PJ-Tertial Chirurgie in St. Franziskus Hospital (7/2023 bis 10/2023)

Station(en)
Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie, Radiologie
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, Diagnostik
Heimatuni
Muenster
Kommentar
Ich habe im St.-Franziskushospital (SFH) mein Pflichttertial Chirurgie als drittes Tertial absolviert. Das chirurgische Tertial ist so aufgebaut, dass man regelhaft durch die Abteilungen Allgemein-, Unfall- und Gefäßchirurgie rotiert. Im ersten und zweiten Tertial sind zwei Rotationen fünf sowie die dritte Rotation sechs Wochen lang, damit man auf die 16 Wochen des Tertials kommt. Im dritten Tertial kann man nicht "abkürzen" (also ein unbeliebtes Fach ans Ende zu den Fehltagen packen), da die Rotationen alle vier Wochen lang sind. Nimmt man keine 20 Fehltage am Ende, dauert die letzte Rotation doppelt so lange wie der Rest. Eine Woche kann man zusätzlich noch in die Radiologie rotieren.

Rotation in die Allgemeinchirurgie:
Die ACH hat einen sehr "darmlastigen" Schwerpunkt, d.h. es gibt sehr viele (Hemi-) Kolektomien, Sigmaresektionen, jegliche Art von Stoma-Operationen, Appendektomien, aber auch Choleszystektomien und sogar daVindi-assistierte Ösophagusresektionen, so dass man hier sehr aufwändige Operationen und auch kranke Patienten sehen kann. Daneben gibt es sehr häufig (Neben-)Schilddrüsen-Resektionen. Außerdem ist das Haus ein Hernien-Zentrum, so dass hier viel Expertise vorhanden ist und auch viel operiert wird. Operationen an der Leber (exklusive Gallenblase), Milz etc. habe ich in dem Zeitraum zumindest nicht gesehen. Der Tagesablauf sieht so aus: morgens gegen 7:10-7:15 trifft man sich auf der allgemeinchirurgischen Hauptstation 11 und nimmt "gemeinsam" Blut ab, zumindest steht das auch hier in den Bewertungen überall. Es wird aber trotzdem erwartet, dass PJ-Studierende das meiste Blut abnehmen und auch liegen gebliebenes Blut nach der Frühbesprechung noch abnehmen, teilweise auch auf den Außenliegerstationen. Zwischen 5-20 Entnahmen habe ich hier alles gesehen. Je nach Anzahl der PJler, Famulanten und mithelfenden Assistenzärzten kann das mal mehr, mal weniger lang dauern. Um 7:30 Uhr findet die Frühbesprechung im Erdgeschoss statt. Hier übergibt der diensthabende Arzt des Vortags an den Tagesdienst, außerdem werden Aufnahmen, nächtliche OPs, bestimmte Bildgebungen, wichtige Themen von den Stationen sowie die aktuellen Histo-Befunde etc. besprochen. Ab 8:00 Uhr beginnen die Operationen. Es wird je nach Operateur von den Studierenden erwartet, dass man am Tag vorher in den OP-Plan schaut und sich in die OPs einliest. Bei einigen OPs ist neben den eigentlichen Operateuren noch "Student" vermerkt, zu diesen Operationen können sich die Studierenden dann selbst einteilen. Das Sekretariat hat einen recht guten Überblick über die anwesenden PJler und Famulanten, so dass häufig auch mehrere PJler parallel eingeplant sind und es dadurch etwas schwieriger wird, kurzfristig auch mal früher zu gehen oder spontan einen Tag zu fehlen (das geht natürlich offiziell über Dienste, aber inoffiziell funktioniert es hier nicht so gut). Um 14:30 Uhr ist die Röntgenbesprechung, bei der die Bildgebung des Tages durchgesprochen wird. Dazwischen finden entweder OPs statt, oder aber man kann sich in die Stationsarbeit oder die Ambulanz einbringen. Während der OPs hält man üblicherweise Haken, bekommt aber meistens auch recht gutes Teaching von den Assistenten und Oberärzten. Ich konnte hier auch recht viel nähen (zumeist intrakutane Wundnähte). Auch hier war das Team wirklich nett - es gab kein toxisches Ausfragen von den Operateuren etc., dafür konnte man wirklich jede Frage loswerden. Insgesamt wird man zu recht vielen Operationen eingeteilt. Das ist einerseits spannend (für diejenigen, die Interesse am OP haben), andererseits sind hier bei mir und meinen Mit-PJlern durchaus auch mehrere Tage an Überstunden angefallen, die man leider nicht abfeiern konnte, die aber erwartet wurden (weil man auch um 15:00 Uhr noch für OPs angerufen wird). Häufig kann man sich vom Dienst ablösen lassen - bei mehreren OPs kann der aber auch nur eine Person auslösen. Das Kollegium ist sehr freundlich und entspricht gar nicht dem, was ich mir zumindest in meinem Kopf als "Chirurgenklischees" zurecht gelegt hatte. Lehrreich war es ebenfalls, so dass ich hier eine gute Zeit hatte.

