PJ-Tertial Gynäkologie in St. Josefskrankenhaus Heidelberg (5/2023 bis 9/2023)

Station(en)
2
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Das Tertial im St. Josefskrankenhaus war mein erstes Tertial und ich habe mir viel davon versprochen. Leider gab es keine aktuellen Berichte aus der Gynäkologie, sondern nur aus Innere und Chirurgie, deshalb habe ich mich sozusagen "blind" beworben.

Zum Krankenhaus:
Das St. Josefs liegt sehr schön in der Weststadt, einem gehobenen Stadtteil von Heidelberg. Es ist ein kleines familiäres Haus, in dem man sich untereinander kennt - wenigstens vom Sehen. Aktuell gibt es einige Umstrukturierungen und Umbaumaßnahmen, die auch die Ambulanzen und die Cafeteria betreffen, das könnte sich also in Zukunft ändern.
Es gibt eine Cafeteria im Haus, in der man für 4 Euro (Mitarbeiterpreis) ein Mittagessen bekommt. Das war meistens auch ganz ordentlich. Bis auf seeehr wenige Ausnahmen konnte ich jeden Tag dort essen, oft gemeinsam mit dem Ärzteteam oder anderen PJlern.

Zur Station:
Es gibt 2 Stationen: eine mit chirurgisch-gynäkologischen Betten (ungefähr 6 Betten) und dann noch eine Wochenbettstation. Es ist sehr variabel, wieviele Patienten auf den Stationen sind. Zwischen insgesamt 4 und 18 Patienten war alles dabei. Es gab durchaus auch Tage, da waren mehr Ärzte anwesend, als Patienten auf Station.

Auf der Chirurgisch-gynäkologischen Station liegen in der Regel Patienten nach OP, die stationär bleiben müssen. Aufgaben des PJlers sind Blutentnahmen am ersten post-OP Tag (sehr überschaubar), Nephrosonos, Drainageziehen. Man kann auch mit auf Visite gehen, die ist bei max. 6 Patienten aber auch eher schnell vorbei. Außerdem soll man Arztbriefe anlegen für die OPs am nächsten Tag.
Durch eine Umstrukturierung des Kreißsaals auf ein Beleghebammensystem steigt aktuell die Geburtenzahl im St. Josefs (ich glaube bei mir waren es so 60/Monat ungefähr). Trotzdem ist die Belegung der Wochenstation sehr variabel, mal ist es total voll und manchmal ist tote Hose (Geburten kann man ja nur sehr bedingt planen). Die Blutentnahmen am Tag nach der Geburt übernehmen meistens die Hebammen, ansonsten ist das PJler Aufgabe. Auch hier kann man bei Visite mitgehen und auch zu den Abschlussgesprächen vor Entlassung. Ich habe auch mal bei einer U2 zugeschaut, als der Kinderarzt vorbeikam. Viel mehr gibt es hier allerdings nicht zu tun.

Zum Kreißsaal:
Vorweg: ich habe in meinen 4 Monaten dort nur schlappe 3 Geburten miterlebt und ich habe keine einzige geburtshilfliche Untersuchung gemacht.
Die Hebammen sind alle total nett und einige erklären auch sehr gerne, das sollte man dann auch unbedingt nutzen!!
Ich finde die Einstellung, dass man als PJler sozusagen "unnötiger Zuschauer" bei einer Geburt ist, allerdings problematisch. Es gab immer ganz viele Gründe, wieso es "gerade ungünstig" ist, mit zur Geburt zu gehen. Ich hatte das Gefühl, dass den Mitarbeitern nicht so ganz klar ist, was es bedeutet, ein Lehrkrankenhaus zu sein. Als PJler in der Geburtshilfe sollte ich doch eine Daseinsberechtigung im Kreissaal haben, oder? Es wurde kein Unterschied gemacht, ob man nur ein Schülerpraktikant ist, der mal bei einer Geburt zusehen möchte, oder ob man angehender Kollege ist, der mithelfen will und das echt lernen muss, damit man in einem halben Jahr nicht völlig verloren als Assistenzarzt im Kreißsaal steht.

