Ich hatte mich vor Beginn des Tertials auf einige Widrigkeiten eingestellt, welche typisch für ein PJ in der Uniklinik sind. Hierzu zählen z.B. lange Tage und eine hohe Arbeitsbelastung bzw. Hektik auf Station. Diese haben sich teilweise auch erfüllt. So arbeitet man z.B. täglich von kurz vor acht bis 17 Uhr ohne lernfreie Tage und unter den Assistent*innen macht nur ein geringer Anteil Mittagspause. Es gibt zudem mit Ausnahme der Stroke Unit keine Needle Nurses, sodass ein Großteil des Tages (60-80%) aus klassischen PJ Aufgaben wie Blutentnahmen, Braunülen legen, EKG-Schreiben, etc. besteht. Etwas unglücklich fand ich außerdem, dass aufgrund der sehr langen Sommerpause (Juli - September) nur ein einziger Unterricht im Laufe meines 3. Tertials stattfand (hatte die letzten 4 Wochen dann "Lernurlaub" genommen).
Insgesamt hat mir das Tertial aus folgenden Gründen dennoch sehr gut gefallen:
- in jeder Abteilung und auf jeder Station fanden sich sehr motivierte Assistent*innen und Oberärzt*innen, die sich aktiv um Lehre bemühten. So nahm sich z.B. eine Fachärztin an einem ruhigen Nachmittag viel Zeit um das Krankheitsbild der Myasthenie einmal mit mir von vorne bis hinten durchzugehen. Aber auch die Ärzt*innen auf Normalstation und in der Notaufnahme nahmen mich regelmäßig zur Seite, um mich auf interessante Untersuchungsbefunde hinzuweisen oder in sehr netter Weise meinen Wissensstand abzufragen
- trotz der typischen PJ-Aufgaben achteten die Assistent*innen darauf, dass ich auch inhaltlich lerne. So durfte ich z.B. eigene Patient*innen betreuen und wurde in der Notaufnahme aktiv bei den Erstuntersuchungen mit eingebunden. Hier erhielt ich auch regelmäßig Feedback hinsichtlich meiner Untersuchung, Fragen bezüglich des weiteren Procederes und mir wurde weitergehendes Wissen vermittelt. Vor jedem Wechsel in eine andere Abteilung gab es ein Brain Storming inwiefern ich jedes der großen Krankheitsbilder zumindest einmal gesehen habe
- Es gibt ein Mentoringprogramm, bei dem jeder*m PJ ein*e OÄ als Ansprechsperson zugeordnet wird
- es gibt eine Wahlwoche, in deren Rahmen man je nach Interesse durch verschiedene Fachabteilungen rotieren kann. Beispielsweise in die Ambulanzen, aber auch auf die Intensivstation, in die Neuroradiologie, das Liquorlabor, Elektrophysiologie...
Unterm Strich kann ich das PJ in der Neuro der Uniklinik sehr weiterempfehlen.