PJ-Tertial Notfallmedizin in Komfo Anokye Teaching Hospital (3/2023 bis 5/2023)

Station(en)
Notaufnahme/Emergency Unit
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe zwei Monate in der Notaufnahme des Komfo Anokye Teaching Hospitals in Kumasi verbracht. Es war durchaus eine ereignisreiche Zeit und ich habe viel gesehen/gelernt, aber es war gleichzeitig auch keine einfache Zeit. Mehr dazu dann jetzt im Detail.

Beworben habe ich mich über die Organisation electiveghana, was ich allerdings nicht anderen empfehlen würde (siehe dazu den Abschnitt Bewerbung unten). Ich bin in Accra angekommen und dann nach 2 Nächten per Bus nach Kumasi gefahren. Ich bin dort im Studentenwohnheim der medizinischen Fakultät untergekommen. Ich hatte mit einer Person der Verwaltung dort via WhatsApp kontakt, sodass ich abgeholt und und mir anschließend mein Zimmer gezeigt wurde. Das Zimmer ist sehr spartanisch eingerichtet. Man sollte (wenn möglich) seine eigenen Bettbezüge bzw einen leichten Sommerschlafsack mitbringen, da nur eine nackte Matratze auf einen wartet. Eine Spüle mit Kühlschrank ist zwar vorhanden, das wars dann aber auch schon.. Kochen eher Fehlanzeige. Man kann sich aber für 15-20 Euro in nem Elektrogeschäft ne Kochplatte kaufen, was ich auch gemacht habe, um mir Kaffee wenigstens zu kochen. Ansonsten habe ich mir eigentlich immer Essen bestellt oder bin Essen gegangen... da zahl man je nach Essen umgerechnet 3-5 Euro. Ansonsten natürlich noch Moskitonetz mitbringen! Die Fenster haben eingebaute Mückennetze, sodass tatsächlich sehr wenige Mücken innerhalb des Zimmers waren. Die höchste Gefahr von Mückenstichen ist eher draußen/außerhalb, wenn man kurze Klamotten trägt und nicht eingesprüht ist.
Für die Miete im Studentenwohnheim habe ich ca. 100 Euro/Monat gezahlt. Alternativen sind schwer zu finden, v.a. was Airbnb o.ä. angeht. AC ist nicht vorhanden, nur ein Deckenventilator bzw. zusätzlich ein Standventilator ggfs. Zu meiner Zeit gab es häufiger ungeplante Strom- und manchmal auch Wasserausfälle, sodass man Wort-wörtlich im Sitzen geschwitzt hat. Die Temperatur dort ist eben immer gleichbleibend 32-33 Grad bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Leute, die schnell schwitzen, werden dieses Wetter lieben haha.

