Ich war vom 03.07.2023 – 22.10.2023 für mein Tertial in der Inneren Medizin am Universitätskrankenhaus der Udayana University und kann Bali fürs PJ nur weiterempfehlen!
Visum
Wenn man sich für ein Study-Visa entscheidet, so kümmert sich die Agentur um die Abwicklung und erklärt Schritt für Schritt das Vorgehen. Nach der Einreise muss man dann im ersten Monat zur Universität und auch im Immigration Office sein eigentliches Visum beantragen. Das Visum wird für einen längeren Zeitraum als der Studienaufenthalt ausgestellt (bei mir 6 Monate Visum für 4 Monate Studium), also ideal für alle, die im Anschluss noch ein wenig reisen möchten oder schon früher ankommen wollen. Zum Ausreisen ist dann eine Exit Permit nötig. Alles etwas hin und her, aber es wird wie gesagt alles für einen organisiert.
Alternativ kann man theoretisch auch sein Visa on Arrival (30 Tage) einmalig verlängern (+30 weitere Tage) und dann das Land verlassen (z.B. Kurzurlaub nach Malaysia) für ein neues VoA.
Unterkunft
Die Universität stellt keine Unterkünfte zur Verfügung. Auf Bali wimmelt es aber nur so von Auswanderern und Expats, dementsprechend ist die Insel sehr gut vorbereitet auf Touristen, die eine längere Zeit bleiben. Es gibt eine Vielzahl von Unterkünften, Homestays und Apartments für jeden Geldbeutel und in fast jeder Lage auf der Insel. Für mich hat es sich bewährt, die Unterkunft erst von Bali aus selbst auszuwählen, anzuschauen und dann vor Ort zu buchen. Das ist deutlich günstiger als über Airbnb oder Booking.com und man bekommt vorher einen Einblick in die Zimmer.
Ich habe eine Unterkunft (klimatisiertes Zimmer mit Bad und Terrasse) zwischen der Universitätsklinik und einer weniger touristischen Gegend mit Möglichkeiten zum Surfen gewählt (Paranyogan Homestay in Balangan). Die Miete lag bei ca. 180€.
Je nach Wohngegend und Wunsch nach westlichem Luxus sind den Mieten nach oben hin keine Grenzen gesetzt, vor allem in sehr angesagten, touristischen Gebieten wie Canggu und Uluwatu.
Arbeit im Krankenhaus
Am ersten Tag findet eine Einführungsveranstaltung im Krankenhaus statt. Wir wurden im Gebäude herumgeführt und dem Supervisor der entsprechenden Station vorgestellt, bei mir eine sehr freundliche Nephrologin mit gutem Englisch und jeder Menge Freude an der Lehre. Man kann auch in alle anderen Fachrichtungen rotieren, sodass ich zusätzlich Einblicke hatte in die Geburtshilfe, Anästhesie und OP, Intensivmedizin, Kardio und Pulmo. Das kann man eigentlich frei entscheiden, muss dafür aber proaktiv Kontakt aufnehmen.
Das Krankenhaus ist ziemlich klein. Auch obwohl es sich um das "Universitätsklinikum" handelt, gibt es nur wenige Patienten (meist nur eine OP am Tag, nur 1 Patient auf Intensiv, Visite besteht in der Regel aus 3 Patienten). Diejenigen, die sich also sehr für eine bestimmte Fachrichtung interessieren, sind hier ggf. eher fehl am Platz.
Allerdings haben die Ärzt*innen dadurch sehr viel Zeit für Teachings und erklären gerne. Die Patienten, die es gab, wurden mit mir sehr detailliert besprochen. Es lohnt sich auch, Kontakt zu anderen Fachbereichen zu knüpfen, um dort Einblicke zu bekommen und informiert zu werden, wenn etwas Spannendes passiert.
Neben klassischen Erkrankungen, umfasst das typische Krankheitsspektrum auch Dengue Fieber, Tuberkulose und weitere bei uns seltene Erkrankungen.
Die Kommunikation mit den Patient*innen läuft vollständig auf Indonesisch, sodass während und nach der Visite übersetzt wird. Die Lehre, auch der lokalen Studierenden, erfolgt in meiner Anwesenheit in Englisch. Somit kann ich vollständig folgen, jedoch keine eigenen Patient*innen aufnehmen oder alleine untersuchen.
Das Krankenhaus weist einen eher geringen Standard auf. Häufig ist ein Ressourcenmangel des staatlichen Krankenhauses oder eine fehlende Abdeckung der gesetzlichen Krankenversicherung für die Diagnostik und Therapie limitierend. Die Ärzt*innen verfügen dadurch über ein sehr geschultes Auge für die nicht-apparative Diagnostik und die körperliche Untersuchung. Behandelt wird trotzdem, wo immer möglich, nach internationalen Guidelines der WHO oder nach Leitlinien der amerikanischen und europäischen Fachgesellschaften.
