Ich kann das Tertial auf der Neuro in Olvenstedt unterm Strich wärmstens empfehlen. Insbesondere eben wenn man sich für Neuro interessiert kann man hier eine Menge lernen und übernimmt schnell eigene und am Anfang auch fordernde Aufgaben. Dabei wird aber nie von einem erwartet, dass man alles kann und man hat immer das Backup durch sehr hilfsbereite und nette Assistenz- und OberärztInnen. Das Team ist insgeasmt super nett, die Stimmung untereinander ist meistens sehr gut und es wird egal ob beim Mittagsessen oder wenn es was Interessantes zu sehen/tun gab immer an einen gedacht.
Zu meinen Tätigkeiten gehörten die PJ-Klassiker wie Blutentnahmen (ca. 2-5/Tag), Flexülen (ca. 1-3/Tag), Briefe schreiben, auf Visite mitgehen und Aufnahmen. Bei Letzteren lernt man wahrscheinlich am meisten, da man eigenständig Anamnese und Neurostatus erhebt, die Patienten einem/einer OberärztIn vorstellt und bespricht und anschließend zu Verdachts- und Differenzialdiagnosen, sowie weiterführender Diagnostik befragt wird. Die Patienten begleitet man dann auch weiter mit, muss sie in der Mittwochs (nicht immer 😉) stattfindenden Chefarztvisite vorstellen und am Ende den Brief schreiben und sie entlassen. Nach einiger Zeit hatte ich sogar das Gefühl, ein wenig ein Gespür für neurologische Krankheitsbilder zu bekommen und die Basics schon ganz gut einschätzen zu können. Weitere Tätigkeiten, die ich im Prinzip immer machen konnte sobald sie anfielen waren Lumbalpunktionen auf Normalstation und Duplexsonos auf der Stroke. Also kann man das auch schon mal ein wenig üben, was sehr hilfreich ist wenn man wie ich mit dem Gedanken spielt auch auf der Neuro anzufangen zu arbeiten.
Eine Rotation in die ZNA und auf die Stroke empfehle ich auch auf jeden Fall, da man auch hier eine Menge sieht und insbesondere neurologische Akutmedizin kennenlernt. Der Oberarzt auf der Stroke, mit dem man dann Unterwegs ist, ist nicht nur fachlich ziemlich fit, sondern auch echt gut darin Dinge zu erklären.
Das Krankheitsspektrum ist bestimmt etwas schmaler als an der Uniklinik (kann ich nicht beurteilen, da ich da ja nicht war) aber man sieht schon ein breit gefächertes Bild an neurologischen Erkrankungen. Also Schlaganfälle, MS, Parkinson, atypische Parkinsonsyndrom, infektiös und autoimmun bedingte Entzündliche ZNS-Erkrankungen, Polyneuropathien, Kopfschmerzerkrankungen, Myasthenien, Epilepsien, Fazilisparesen. Von allem etwas eben. Ein paar sehr seltene Erkrankungen, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte waren auch dabei.
Negativ in Erinnerung geblieben ist mir eigentlich nur, dass kleinere Streitigkeiten oder Unstimmigkeiten innerhalb des Teams nicht direkt kommuniziert wurden. Dem entsprechend habe ich mir auch hin und wieder ehrlicheres Feedback gewünscht und hatte des Öfteren das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben, ohne genau zu wissen was. Das hielt sich allerdings in einem erträglichen Rahmen und betraf nicht alle Kollegen.
Zu den sonstigen Rahmenbedingungen:
- PJ-Unterricht regelmäßig aber von unterschiedlicher Qualität
- Mittagessen umsonst und ganz gut
- „Gehalt“ von 560€/ Monat
- 0,5 Studientage/Woche, die man auch sammeln konnte
- Arbeitszeit von 7:30 bis ca 16:00 (+/-1h) je nach dem wie motiviert man selbst ist 😉
Fazit: Wer sich für Neuro interessiert wird hier ein richtig gutes Tertial haben und echt eine ganze Menge mitnehmen. Auch war ich sehr froh, hier mein erstes Tertial gemacht zu haben und so einen guten Einstieg ins PJ hatte.