Allgemein: Insgesamt ist das Vivantes Spandau ein recht modernes Haus, besonders die Unfallchirurgie/Orthopädie ist in einem neuen Gebäude untergebracht und auch technisch sehr gut ausgestattet (ÄiW haben z.B. alle iPads zur Dokumentation dabei). Die Allgemeinchirurgie ist noch auf einer älteren Station untergebracht, diese soll aber meines Wissens auch in der Zukunft modernisiert werden.
Die Organisation des Chirurgie-Tertials erfolgt über die Sekretärin der Unfallchirurgie. Sie teilt die PJler (meist 4) auf die Allgemein- und Unfallchirurgie auf, man wird hier nicht nach seinen Präferenzen gefragt. Außerdem kümmert sie sich um den Zugang zu ORBIS, die Kleidermarke und die Essenskarte. Wenn sie nicht gerade im Urlaub ist (wie zwischen Weihnachten und Neujahr), klappt die Organisation denke ich ganz gut und alles sollte in den ersten Tagen bereit stehen.
Man hat 375€ Aufwandsentschädigung wie in allen Vivantes-Häusern erhalten, aber ab April soll dies noch mal erhöht worden sein, dafür fiel dann glaube ich die Essenskarte weg (zu meiner Zeit 4,10€ pro Tag). Man hat einen Studientag die Woche, diesen sollte man mit dem anderen PJler abstimmen, damit nicht beide am gleichen Tag fehlen. Außerdem dürfen diese gesammelt werden und am Ende genommen werden. Beim Ausstellen des Zertifikats gab es keine Probleme, der jeweilige leitende Oberarzt hat dies übernommen.
Ich werde im Nachfolgendem die beiden Bereiche einzeln beschreiben, da es schon erhebliche Unterschiede gibt. Man wird wie gesagt anfangs durch die Sekretärin zugeteilt, ein Tausch ist aber im Prinzip erwünscht. Dieser muss allerdings mit den anderen PJlern selber organisiert und abgesprochen werden und es ist im Prinzip egal, wie lange man auf der jeweiligen Station bleibt, den Ärzten ist einfach nur wichtig, dass zu jeder Zeit auf beiden Stationen 2 PJler sind. Man teilt sich auch jeweils zu zweit ein PJ-Telefon.
Allgemeinchirurgie:
Hauptsächlich liegen hier viszeral- und gefäßchirurgische Patienten. Morgens beginnt der Tag mit einer knappen, typisch chirurgischen Visite. Danach wird man als PJler mit den Verbandswechseln beauftragt. Leider bekommt man hier keine richtige Einführung, höchstens von ÄiW, die selbst erst kurz dabei sind. Das ganze ist also eher Learning by Doing. Teilweise gibt es Blutentnahmen, aber meistens werden diese von einer MFA übernommen, sodass man eher selten Blut abnehmen muss. Danach übernimmt man noch einige Hilfsaufgaben für die Ärzte, wie z.B. Briefe schreiben, Visiten dokumentieren oder irgendwelche Botengänge. Danach ist meist nicht mehr viel zu tun und man muss sich selber Aufgaben suchen. Entweder man geht mit in die Sprechstunde, in den OP oder in die Notaufnahme oder man lernt. Im OP wird man nur sehr selten gebraucht, wenn dann bei gefäßchirurgischen Eingriffen, da wird man dann vom Chefarzt angerufen und in den OP gebeten. Dieser quizzt ein gerne und man muss sehr filigrane Haken halten. Ansonsten kann man oft mitgehen und zuschauen, teilweise auch mit an den Tisch. Wenn man wenig Interesse an Chirurgie hat, muss man das aber auch nicht. In der Sprechstunde sieht man verschiedene chirurgische Krankheitsbilder, oft Hernien. Am spannendsten war es meiner Meinung nach in der Notaufnahme, dort konnte man je nach Arzt selber Patienten aufnehmen und untersuchen und dann Therapievorschläge machen. In der Rettungsstelle kamen sehr viele verschieden Krankheitsbilder an, sodass man echt viel unterschiedliches gesehen hat.