Im Krankenhaus tragen internationale Studis ihre Kasacks oder Kittel der eigenen Universität. FFP2 Masken und Stethoskop nicht vergessen.
Man wird angehalten einen Activity Report zu führen mit seinen täglichen Aktivitäten im Krankenhaus, sowie im Computersystem die Anwesenheit zu bestätigen und sich täglich ein- und ausloggen. Eine Kontrolle erfolgte in der Regel nicht und es genügte, Fehlzeiten mit meiner zuständigen Ärztin abzusprechen.
Leben vor Ort
Euch wird nicht langweilig!! Die Freizeitgestaltung auf Bali und in ganz Indonesien ist wahnsinnig vielseitig. Hier sind von Wandern auf Vulkane über Tauchen und Strandtage mit Surfen bis zu mehrtägigen Rollertouren keine Grenzen gesetzt. Die umliegenden Inseln laden ebenfalls zu Ausflügen ein. Hier am besten keinen Stress machen und vor Ort mit den Kommiliton*innen gemeinsam planen.
Unfassbar leckere Küche! Essen ist überall günstig möglich. Im Krankenhaus sowie überall in der Stadt und auf dem Land gibt es kleine lokale Restaurants (Warung), die sehr günstiges Essen anbieten (häufig auch für unter 1€). Auch hier sind, ähnlich wie bei den Mieten, nach oben keine Grenzen gesetzt, je nach Wahl des Restaurants. Man findet hier auch problemlos Speisen aus aller Welt. Glutenfreie und vegan/vegetarische Ernährung sind weit verbreitet.
Zur Fortbewegung ist auf Bali der Roller das beliebteste und praktischste Verkehrsmittel. 900.000 Rp (55€) ist ein guter Preis für eine Monatsmiete. Tanken ist sehr günstig und der Verkehr ist mit dem Auto kaum passierbar, mit dem Roller hingegen sehr gut. Durch das hohe Verkehrsaufkommen und die nicht perfekten Straßen ist der Roller jedoch eher für geübte Fahrende vorbehalten. Nie ohne Helm oder T-Shirt fahren. Ansonsten sind die Apps Grab (das asiatische Uber) und Gojek sehr nützlich. Hier kann man sich ohne zu verhandeln ein Taxi zum Flughafen oder Essen nach Hause bestellen.
Geld gibt es an fast allen ATMs kostenfrei. Eine SIM-Karte kostet für einen Monat und 10 GB ca. 3€. Hier nicht am Flughafen eine teure Touristen-SIM-Karte kaufen, sondern im Store von Telkomsel oder an Straßenständen eine SIM-Karte erwerben.
Stipendium
Bewerbt euch auf jeden Fall für ein Stipendium. Das ZIB Med der Uni Köln bietet eine eigene Förderung an, ansonsten ist PROMOS aber deutlich ergiebiger. Wer mehr als ein Tertial außerhalb von Erasmus+ absolvieren will, sollte sich auf das DAAD Jahresstipendium bewerben.
Bewerbung
Die Bewerbung an der Udayana University lief nach der Pandemie nur schleppend an. Es war schwierig, an Informationen über Möglichkeiten des Aufenthalts, Bewerbungsfristen oder Kooperationen mit Lehrkrankenhäusern zu kommen. Dadurch war die Bewerbung nur recht kurzfristig möglich. Das International Office bearbeitet die Bewerbungen nicht eigenständig, sondern leitet diese an eine Agentur weiter, die sich um die Abwicklung der Bewerbung, die Zusammenstellung der Unterlagen und letztlich auch um das Visum kümmert (lumbungsari8office@gmail.com). Die Mitarbeitenden dort sind sehr engagiert und antworten in aller Regel sehr schnell.
Die Kosten für die Agentur, das Study-Visa und die Studiengebühren lagen für ein ganzes Tertial bei 1600 USD und mussten zuvor an die Agentur überwiesen werden.
Das Sanglah Hospital war bisher das Krankenhaus auf Bali, das bei den PJler am meisten frequentiert wurde. Hier werden aber keine internationalen Studierenden mehr aufgenommen. Andere Krankenhäuser stehen zur Wahl, darunter das Universitätsklinikum (Rumah Sakit Universitas Udayana - RSUNUD). Beim LPA NRW sind die Anerkennungen der Lehrkrankenhäuser dementsprechend angepasst worden.