Ich war für 8 Wochen am Moi Teaching and Referral Hospital in der chirurgischen Abteilung. Diese besteht dort aus den folgenden Unterabteilungen: Kinderchirurgie, Viszeralchirurgie, orthopädische/Unfallchirurgie, Herz/Thoraxchirurgie, plastische Chirurgie und Neurochirurgie. Das Krankenhaus ist mit der medizinischen Fakultät der Moi University verbunden und auch Lehrkrankenhaus für viele Studierende. Dadurch kannten die Ärztinnen und Ärzte und auch Pflegekräfte das Konzept von "clinical rotations" von Studierenden und in den verschiedenen Unterabteilungen der Chirurgie war ich auch immer wieder zusammen mit kleinen Gruppen Studierender verschiedener Semester eingeteilt.
Ich durfte frei wählen, wie ich meine Zeit in der chirurgischen Abteilung aufteile und habe je zwei Wochen Unfall/Ortho und Allgemeinchirurgie gemacht und die restlichen vier Wochen zwischen Notaufnahme, Neurochirurgie und Kinderchirurgie verbracht. Mir wurde zu Beginn eine Assistenzärztin vorgestellt, die mich dann wiederum in den jeweiligen Abteilungen anderen Assistenzärzten vorgestellt hat, sodass ich immer einen Ansprechpartner*in hatte.
In den jweiligen Abteilungen ist die Woche aufgeteilt in Tage mit ward rounds (Visite), OP-Tage und Ambulanztage. Ich bin jeweils einem Assistenzarzt/ärztin "gefolgt" und habe so von allem ein bisschen gesehen. Die Tage waren sehr unterschiedlich lange, manchmal nur der Vormittag (8-12 Uhr), machmal auch deutlich länger (7:30 bis ca. 17 Uhr).
Das Krankenhaus hat ein großes Einzugsgebiet und bietet Patient*innen viel. Es gibt die Möglichkeit für CT und MRT Bildgebung, sowie alle medizinischen Abteilungen. Es gibt keine interventionnelle Radiologie und kein Herzkatheterlabor und im ganzen Land kaum Onkolog*innen.
Die meisten OPs sind offene OPs, ich habe keine laparoskopische OP gesehen. Es werden auch offene Herzoperationen durchgeführt (meistens Klappenersatz bei Patient*innen mit rheumatic heart disease). Die hygienischen Bedingungen im OP sind nicht denen in Deutschland entsprechend. Es ist warm, es fliegen Fliegen etc. umher, manchmal fällt das Wasser oder der Strom aus. Die OP Technik und das Wissen der Operatuer*innen sind sehr gut.
Dadurch dass auch kenianische Studierende clinical rotations machen, war meine Position nicht unbekannt und fast alle konnten etwas "mit mir anfangen" und wussten, was sie von mir erwarten können und was nicht.
Englsich ist Landessprache und wird im Krankenhaus auch als vorrrangige Sprache zur Kommunikation zwichen den Personen des Gesundheitssystems und zur Dokumentation genutzt. Nicht alle Patient*innen sprechen Englsich.
Die absolute Notfallversorgung steht allen Menschen offen. Alles weitere bedarf einem Krankenversicherungsschutz oder direkten Geldzahlungen. Viele Menschen konnten sich eine weitergehende Behandlung nicht leisten. Das mitzuerleben ist nicht leicht und die finanzielle Ungleichheit und Ungerechtigkeit an konkreten Beispielen zu sehen erfordert viel Reflektion. Ich habe versucht mich vorbereitend mit meiner Person und meiner Rolle als weiße priviligierte junge Frau aus Deutschland auseinanderzusetzen. Stichwort Rassismus, white saviorism, Kolonialismus etc.
Bewerbung
Ich habe mich ca. 6 Monate vor Beginn des Tertials per Mail an den "Senior Director Clinical Services" gewandt. Es wurde dann ein Dokument meiner Uni erfragt, in dem bestätigt ist, dass ich eingeschriebene Studentin sei, außerdem ein Unfall- und Krankenversicherungsnachweis und ein Covid-19-Impfschutz-Nachweis. Auf Nachfrage nach ca. einem Monat wurde mein internship dann "approved".
Ca. zwei Monate vor Beginn habe ich dann Hin- und Rückflug gebucht (ca. 1000€) und online das Visum (50€) beantragt. Von einer Freundin, die zuvor bereits am Moi Teaching and Referral Hospital (MTRH) war, habe ich den Kontakt einer Dame, die in einem Haus Zimmer an Studierende/PhD Studierende und weitere Personen vermietet bekommen und dort nach einem Zimmer gefragt und dies auch zugesagt bekommen (ca. 300€/Monat).