Leider war ein großer Minuspunkt der Allgemeinchirurgie das Team. Sowohl Chef- als auch Ober- und Assistenzärzte zeigen wenig Interesse. Bei einigen hatte ich gar nicht die Chance mich überhaupt vorzustellen, da anscheinend kein Interesse an den PJlern bestand. Größtenteils arbeitet man mit den ÄiW zusammen, diese sind zwar zum Teil freundlich, zum Teil auch nicht so, aber keiner hat wirklich Zeit noch Lust den PJlern etwas beizubringen. Man muss ständig darum bitten, dass einem etwas beigebracht wird, dass man schnell das Gefühl vermittelt bekommt, eher eine Last zu sein. Irgendwann lässt man es dann und wartet eher dass die Tage schnell vorbei sind. Feierabend ist aber immer pünktlich. Besonders nett fand ich das Team von der Adipositaschirurgie, hier hatte ich das Gefühl bestand Interesse mir etwas beizubringen und auch zu zeigen, ich konnte z.B. mit in die Sprechstunde und auch mit zu mehrern Magen-Bypass-OPs.
Unfallchirurgie:
Hier beginnt der Tag mit der Röntgenbesprechung mit dem ganzen großen Team. Danach geht man mit einem Team (meist 2-3 ÄiW/Fachärzte) über Station und macht Visite. Eigentlich soll man sich anfangs einem Team zuordnen und dann mit denen mitgehen, aber das wurde zumindest bei uns erst recht spät kommuniziert und hat dann auch nicht gut geklappt. Ich habe mich dann oft je nachdem welche Ärzte da waren für ein Team entschieden. Die Visiten sind kurz und je nach Arzt gut oder schlecht. Danach hat man meist ein paar Blutentnahmen zu erledigen, aber das hält sich wirklich im Rahmen. Nach der Visite brauchen die Ärzte auf Station selten Hilfe, Arztbriefe werden von der Ärzten selber geschrieben und auch sonst gibt es wenig Schreibtischkram. Man kann sich dann oft aussuchen, ob man in die Notaufnahmen, mit in die unterschiedlichen Sprechstunden oder in den OP will. Ein paar Mal die Woche ist man als PJler fest mit im OP eingeteilt und zwar immer dann wenn es Hüft- oder Knie-TEPs gibt. Dann darf man nämlich Haken und Beine halten, das macht nicht wirklich Spaß und man sieht auch nichts, aber meist ist gute Stimmung im OP. Diese Aufgabe teilt man sich unter den zwei PJlern auf. Ansonsten war ich nicht viel mit bei anderen OPs, da ich nicht wirklich chirurgisch interessiert bin, aber wenn man Lust hat, kann man je nach Arzt glaube ich auch viel lernen und auch nähen. In der Notaufnahme war es ähnlich wie bei den Allgemeinchirurgen: man durfte eigenständig Patienten aufnehmen, untersuchen und Therapievorschläge machen, zum Teil auch kleine Wunden nähen oder versorgen. Hier habe ich auf jeden Fall viel gelernt. Auch die Sprechstunden mit den Oberärzten waren je nach Oberarzt spannend und lehrreich, diese hatten immer ein Gebiet, zu dem wöchentlich Sprechstunden angeboten wurden.
Das Team habe ich in der Unfallchirurgie als deutlich zusammengeschweißter wahrgenommen und die Stimmung war meist gut. Die meisten waren auch sehr freundlich und haben einen guten aufgenommen. Leider war es aber auch hier wieder sehr unterschiedlich, je nachdem an wen man gerät, wie hoch die Bereitschaft zur Lehre war. Einige waren wirklich super und haben einen immer wieder auf die Probe gestellt, andere haben einen nur als Laufbote genutzt. Insgesamt war die Organisation aber auch hier nicht gut, Zuständigkeiten waren nicht geklärt, es gab keinen Plan, wie und was man durchlaufen soll und man musste sich seine Aufgaben/Lehre oft selber suchen.
Unterricht: Ganz großes Manko des Vivantes Spandau - es gibt keinen Unterricht. Im ganzen Tertial hat kein einziger Unterricht für die Studierenden stattgefunden. Einzig die Unfallchirurgie hatte einmal eine Fortbildung für die ÄiW veranstaltet, an der wir auch teilnehmen konnten und z.B. Knoten üben konnten.
Bewerbung
Über das PJ-Portal, Plätze waren auch noch recht spät im Auswahlzeitraum frei.