Rotation in die Gefäßchirurgie
Die Gefäßchirurgie des Franziskushospitals ist eine verhältnismäßig große Abteilung und betreibt täglich drei OP-Säle. Dabei wird ein großes Spektrum an offenen und endovaskulären Eingriffen durchgeführt (u.a. Varizen, Shuntanlagen, TEAs, Stent-Implantationen bei pAVK, Amputationen, Aortenprothesen/EVARs, Bypässe peripherer Gefäße, DSA/Angios), so dass man hier viel sehen kann. Das Kollegium ist sehr freundlich. Ich habe zwar in allen Rotationen in allen Tertialen noch keinen kompletten Ausfall diesbezüglich erlebt, aber das muss man hier noch einmal hervorheben. Man wird in der ersten Frühbesprechung morgens vom Chef namentlich begrüßt und man ist sehr schnell beim Du (wenn man möchte). Insgesant herrscht ein sehr angenehmer und nicht zu "chirurgischer" Umgangston in der Abteilung. Es geht morgens um 7:30 Uhr mit der Frühbesprechung im Demo-Raum der Gefäßchirurgie und Radiologie los. Hier berichtet der Dienstarzt von besonderen Vorkommnissen, außerdem werden die Aufnahmen des Tages besprochen. 1-2 Studenten sind meist im OP eingeteilt. Der LOA legt aber Wert darauf, dass man zusätzlich dabei ist und sich anschauen kann was man möchte. Das hat meistens (aber nicht immer - im Sommer war das Personal urlaubsbedingt sehr knapp) auch gut geklappt. Nach der Besprechung teilt man sich auf: wer im OP eingeteilt ist bzw. sich etwas ansehen möchte, der geht jetzt in den OP und die anderen gehen auf Station. Tipp: die OPs des Tages werden meist in der Abschlussbesprechung des Vortages bereits besprochen, in der die PJler aber meist schon zu Hause sind. Evtl. muss man vor/nach der Besprechung schnell auf den PC im Demo-Raum schauen um keine OP zu verpassen in der man eingeplant ist. Im OP kann man dann normal mitmachen bzw. je nach OP macht man auch deutlich mehr als nur "Haken halten". Bei Varizen-OPs konnte ich die einzelnen Stich-Inzisionen nähen und außerdem auch komplett eigenständig Seitenäste herauspräparieren. Das ist sicher nicht besonders spektakulär, aber immer noch sehr viel mehr als ich in anderen Rotationen und Tertialen machen durfte. Generell kann man hier immer und viel nähen üben. Auf Station hat man zuerst die Visite begleitet, im Anschluss hat man sich um die Blutentnahmen gekümmert. Je nach Anzahl der anwesenden Ärzte waren das mal mehr oder weniger. Manchmal war es auch etwas zäh (wenn man alles alleine gemacht hat), das kann man aber auch ansprechen. Gefäßchirurgische Patienten sind häufig "Gefäß-Endgegner". Die Station hat aber ein eigenes Sono, damit kann man das ganz gut machen und bei Interesse auch einüben. Etwas lästig waren dir ABI-Messung. Diese sind hier ärztliche Aufgabe und werden gerne an die PJler abgegeben. Vor allem am Anfang und je nach Übung und Gefäßstatus kann es schon mal sein, dass man 15-30 Minuten über den Füßen eines Patienten gebeugt ist - und das dann gerne auch 3-5x / Tag. Nach der Visite und während die Studenten sich um die Blutentnahmen kümmern, gehen die Assistenzärzte in die Aufnahme und nehmen die meist elektiven bzw. geplanten Patienten auf, machen Aufklärungen etc. Da kann man dann gerne auch dazukommen und selbst Patienten untersuchen und unter Supervision aufklären (üben). Insgesamt war es eine wirklich sehr nette Rotation, die mir viel Spaß gemacht hat. Man kann hier viel selbstständig am Patienten machen und das war das erste Mal, dass ich lieber im OP war als auf Station. Man kann auch problemlos zwischen 13-14 Uhr gehen (wenn nichts ansteht), muss das aber ggf. auch mal aktiv erfragen. Morgens ist es häufig etwas stressiger, so dass man die vom Haus bezahlte Frühstückspause vielleicht vor dem Dienst erledigt. Mittagspause und pünktlicher Feierabend (z.B. um die Seminare zu besuchen) waren nie ein Problem, manchmal muss man das aber ansprechen (insb. die Seminare, die werden bei der OP-Planung in der Regel vergessen).

