Mein PJ in Südkorea war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Ich konnte viel aus der Klinik mitnehmen und hatte außerdem die Möglichkeit, das Land aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.
Klinik
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Wichtig zu wissen: das letzte Jahr des Medizinstudiums ist nicht so praktisch angelegt wie in Deutschland. Man kann glücklich sein, wenn man mit an den Tisch darf. Eigentlich stehen die Studierenden am Rand und werden von den Professor*innen gelöchert. Diese waren sehr dankbar, wenn ausländische Studierenden dabei waren, dann waren die Fragen nicht so hart. Keine 30 Blutentnahmen, kein Haken-und-Klappehalten am Tisch/ keine Aufnahmen im Alleingang, das passiert hier eher im Internship (1. Assistenzjahr). Dafür gab es viel Lehre in und nach der OP und ab und an durfte ich operieren. Aber da die Professor*innen um unsere Ausbildung in Deutschland wissen, wurde mir mehr zugetraut und ich durfte z.B. bei einer langen Bypass OP assistieren.
Uns wurde viel Interesse entgegen gebracht und ich hatte das Gefühl, dass sie sich extra viel Mühe geben, um sich von der besten Seite zu zeigen. Der Kontakt zu den Professor*innen war sehr freundlich und nicht so sehr hierarchisch, wie ich gedacht hatte. Manchmal hatte ich 1 zu 1 Unterricht auf Englisch, aber wenn koreanische Studierende dabei waren, dann war es auf Koreanisch. Koreanischkenntnisse sind sehr zu empfehlen, nicht nur als nette Geste sondern für das Verständnis, da das Englisch von manchen etwas holprig war. Ansonsten ist der Lernerfolg eher gering. Außerdem sollte man sich mit den Verhaltensweisen beschäftigen, sonst gilt man schnell als unhöflich.
Der Campus ist groß und alle Kliniken sind auf einem Gelände, sowie das Wohnheim und das Medizinlehrgebäude. Der große Uni Campus leider weit weg.
Freizeit
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Die Freizeit kam nicht zu knapp, kleine Wochenendausflüge nach Gangneung, Daegu, Suwon und Busan waren drin und auch innerhalb der Woche konnte ich nach der Arbeit noch nach Seoul fahren. Essengehen ist meist etwas preiswerter als in Deutschland und dann auch noch wirklich gut. Manchmal war es schwierig etwas Vegetarisches/ Veganes zu finden und Früchte sind leider teuer. Neben Freundschaften mit den anderen internationalen Studierenden habe ich auch einige Freundschaften mit unglaublich herzlichen und fürsorglichen koreanischen Studierenden und Ärztinnen aufbauen können. Einige wohnen auch in dem Wohnheim und die Wege sind kurz. Zusammen hat man abends gegessen, ist in Cafés und Escape Rooms gegangen und hat sich für Spieleabende getroffen.
Leider musste ich mir das Zimmer teilen, aber für 8 Wochen aushaltbar, weil ich einfach viel unterwegs war. Die Küche bestand aus nur 2 Reiskochern, 3 Mikrowellen und 3 Kühlschränken. Es gibt dort eine sehr penible Mülltrennung mit 6 unterschiedlichen Mülltonnen. Etagen, Kühlschränke und Waschmaschinenräume sind strikt nach Geschlecht getrennt. Es ist immer ein Guard da, der da auch ein Auge drauf hat.
Bewerbung
Ich habe meine Anfrage ein Jahr vorher abgeschickt, richtig los ging es aber erst so ~7 Mo früher. Um die Bewerbungsunterlagen sollte man sich frühzeitig kümmern z.B. ausführliche ärztliche Untersuchung (Impfungen, Titer, Tbc Ausschluss).
Sehr gute Betreuung von dem ICC, schreibt zügig zurück und man kann alles fragen!