PJ-Tertial Chirurgie in Krankenhaus Landshut-Achdorf (7/2023 bis 10/2023)

Station(en)
Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie, Notaufnahme, Gefäßchirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Notaufnahme, Diagnostik, Station
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Für alle, die keine Lust auf das Lesen langer Texte haben, nehme ich es gleich vorweg:
So sieht meiner Meinung nach das perfekte PJ Tertial in der Chirurgie aus! Und das sagt jemand, der vor dem Tertial keinerlei Ambitionen hatte, in die Chirurgie zu gehen! Wenn ihr also auf der Suche nach einem Tertial mit exzellenter Lehre, hoher Wertschätzung und vollumfänglicher Integration ins Team seid, dann seid ihr in Landshut-Achdorf genau richtig! 100%ige Empfehlung von meiner Seite!

Für alle, die gerne etwas mehr Details wünschen... ;)
Etwa eine Woche vor Beginn unseres Tertials erhielten wir eine E-Mail mit genaueren Infos zu unserem ersten Tag in Achdorf. Wir wurden von Frau Kleinert vor Ort sehr lieb begrüßt und mit allen notwendigen Formularen etc. ausgestattet. Ein Badge, das zugleich als Bezahlkarte in der Kantine und am Kiosk sowie als Schlüssel diente, wurde uns allen bereit gestellt. Ebenso wurde eine kostenlose Parkkarte für uns alle organisiert, mit der wir während unserer gesamten Zeit am Klinikum auf den Mitarbeiter Parkplätzen parken durften. Jeder von uns bekam einen kleinen Spind mit Schlüssel sowie passende Arbeitskleidung gestellt. Man hatte wirklich bei allen Mitarbeitern, von der Pforte bis zur Hauswirtschaft, das Gefühl, dass sie sich richtig freuen, dass wir da sind. Nach den genannten organisatorischen Angelegenheiten haben wir noch eigenhändig unseren Rotationsplan erstellt und uns dann auf die Stationen begeben, um uns vorzustellen. Unvergesslich bleibt dabei die Begrüßung der unfallchirurgischen Assistenten, die ihre Arme in die Höhe rissen und jubelten, als sie sahen, dass 3 neue PJlerinnen da sind. Sowas habe ich in keinem anderen Tertial erlebt!

Unfallchirurgie:
Für mich begann das Tertial auf der Unfallchirurgie. Hier kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen: Dr. Ganslmeier und sein Team sind einfach phänomenal! Der Tag beginnt um 7:45 Uhr mit der morgendlichen Röntgenbesprechung durch den diensthabenden Arzt. Wer denkt, er könne diese Zeit nutzen, um erstmal so richtig wach zu werden, täuscht sich gewaltig: Spätestens nach der ersten Frage von Dr. Ganslmeier beginnt man bei jeder Patientenvorstellung eifrig im Kopf zu überlegen: Was könnte das sein? Wie wird die Fraktur klassifiziert? Welche Therapie ist indiziert? Dabei ist Eines wichtig: Zu KEINEM einzigen Zeitpunkt kamen von Dr. Ganslmeier abwertende Kommentare, wenn man etwas nicht wusste (und das betrifft gerade am Anfang viele Fragen...). Er freut sich, wenn man die Fragen beantworten kann und ansonsten gibt er den Hinweis, man solle sich das zu Hause nochmal anschauen. Dass der Puls dennoch in die Höhe schießt, lag zumindest bei mir vielmehr an der Tatsache, dass man vor versammelter Runde antworten muss. Dies ist aber ein super Training für das M3, denn dann müsst ihr genau das unter Prüfungsbedingungen machen und dabei so souverän wie möglich wirken! Also: Zähne zusammenbeißen und üben, üben, üben! Nach der Morgenbesprechung fanden dienstags und mittwochs die berühmt berüchtigten Chefarzt Visiten alias 1-2 Stunden Intensivlehre statt. Hier sollte man einen eigenen Patienten vorstellen und Fragen dazu beantworten können. Auch bei anderen Patienten holt Dr. Ganslmeier einen aber gerne mal dazu und bittet darum, dem Patienten sein Röntgenbild o.Ä. zu erklären. Eine super Gelegenheit, die Kommunikation mit den Patienten zu üben, für die nicht selbstverständlich ist, dass sie auf dem Bild gerade ihr Sprunggelenk sehen... Wem sich bei dem Gedanken, vor versammelter Mannschaft inkl. Patienten Fragen vom Chefarzt beantworten zu müssen, der Magen umdreht, dem kann ich nur sagen: Das ist das beste Zeichen dafür, dass ihr euch genau dieser Herausforderung stellen solltet (Again: M3 steht unweigerlich vor der Tür und in der Klinik später warten diese Situationen ebenfalls auf euch. Dann wird es von euch aber in "Perfektion" erwartet und findet nicht mehr in so einem geschützten Rahmen statt wie im PJ bei Dr. Ganslmeier ;) ). An den restlichen Tagen begibt man sich nach der Frühbesprechung auf Station und kann mit auf Visite gehen, Briefe schreiben üben oder man wird im OP gebraucht. Blutabnahmen werden beinahe vollständig von den zwei MTAs auf Station übernommen. Mittagessen war immer möglich und ist eigentlich ein richtiges Teamevent, denn die Unfallchirurgen gehen jeden Tag gemeinsam essen und freuen sich dabei auch immer, wenn sich die PJler mit an den Tisch setzen. Nachmittags kann man z.B. jederzeit gerne bei den Oberärzten und Dr. Ganslmeier in den Sprechstunden zuschauen. Der Arbeitstag endet mit einer um 15:15 Uhr beginnenden Röntgenbesprechung, bei der ebenso wie morgens gilt: Ohren spitzen, Augen auf und Gehirn einschalten! :)
Eine Sache liegt mir noch am Herzen: Es wird zurecht immer sehr viel über Dr. Ganslmeier gesprochen, wenn es um die Unfallchirurgie in Landshut-Achdorf geht. Aber auch der Rest des Teams, vom Oberarzt bis zur frisch gebackenen Assistenzärztin, ist einfach unglaublich lieb! Man kann jederzeit Fragen stellen, ohne blöd angeschaut zu werden. Eine Assistenzärztin hat ein Word Dokument mit verschiedenen Fällen erstellt, mit dem man das Befunden von klassischen Frakturen üben kann, und ein von den Assistenzärzten gebautes Set aus Leder, mit dem man das Nähen üben kann, gibt es ebenfalls! Während unserer Zeit lud Dr. Ganslmeier uns Studenten zum gemeinsamen Teamabend mit allen Mitarbeitern der Unfallchirurgie auf die Landshuter Dult ein. Man bekommt hier also wirklich das Gefühl, ein vollwertiges Teammitglied zu sein! :)