Rotation in die Unfallchirurgie
Die Unfallchirurgie ist im Franziskushospital eine relativ kleine Abteilung (1 Chef, 1 LOA, 2 OÄ, 4 AÄ), da die Orthopädie und die Wirbelsäulenchirurgie jeweils eigene Abteilungen sind. Das ändert sich aber demnächst, da der neue Chef der Orthopädie auch der designierte Chef der Unfallchirurgie ist, sobald der aktuelle Chef in Rente geht. Für den Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie müssen die Assistenten durch mehrere dieser Abteilungen rotieren, so dass zum Zeitpunkt dieser Bewertung das Team vermutlich bereits wieder anders ist - daher kann es sein, dass andere Personen auch andere Erfahrungen gemacht haben. Diese Rotation hat mir jedenfalls von allen chirurgischen Stationen mit Abstand am besten gefallen. Das liegt vor allem daran, dass man hier sehr niederschwellig eigene Patienten sehen, beurteilen und (unter Supervision) behandeln kann. Morgens trifft man sich um 6:45 Uhr (die Assistenten sind meist noch etwas früher da) in der chirurgischen Notaufnahme, wo die Übergabe aus dem Nachtdienst sowie ein Update des Stationsarztes (der kommt auch aus dem Team der UCH-Assistenten, ist aber meist für mind. eine Woche auf Station) gegeben wird. Gegen 7:00 Uhr kommen die Oberärzte und der Chef dazu. Hier werden nochmal Entlassungen und Besonderheiten besprochen, bevor es direkt danach auf die Station 6 geht. Alle Ärzte inkl. Chef sehen jeden Patienten jeden Tag, was schon eine Besonderheit ist. Die Visite ist aber extrem schnell, teilweise keine Minute pro Patient. Hier werden schnell wie wichtigsten Dinge besprochen und vor allem die Wunden angeschaut und neu verbunden. Das ist eine der zentralen PJ-Aufgaben in der Visite: während die Ärzte schon weitergehen, sollen wir die Wunden zu Ende neu verbinden. Im Anschluss an die Visite trifft man sich nochmal in der Notaufnahme, wo der Dienstarzt der Nacht alle Patienten und vor allem die Röntgenaufnahmen mit den unfallchirurgischen Oberärzten besprechen, so dass jeder Patient zumindest indirekt fachärztlich gesehen wird. Das war auch für mich immer interessant, da zu dem Zeitpunkt schon feststand, dass ich Radiologie als viertes M3-Fach bekommen habe. Danach können wir uns den Ärzten anschließen und frühstücken gehen, bevor es an die Blutentnahmen geht. Wie bereits geschrieben sind die in der Menge relativ überschaubar. Die UCH besetzt jeden Tag ca. einen halben OP-Saal, hat also gar nicht so viele Operationen. PJler sind hier nur manchmal zwingend nötig. Meist ist der Chef oder einer der Oberärzte alleine oder mit einem der Assistenten im OP. Anschauen kann man sich aber alles was man möchte. Ich war nie besonders OP-affin, so dass ich mit durchschnittlich einem halben OP-Tag pro Woche sehr zufrieden war (insb. im Vergleich zu anderen Rotationen hier, die mutmaßlich quasi nicht ohne Studenten funktioniert hätten). Die Anzahl der Blutentnahmen ist meist sehr überschaubar. Ich habe noch keinen Tag mehr als fünf BEs selbst machen müssen. Nach den Entnahmen kann man entweder auf der Station mitmachen und auch eigene Patienten übernehmen, oder aber in der Notaufnahme mithelfen. Hier wird es besonders ab ca. 10:00/11:00 Uhr zunehmend voll, was es aber auch sehr interessant machen. Die meisten Patienten hier sind nicht lebensgefährlich verletzt (das Haus hat keine Neurochirurgie und ist nur ein lokales Traumazentrum, d.h. der vorgehaltene Schockraum wird nicht jeden Tag durch den Rettungsdienst aktiviert), aber es kommen in großer Zahl "Knickfüße"/OSG-Distorsionen, Radius- und Handfrakturen, Oberschenkelfrakturen und vor allem Platzwunden. Für letzteres empfiehlt es sich sehr dringend, vorher einmal zu Hause mit Instrumenten (Pinzette, Nadelhalter, Schere) z.B. an einer Banane Nähen zu üben, dann kann man hier viele Platzwunden selbst nähen (bei mir waren die Ärzte am Ende gar nicht mehr im Raum dabei). Das macht wirklich viel Spaß, vor allem weil man sieht, dass man dabei schnell besser und routinierter wird. Das vorher zu üben lohnt sich! Man wird nicht gezwunden zu nähen - aber wer es kann, der darf es auch tun. Um 15:00 Uhr ist noch eine Röntgenbesprechung, in der Regel wird man aber vorher nach Hause geschickt. Wie gesagt - eine absolut lohnenswerte Rotation!

