Ich schreibe über mein 2. Tertial in (Deutschlands größter!) Geburtsklinik und Gynäkologie im St. Joseph-Krankenhaus Tempelhof mit sehr liebevollem Personal. Es gibt die Rotationen Kreißsaal, Wochenbettstation, Gyn-Station und Sprechstunde/OP. Wir waren als PJler zu dritt, doch zeitweise waren wir zu fünft, da z.B. Famulanten oder PJler ausländischer Unis da waren.
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Organisatorisches:
Man erhält im Voraus per Post ein Schreiben mit dem genauen Treffpunkt und den erforderlichen Unterlagen für den Betriebsarzt, daneben auch eine Email.
Am ersten Tag gab es eine Einführung, bei der uns Namensschild, Schlüssel für die Umkleide, Ausweis für die OP-Umkleide, Essenschips (für die erste Hälfte des Tertials) und die Pläne für den hausübergreifenden PJ-Unterricht (Innere, Chirurgie, Radiologie) ausgehändigt wurden. Danach hatten wir eine kleine Tour durch den Keller, wo sich die Umkleide und die Wäsche-Ausgabe befinden. Ich war allerdings nie Wäsche holen weil in der Umkleide im Kreißsaal immer genügend Wäsche war. Nachdem das erledigt war, sollten wir uns am selben Tag beim Sekretariat der entsprechenden Fachabteilung vorstellen, dort wurden wir dann nach Hause geschickt :)
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Ablauf:
Es gibt die folgenden festen Termine im Multiraum (gemeinsamer Arbeitsraum für Ärzte und Hebammen), egal in welcher Rotation man ist:
-7:30 Frühbesprechung/Übergabe
-14:00 rein theoretisch Gyn-PJ-Unterricht dienstags, aber fand aus organisatorischen Gründen der Planung nicht immer statt: man sollte sich aktiv an die Ärzte wenden, die in der Liste stehen da sie grundsätzlich gerne bereit sind.
-15:00 Perinatalkonferenz montags (Teilnahme optional)
-15:30 - ca. 16:00 Nachmittagsübergabe auch im Multiraum (da war ich zugegebenermaßen ab und an nicht da, wenn ich früher gehen durfte)
Nun die Tätigkeiten je nach Rotation:
-Kreißsaal (4 Wochen): hier läuft man die ganze Zeit mit den Ärzten mit zu den Geburten, zur Sectio, ambulanten Patientinnen etc.; außer Geburteneinträge habe ich hier nichts Bürokratisches gemacht.
-Station 2=Wochenbett (3 Wochen): Kurvenvisite mit Pflege, BEs (hier kommt möglicherweise irgendwann ein Hb-Messgerät zum Einsatz, das euch von vielen BEs erlöst), Visite (später auch selbstständig), Sono (oft selbstständig: Uterus, Restharn, Niere), Klebchen für Mutterpass machen, Arztbriefe; Sono ambulanter Patientinnen mit Terminüberschreitung
-Station 1=Gyn/präpartal (4 Wochen): BEs, Visite, Sono (z.T. im Kreißsaal für vaginale Sono), Arztbriefe
-Sprechstunde/OP dienstags+donnerstags (3 Wochen): Diabetessprechstunde, Risikosprechstunde, prästationäre Sprechstunde (quasi OP-Beratung oder -Kontrolle), Pränataldiagnostik; OPs sind meist kleinere Eingriffe: laparoskopisch, hysteroskopisch, Konisation etw.
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Sonstiges:
Ich hatte für einen Tag in der Pathologie der DRK Westend hospitiert, weil St. Joseph keine eigene Pathologie hat. Ich habe mich sehr willkommen gefühlt und habe in einer entspannten Atmosphäre endlich erfahren, was mit den ganzen OP-Proben genau passiert.
In meiner Sprechstunden-Rotation war ich einen Tag bei der U2 dabei, auch wenn es nicht so planmäßig vorgesehen ist. Es war sehr interessant (für mich zumindest) und gut zu wissen, was die U2 genau bedeutet, von der auf der Wochenbettstation ständig die Rede ist.
Im Nachhinein wäre es auch sinnvoll gewesen, einen kurzen Einblick in die Neonatologie zu erhalten, weil man ab und an Frühgeburten hatte, sei es im Haus oder als Verlegung. Das lässt sich bei Nachfrage bestimmt organisieren.
Die Stimmung war fast immer freundlich und kollegial, auch interprofessionell. Die meisten Oberärzte sind cool und auf gleicher Augenhöhe, was ich sehr geschätzt habe; das war bei Assistenzärzten und Fachärzten ohnehin ausnahmslos der Fall und ich konnte überall voll dabei sein. (Außer wenn im Kreißsaal sehr wenig los war und ich nichts zu tun hatte…) Mit dem Chefarzt hat man nicht viel zu tun, aber ich hab ihn aber als respektvoll empfunden. Er mag es aber nicht, wenn man während der Übergabe direkt hinter ihm sitzt :D
Der einzige Nachteil in dieser Klinik ist, dass der Schwerpunkt eindeutig auf der Geburtsmedizin liegt und man von Gynäkologie wenig sieht. Trotzdem konnte ich insgesamt unter guter Anleitung sehr viel lernen und habe mich überall wohl gefühlt, sodass ich das Tertial definitiv weiterempfehle würde!