Wer gerne mal in alle Fachbereiche der Chirurgie schauen möchte ist in Friedrichstadt genau richtig. Man rotiert durch die Viszeral, Unfall und Gefäßchirurgie und sieht dadurch mal die OPs und die Stationsarbeit von jedem Fachgebiet, was sicherlich mit Hinblick auf die Prüfung nicht schlecht ist.
Leider ist das Sekretariat ein wenig überfordert eine sinnvolle Rotation einzuteilen, dadurch ist man sehr ungleich auf die Stationen verteilt. Manche sind 8 Wochen auf derselben Station, andere sind dort dann wiederum nur eine Woche eingeteilt. Zum Teil ist die Rotation auch sehr zerstückelt aufgeteilt (bei mir erst Gefäß, dann Viszeral, dann Unfall, dann Gefäß und dann nochmal eine Woche Viszeral). Hier würde man sich wünschen dass man einfach jeweils am Stück und gleichverteilt auf jeder Station sein darf.
Zu den einzelnen Stationen:
Gefäßchirurgie:
- OP: top! Man kann als PJler viel machen und wenn man sich ein bisschen einfuchst dann ist man auch wirklich eine große Hilfe während den OPs. Wie zu erwarten ist ist die Gefäßchirurgie auch blutig und dadurch manchmal stressig, schnell und aufregend, mir hat das gut gefallen. In Friedrichstadt werden auch große Gefäß-OPs an der Aorta durchgeführt, das war immer ein Highlight. Der Chefarzt ist super nett und hat viel Freude an seiner Arbeit, bei ihm würde ich jederzeit mit in den OP.
- Station: hmm, also wenn man ehrlich ist ist die Station ein wenig furchtbar. Morgens ist Besprechung und Visite, dann das obligatorische Blut abnehmen, fair enough dafür ist man ja irgendwie da. Ab dann gibt es oft wenig zu tun. Manchmal CBQ/ABI messen, das Wissen wie genau das gemacht wird wird traditionell von PJler zu PJler weitergegeben und nicht von den Ärzten gezeigt. Wer weiß ob wir das richtig machen :D auch sonst findet keine Lehre am Patienten oder anderes Teaching durch die Ärzte statt. Zu den Patienten wird proaktiv nichts erklärt (außer manchmal durch CA Ludwig, er nimmt sich da manchmal Zeit).
Die Ärzte sitzen Immer vorne im Cockpit und arbeiten vor sich hin, wir PJler sitzen im fensterlosen Ultraschallzimmer und schreiben Arztbriefe oder sitzen die Zeit ab. Ich wurde in den ingesamt 1-2 Monaten auf der GCH nicht einmal von einem Arzt aktiv zu einer Untersuchung auf Station hinzugezogen, es gibt wenig Interesse daran uns PJlern etwas zu zeigen.
Insgesamt ist die Station sehr zäh, nett sind aber trotzdem alle, Stimmung im Ärzteteam ist gut. Am meisten lernt man noch wenn man sich an die Pflege hängt, die sind sehr fit.
Viszeralchirurgie:
- OP: auch wieder sehr spannend, auch hier der Chefarzt erstaunlich freundlich, gut gelaunt, erklärt gerne. Ich war wirklich kein Chirurgiefreund aber die OPs machen einfach Spaß und es tut gut von Station wegzukommen. Auch hier wieder klare Empfehlung. Manche Chirurgen können hier etwas aufbrausend werden, bei mir war aber alles immer im Rahmen.
- Station: Hatte das Glück mit Anne Dargel eingeteilt gewesen zu sein, sie hat sich fest vorgenommen dass ich in der Stationszeit lerne einen VAC-Verband zu machen und einen Port anzustechen, haben wir so auch umgesetzt. Sie erklärt gerne und fragt auch ab. Auch sonst sind viele der jüngeren Ärztinnen und Ärzte super entspannt und sehr freundlich. Wenn man möchte darf man mit in die Sprechstunden, für zwei, drei Vormittage ist das ganz gut als Einblick, kann ich empfehlen.
Unfall:
- Notaufnahme: hier darf man immer eine Woche dabei sein. Macht natürlich Spaß, man sieht viel und darf soviel machen wie man einfordert. Wie immer gilt: Pj ist das was man daraus macht. Traut euch was zu, antwortet auf jede Frage (Möchtest du nähen? Willst du schon mal den Patienten alleine anschauen? Möchtest du schon eimal versuchen den Arztbrief anzufangen?) einfach immer mit ja, sehr gerne! kommt gut an besonders bei den UCHlern
- Station: ich war mit Franz Seifert auf der Station, für mich war das großartig. Habe sehr viel gelernt, die Stationsarbeit ist bei ihm erstaunlich stressfrei und ruhig, sehr angenehm. Hat großes Interesse an der Unfallchirurgie und gibt das auch weiter, fragt ab, erklärt, 1a mit ihm zusammen!
- OP: auch hier wieder ein sehr entspannter Chefarzt. Oberärzte durchwachsen, ich hatte aber immer Glück und konnte alle Fragen stellen die mir eingefallen sind und durfte auch mal selber Hand anlegen. Es gibt eine sehr launische Oberärztin, mit ihr muss es unangenehm sein, ich war jedoch nie mit ihr eingeteilt.