Rotation in die Radiologie
Ich habe außerdem noch die Gelegenheit zur einwöchigen Rotation in die Radiologie wahrgenommen. Dies kann man aus allen Pflichttertialen (Innere und Chirurgie) machen. Neben einem festen PJler, der die ganzen 16 Wochen hier ist, hat die Klinik noch einen Platz für eine wochenweise Hospitation. Hierfür kann man sich Literatur im Sekretariat aussuchen und dann damit Befunde nachvollziehen und je nach Interesse auch selbst befunden. Man wird hier nicht unbedingt an die Hand genommen, sondern kann sich das alles relativ selbstständig einteilen. Das gefiel aus meiner Kohorte nicht jedem (bzw. manche haben sich mehr Einbindung / Anleitung gewünscht). Für mich war das jedoch perfekt: Radiologie ist mein viertes Prüfungsfach und aus privaten Gründen hatte ich während des PJs nachmittags nur wenig Zeit zum Lernen, so dass ich die Zeit gut nutzen konnte um mir speziell Rö. Thorax mit mehreren hundert Beispielbildern und -befunden anzusehen und mit der Literatur nachzuvollziehen. Auf jeden Fall eine Empfehlung! Und sei es nur als Entschleunigung während des Chirurgietertials ;-)


Allgemein:
Ein (über-)pünktlicher Feierabend ist häufig (zumindest in GCH und UCH). Mit Diensten kann man einzelne Tage vor- oder nacharbeiten, so dass man mit den Fehltagen etwas haushalten kann. Das SFH bezahlt 2,50 EUR für das Frühstück und 5,00 EUR für das Mittagessen, womit man i.d.R. hinkommt (Anmerkung: zum Tertial nach uns wurden die Beträge etwas erhöht). Donnerstagnachmittags ist eine wöchentliche Pflichtfortbildung für die PJler, alle zwei Wochen findet am Freitagmorgen eine Radiologiefortbildung speziell für PJler statt. Generell kann man sagen, dass es ein gutes Rahmenprogramm für Studierende gibt.

Fazit:
Ohne alles bisher geschriebene nochmal zu wiederholen: ich kann das SFH für die Chirurgie wirklich empfehlen. Die Menge der Blutentnahmen ist subjektiv manchmal etwas hoch gewesen und vor allem in der Allgemeinchirurgie war es mir ein bisschen zu selbstverständlich, dass man fest als Hakenhalter eingeplant wird und Überstunden ohne Absprache vorher im Bedarfsfall auch erwartet werden. Leider ist es aber auch so, dass ich im Vergleich mit meinen Kommilitonen (auch aus anderen Häusern) noch gut dran war. Die Rotation die Radiologie sollte man nach Möglichkeit auf jeden Fall wahrnehmen, nicht zuletzt auch um eine zähe Rotation etwas aufzulockern.
Bewerbung
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Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Nahtkurs
Patientenvorstellung
EKG
Bildgebung
Repetitorien
Tätigkeiten
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Mitoperieren
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Gipsanlage
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
22,50 pro Tag

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.6