gesprächen und vielen Lachern.