ZNA:
Als Nächstes ging es für mich auf die Notaufnahme. Der Tag begann erneut mit der Frühbesprechung der Unfallchirurgen. Anschließend begab man sich auf die ZNA. Hier kann man eigenhändig Patienten anamnestizieren, untersuchen und Wunden versorgen (Platzwunden kleben/tackern, Schnittverletzungen nähen usw.). In der Röntgenbesprechung der Unfallchirurgen am Nachmittag ist gewünscht, dass man die eigenen Patienten auch selbstständig vorstellt und Fragen zu ihnen beantwortet. Mir hat die Rotation mit dem zugehörigen eigenständigen Arbeiten sehr gut gefallen. Es ist aber wahrscheinlich auch die Rotation, die hinsichtlich ihrer Qualität am meisten von dem zugehörigen Arzt und seiner Erfahrung abhängt.
Zusätzlich gab es die Möglichkeit, Dienste in der ZNA zu absolvieren. Hierfür ist man ab 16 Uhr für den gesamten Abend in die ZNA gegangen und hat den diensthabenden Arzt bei allen so anfallenden Aufgaben unterstützt. Im Gegenzug erhält man einen Tag Freizeitausgleich (FZA). Wir haben unter uns Chirurgie PJlern einen Online Kalender geführt, bei dem man sich für die Dienste eintragen konnte. Das hat sehr gut funktioniert und kann ich daher nur weiterempfehlen. Bei dem Nehmen des erarbeiteten FZA ist es wichtig, sich mit den anderen PJlern und den Stationen abzusprechen, da gerade die Unfall- und die Viszeralchirurgie immer besetzt sein sollten.

Viszeralchirurgie:
Zum Abschluss meines PJs hat es mich dann natürlich noch auf die Viszeralchirurgie verschlagen. Hier kommt es meiner Meinung nach sehr auf die Eigeninitiative an. Eher weniger chirurgisch interessierte Studenten freuen sich vielleicht auf die entspannte Zeit. Chirurgiebegeisterte können aber auch auf der Viszeralchirurgie Einiges mitnehmen, wenn sie sich an die richtigen Ärzte wenden (Dres. Dechantsreiter, Egelseder, Vicen und Leuschner sind da sehr zu empfehlen :) ). Der Tag beginnt hier um 7:30 Uhr immer mit einer Übergabe vom Nachtdienst. Danach wird erwartet, dass man die Blutentnahmen und die Viggos erledigt. Zu meiner Zeit waren wir immer zu zweit und konnten uns die Blutabnahmen aufteilen (jeder etwa 5-6 plus 1-2 Viggos). Das ging dann recht schnell. Wenn man jedoch alleine ist, kann sich das an manchen Tagen schon ziehen. Währenddessen führen die Ärzte die Visite durch. Diese verpasst man daher immer zumindest zu einem gewissen Teil. Den restlichen Tag kann man dann entweder im OP, mit Briefe schreiben oder in den Sprechstunden der Oberärzte zubringen. Wichtig ist, immer das PJ Telefon bei sich zu tragen, um stets erreichbar zu sein. Am Ende unseres Tertials baten uns die Viszeralchirurgen, ehrliches Feedback zu geben und Themen zu nennen, die für ein wöchentliches Curriculum interessant sein könnten. Hier scheint also auch ein gewisses Umdenken, was die Lehre angeht, einzusetzen.

