Ich habe mich (relativ) spontan entschieden nach Mexiko zu gehen, die Organisation war nicht ganz einfach und mein Spanisch zu dem Zeitpunkt auch noch nicht so richtig doll. Ich habe letztendlich vor Ort 2 Wochen Spanischvorbereitungskurs gemacht für die ganzen medizinischen Begriffe und das war sinnvoll. Dann ging es los. Leider stellte sich der Studierendenorganisator (entpsricht so ungefähr dem eutschen Prodekanat) etwas quer, er wollte mich partout das Tertial nicht beginnen lassen, weil die UNAM ihn angeblich nicht benachrichtigt hätte, dass ich komme. Es hat dann alles etwas gedauert, aber ich konnte mit etwas Verspätung starten.
Patient:innen in Mexiko sind per se kränker als hier, aus verschiedensten Gründen gehen sie oft sehr spät (zu spät) ins Krankenhaus und deshalb habe ich viele Endstadien gesehen. Herzinsuffizienz, manifeste Organschäden bei DMII, viel Adipositas, Leberversagen etc. Ich war zwei Monate "auf Station", das Krankenhaus ist in Pavillons organisiert, das war interessant, aber nicht wahnsinnig lehrreich. Morgens fanden ausführliche Visiten statt und ich habe dann mit den mexikanischen PJs zusammengearbeitet, aber die machen dort vor allem organisatorische Dinge, melden Bildgebung an, nehmen Labore ab, bringen Personen von A nach B etc. Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass die Innere eben so ist. Später habe ich dann in die Notaufnahme gewechselt, hier habe ich richtig viel gesehen und gelernt, es gabe jeden Tag Reanimationen, wir haben viel Blut abgenommen, Zugänge gelegt, arteriell punktiert, Aszites punktiert, stabilisiert usw. Auch chirurgisch gab es viel zu tun: Wundversorgung, nähen etc.
Ich habe außerdem einen Nahtkurs machen dürfen, der über zwei Wochen angeboten wurde. Insgesamt waren es 12h und ich habe unendlich viele Nähte und Knoten gelernt von denen ich noch nie irgendwas gehört hatte. Wir waren eine kleine Gruppe von 3 Studis und hatten ein one-on-one teaching, genäht wurde erst in Styropor und später in Schweineorganen, am Ende gab es eine Prüfung. Der Nahtkurs war eins der Krankenhaus-Highlights meines Tertials.
Ansonsten gab es in der NA jeden morgen eine Stunde Unterricht. Die Lehre wurde hier sehr hoch gehalten und es hat wirklich Spaß gemacht.
Wer unbedingt Internist:in werden möchte ist vielleicht nicht ideal aufgehoben im Hospital General, ich denke man kann in Deutschland vielleicht mehr lernen hinsichtlich Prävention und auch Behandlung von Krankheiten, weil in Mexiko in den meisten Fällen nur noch Schadensbegrenzung betrieben wurde. Ich persönlich möchte in jedem Fall chirurgisch arbeiten später, für mich war es somit optimal, denn in der Notaufnahme konnte ich chirurgisch richtig viel lernen und der Nahtkurs war gold wert.
PJs in Mexiko arbeiten unglaublich viel, jeder 3. Tag ist eine 24-30h Schicht, meine Arbeitszeiten waren entspannt (Mo-Fr, 8-15 Uhr), aber ich habe ca. eine Schicht pro Woche mitgemacht, weil es spannend ist und nachts natürlich viel passiert.
Zu den Fehltagen: es ist kein Problem hier und da mal einen Tag zu fehlen, möchte man allerdings länger weg muss man sich eine Genehmigung von der Uni holen und die kriegt man nur unter Vorlage eines Schreibens der deutschen Uni. Letztendlich war das unkomplizierter als gedacht und als ich meinen Unterschriftenzettel für das LPA am Ende des Tertials in der UNAM unterschrieben ließ hätte ich die Fehltage auch unter den Tisch fallen lassen können denke ich!
Zusammenfassend habe ich 5 Monate in einer der schönsten und aufregendsten Städte der Welt gelebt, habe Freundschaften geschlossen mit Mexikaner:innen und Internationals, habe Spanisch und Salsa gelernt, war an den unterschiedlichsten Orten für Wochenendtrips und am Ende nochmal länger reisen. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen und würde es immer immer immer wieder machen!
Bewerbung
Über die Sekretärin des Studierendensekretariats der UNAM, ca. 6 Monate vor PJ-Beginn. Ich würde empfehlen sich mehr Zeit zu nehmen, ich habe neben dem M2 Lernplan noch einen Sprachzertifikat gemacht für B2, mir Empfehlungsschreiben aus der Klinik auf spanisch organisiert und musste ständig aufs Amt um irgendwelche Dinge zu beantragen. Das würde ich so nicht unbedingt wieder machen :)