Am ersten Tag meines Tertials habe ich mich im Sekretariat des Klinikdirektors vorgestellt. Dort wartet man auch gerne 1-2 Stunden, bis alles erledigt ist. Dann wurde ich von einer netten OÄ der Notaufnahme abgeholt, die mir die ganze Notaufnahme gezeigt und mich auch dem Personal vorgestellt hat. Ich wurde sehr herzlich empfangen und habe mich direkt wohl gefühlt. Daraufhin hat sie mir meinen Dienstplan gezeigt (Excel-Tabelle) und konnte auch Wünsche angeben, wann ich mal frei haben möchte.. das ist wirklich unkompliziert möglich. Wenn man mal krank ist oder verreisen will, geht das easy. Ansonsten sind die Schichtzeiten folgende: 9-16h, 14h-22h, 20h-8h morgens. Ich habe 2-3 Nachtschichten mal mitgemacht, aber ab 3/4 Uhr ist eigentlich kaum was los, sodass ich dann meistens Heim gegangen bin.
Die Notaufnahme ist in Yellow, Orange und Red eingeteilt (Triage eben). Es wird jeder eigentlich zumindest ein Mal angesehen und triagiert, es wird keiner abgewiesen (nicht selbstverständlich für Ghana). Die einzelnen Units sind sehr groß! In Orange und Yellow finden locker 40-50 Patient*innen jeweils platz, in Red sind nochmal 10-15 Plätze vorhanden, sodass man zeitgleich in der Regel > 100 Patient*innen in der Notaufnahme zu behandeln hat, die teilweise auch sehr schwer erkrankt sind. Man ist jedoch für eine Schicht nur für eine Unit eingeteilt, kann aber auch mal in eine andere Unit rübergehen, wenn man gerade wenig zu tun hat. Insgesamt läuft alles sehr viel langsamer ab als in D und man muss viel warten! Die Schicht beginnt meistens mit einer (aus meiner Perspektive) sehr langen Visite, die manchmal etwas einschläfernd sein kann und häufig habe ich auch akustisch nicht alles verstehen können. Häufig wird auch mit den Pat. auf Twi und nicht auf Englisch kommuniziert, was die Sache nicht einfacher macht. Wenn man sich aber etwas einbringt, sieht man interessante Krankheitsbilder! Man sieht hier Dinge, die man in D nicht zu gesicht bekommt: Malaria, fulminante Hepatitiden, HIV, Tbc, Lassa-Fieber, Polytraumata, Verbrennungen..
Viele Pat. dort mit chronischen Erkrankungen (wie DM) sind schlecht eingestellt medikamentös und werden schon in jungen Jahren daher schwer krank (Nierenversagen, aHT). Die schlagen dann mit akutem Nierenversagen oder Lungenödem in der Notaufnahme auf und sind schwer erkrankt. Die Ärzt*Innen und Pfleger*innen sind top ausgebildet, allerdings fehlt es ihnen an adäquaten Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten. Das heißt, die Therapien sind sehr begrenzt möglich und zudem müssen die Pat. eben alles Bar bezahlen. Wenn ein Pat. bzw. des Familie die Therapie nicht bezahlen kann, wird die Therapie eben nicht begonnen bzw. abgebrochen.. das ist schon sehr hart. Leider habe ich dementsprechend auch viele junge Pat. (einige jünger als ich) sterben sehen, obwohl sie an einer "banalen" Erkrankung litten, die in D gut therapierbar wäre. Beim Dienst in der Red-Unit hatte ich häufig 1-2 Reanimationen pro Schicht. Das kann auch belastend sein, vor allem wenn es sehr junge Pat. sind, die reanimiert werden müssen und evtl. sterben.
Praktisch kann man v.a. Pat. aufnehmen (Anamnese + Untersuchung). Das habe ich meistens zusammen mit einer der Assistenzärzte gemacht. Dabei kann man auch noch einiges von diesen lernen, da sie darauf geschult sind, eine gute Anamnese + untersuchung durchzuführen, da die diagnostischen Möglichkeiten begrenzt sind. Außerdem sprechen viele Pat. auch nur Twi, sodass ein Übersetzer von Nöten ist. Wenn man möchte, kann man auch Zugänge legen + BEs machen, aber das habe ich vermieden.. vor allem aufgrund der recht hohen HIV- und Hepatitis-Prävalenz und der schlechten hygienischen Bedingungen. Handschuhe gibt es zwar aber Desinfektion ist eher Fehlanzeige. Ich habe mir ca. 1 L Desi aus D mitgebracht. Das Personal dort wäscht sich meistens mit Seife die Hände.
Ansonsten konnte ich auch recht viel sonographieren (wenn das Sono-Gerät denn mal funktioniert). Natürlich habe ich bei Reanimationen mitgeholfen, soweit es ging (bspw. Bebeuteln, Drücken..). Ansonsten hielten sich die praktischen Tätigkeiten im Rahmen und ich habe viel beobachtet. Wer also seeeehr viel praktisch machen möchte, ist hier vielleicht falsch. Aber man sieht eben viele interessante Krankheitsbilder auf der anderen Seite.

Ghana an sich ist super schön und die Menschen sind echt herzlich. Ich war alleine dort, aber habe mich doch recht schnell einsam gefühlt. Anfangs waren noch 2 Famulant*Innen aus D dort, die aber nach 2 Wochen abgereist sind. Danach war ich 6 Wochen "alleine". Obwohl ich im Wohnheim gelebt habe, war ich halt immer noch "der Deutsche" und richtig integrieren kann man sich in der kurzen Zeit kaum. Daher würde ich schon empfehlen mind. zu zweit nach Ghana zu gehen.
Was die Sicherheit.. ich habe mich meistens eigentlich recht sicher gefühlt. Meistens wollen die Ghanaer eben Geschäfte mit dir machen, aber nix böses mit dir veranstalten.
Zusammenfassend kann ich Ghana jedem empfehlen, der ein Krankenhaus bzw. Medizin in den Tropen näher kennenlernen möchte bzw. Medizin in einem Entwicklungsland sehen will. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, allerdings habe ich mich häufig auch isoliert und überfordert gefühlt.. gerade auf der Red Unit habe ich einige wegstecken müssen. Wenn du also mutig bist und auf Abenteuer stehst, ist das Komfo Anokye Hospital sicherlich eine gute Adresse!
Bewerbung
Ich habe mich via electiveghana am KH beworben, aufgrund anderer positiver Berichte. Aus meiner Erfahrung kann ich das aber nicht empfehlen. Als ich den Stempel der Uni holen wollte, war ich dort gar nicht bekannt bzw. gemeldet. Letztlich stellte sich heraus, dass mein ausgefülltes Bewerbungsformular ein Fake-Dokument war. Auch der letter of acceptance vom Klinik-Direktor wurde gefälscht. Für die Organisation hatte ich leider electiveghana bei der Ankunft 200 USD in Bar gezahlt. Die Uni-Verwaltung hat mich darüber aufgeklärt, dass ich in einen fraud geraten bin, aber sie würden jetzt bei mir eine Ausnahme machen. Letztlich habe ich also doch alle nötigen Stempel + Unterschriften erhalten nach vielen Gesprächen + Verhandlungen. Ich habe von anderen, die in Accra waren und über electiveghana sich beworben hatten, diese Probleme nicht gehört.. scheint sich also auf Kumasi zu beschränken. Wer also ins Komfo Anokye Hospital gehen will, sollte sich direkt am KH bzw. die Uni (KNUST) bewerben.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
EKGs
Punktionen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Schichtdienst
Dienstende
Schichtdienst
Studientage
Frei verfügbar

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.6