Gefäßchirurgie:
Zwischendurch bin ich für eine Woche auf die Gefäßchirurgie rotiert. Die Kollegen dort vor Ort freuen sich immer sehr, wenn sie auch mal PJler abkriegen... ;) Die Abteilung ist deutlich kleiner als die Unfall- und Viszeralchirurgie. Die Ärzte versuchen aber, Einem ihr Fach in der kurzen Zeit so gut es geht näher zu bringen. Man kann im OP mithelfen, Verbandswechsel üben, die Aufnahmen unterstützen und nachmittags bei den Sprechstunden zuschauen und das Sonografieren üben.

Fortbildungen:
Ein Punkt, der so in den vorherigen Kommentaren ein wenig untergeht meines Erachtens, mich aber positiv überrascht hat in Landshut-Achdorf: Die Anzahl an Fortbildungen. 1-2 Mal pro Woche findet um 15 Uhr eine PJ-Fortbildung aus den unterschiedlichen Disziplinen des Krankenhauses statt. Die Qualität schwankt natürlich je nach Dozent ein wenig, aber die Häufigkeit des Angebots ist wirklich toll. Außerdem gibt es immer mittwochs um 7:30 Uhr eine allgemeine chirurgische Fortbildung und jeden zweiten Mittwoch das Pathologie Seminar für PJler. Auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte man sich das Reanimationstraining für PJler, das ein Mal pro Tertial angeboten wird. Ab und zu gibt es auch spontane Fortbildungen von Dr. Ganslmeier im Anschluss an die Frühbesprechung: Da wird dann schon mal eine Stunde intensiv über die verschiedensten Platten und Schrauben der Unfallchirurgie o.Ä. gesprochen. Einfach nur klasse!

Sonstiges:
Die in vorherigen Kommentaren immer wieder kritisierte Tatsache, dass man täglich im Chefarztsekretariat für die Anwesenheit unterschreiben muss, wird inzwischen anderweitig gehandhabt: Die PJler führen nun selbst auf Vertrauensbasis eine Liste über ihre Anwesenheit, die am Ende des Monats abgegeben werden muss und stichprobenartig kontrolliert wird. Seit diesem Jahr sind außerdem 10 Fehl-/Urlaubstage pro Tertial erlaubt, in denen man trotzdem eine Aufwandsentschädigung erhält.
Die Zimmer im Personalwohnheim sind in der Regel in Ordnung. (Mein Zimmer war da leider die Ausnahme. Nach einer Meldung bei der zuständigen Dame wurde jedoch schnell nachgereinigt, sodass dann auch mein Zimmer in akzeptablem Zustand war.) Die Wohnungen bestehen aus einem Bad, einer Küchenzeile, einem kleinen Esstisch und natürlich einem Schlafplatz. Die gesamte Ausrüstung muss man selbst mitbringen (Geschirr, Bettsachen etc.). Grundsätzlich könnten alle Zimmer doppelt belegt werden, was aber laut der Verantwortlichen nie vorkommt. Waschmaschinen stehen zur Verfügung, sind aber nicht besonders sauber und daher nur bedingt empfehlenswert (falls ihr aus München kommt, nehmt die Wäsche am Wochenende lieber mit zu euch nach Hause oder geht alternativ in einen Waschsalon). Der Mietzuschuss entsprach immer der jeweiligen Miete, sodass für jeden PJler am Ende gleich viel Geld (etwa 450€ mtl.) übrig blieb. Mittagessen muss nach wie vor selbst bezahlt werden. Dr. Ganslmeier kennt das Thema jedoch und meinte, die Chefärzte würden versuchen, eine Lösung dafür zu finden. Übrigens, kleiner Tipp, falls das Essen in der Kantine mal eher mäßig sein sollte: Die Nussecken vom Kiosk sind sehr zu empfehlen. :)
Eine letzte Anmerkung noch: Während unseres Tertials ging die Verantwortlichkeit für die chirurgischen PJler von den Viszeral- auf die Unfallchirurgen über. Daher kann es sein, dass manche organisatorischen Dinge nun anders als von mir beschrieben gehandhabt werden (ab sofort gibt es, glaube ich, bspw. ärztliche Mentoren und es sind je 5 Wochen auf Viszeral- und Unfallchirurgie sowie 4 Wochen in der ZNA für jeden vorgeschrieben).
Bewerbung
PJ-Portal
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Repetitorien
Patientenvorstellung
Bildgebung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Eigene Patienten betreuen
Chirurgische Wundversorgung
Notaufnahme
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
ca. 450€
Gebühren in EUR
0€

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1