Zur Sprechstunde:
Es gibt jeden Tag Patienten, die ambulant in die Sprechstunde kommen. Diese wird oberärztlich geleitet. Meistens geht es um Anamnese - Untersuchung - OP-Planung. Nach einigen Wochen durfte ich bei manchen Oberärzten die Anamnese übernehmen. Dass ich unter Anleitung untersuchen durfte, war eine absolute Rarität (ich glaube 8 Untersuchungen in 4 Monaten). Eigentlich durfte ich das nur bei der einen sehr sehr netten Oberärztin. Kannte ich aus meiner Famulatur ganz anders, dort war es ganz normal, dass der Student mit dem Arzt gemeinsam untersuchen durfte.
Hauptaufgaben des PJlers in der Sprechstunde waren Anamnesegespräche (je nach Oberarzt), Blutentnahmen, nach der Untersuchung sauber machen und Botengänge (Sachen aus dem Drucker holen, OP-Buch holen, Kopien machen usw.)
Außerdem gibt es noch eine Urodynamiksprechstunde und eine Chefarztsprechstunde, bei der man auch mal zusehen kann.

Zum OP:
Es gibt eigentlich jeden Tag OP-Programm. Vor allem: Hysteroskopie, Abrasio, LSKs, Hysterektomien, Plastiken, Brusterhaltende Therapien bei Mamma-CA und ab und zu auch mal exotischere Sachen wie Vulvektomien bei Vulva-CA etc. also ein relativ breites OP-Spektrum trotz des kleinen Hauses
Und natürlich gab es auch Kaiserschnitte.
Insbesondere bei Brust-OPs, bei Platiken oder größeren Tumoroperationen wurde eine helfende Hand zum Hakenhalten gebraucht. Bei Sectios kann man auf Nachfrage mit an den Tisch (wenn man nicht fragt, wird es einem aber auch nicht angeboten). Ansonsten stand man eher rum und hat aus der Ferne zugesehen.
Ich konnte zuvor weder nähen noch die Kamera bei der LSK führen, es gab aber auch wenige Bestrebungen mich einzuarbeiten, deshalb kann ich das immer noch nicht. Die andere PJlerin, durfte es allerdings auch nicht, obwohl sie es schon zuvor im chirurgischen Tertial gemacht hatte.
Die OP-Pflege ist echt nett. Und die Anästhesie erklärt ebenfalls gerne.

Fazit:
Wir waren durchgängig 2 PJler und das war definitiv einer zu viel! Eine musste immer runter in den OP, egal, ob man gebraucht wurde, oder nicht. Die andere war dann auf Station, im Kreißsaal oder in der Sprechstunde. Zeitweisen waren sogar noch Famulanten da, dann ist man sich so richtig auf den Füßen rumgetreten.
Wer ein entspanntes Tertial haben möchte mit viel Freizeit und wenig Wert auf Wissenszuwachs legt, der ist hier genau richtig. Als Vorbereitung für eine Assistenzarztstelle in der Gyn würde ich dieses Krankenhaus allerdings nicht weiterempfehlen.
Das Team ist durchweg freundlich. Vereinzelt gab es auch Ärzte, die sich wirklich Zeit genommen haben, Themen durchzusprechen.
Man kann fast immer zeitig gehen und wird häufig auch gegen 14-15 Uhr schon nach Hause geschickt.
Als Teil des Teams fühlt man sich nicht wirklich. Man bekommt kein Telefon, es gibt nur einen Schlüssel, den sich alle Praktikanten teilen müssen (völlige Katastrophe!), es gibt keinen eigenen Arbeitsplatz und man wird regelmäßig vor die Tür geschickt, wenn die Ärzte "interne Angelegenheiten" besprechen wollen.
Also Endfazit: süßes Haus, liebe Leute und viiiiiiel Luft nach oben

Tipp: männliche Praktikanten durften so ziemlich gar nichts machen, als Gyn-interessierter männlicher PJler würde ich mir ein anderes vielleicht größeres Haus aussuchen
Bewerbung
Das St. Josefskrankenhaus ist ein Lehrkrankenhaus der Uni Mannheim. Da die Uni Mannheim nicht beim PJ-Portal mitmacht, habe ich mich als Externer Student im Januar über das Portal der Uni Mannheim auf Plätze beworben.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Braunülen legen
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
450

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.67