Ich habe die erste Hälfte meines Chirurgie-Tertials an der Jikei verbracht und kurz gesagt war es ein absoluter Traum.
In der Bewerbung kann man mehrere Wünsche angeben in welcher Fachabteilung man seine Zeit verbringen möchte. Ich habe mich für die Thoraxchirurgie entschieden und war auch die gesamte Zeit dort. Ein Wechsel in eine andere Abteilung wäre allerdings auch problemlos zwischendurch möglich gewesen.
Wer sich wirklich fachlich weiterbilden möchte, ist in der Thoraxchirurgie eher schlecht aufgehoben, wer viel Freizeit möchte, um sich das Land anzusehen und dennoch ausreichende und auch tiefgehende Einblicke in die japanische Gesundheitsversorgung und Kultur erhalten möchte, ist hier goldrichtig.
Jeden Montag beginnt um 7:30Uhr die Frühbesprechung mit fast allen chirurgischen Abteilungen. Diese dauert etwa 30 - 45 Minuten und findet ausschließlich auf japanisch statt. In eurer ersten Frühbesprechung werdet ihr aufgefordert euch den Anwesenden vorzustellen (natürlich auf Englisch) - keine Sorge, hier sitzen zwar eine Menge Leute und auch die Chefärtze/-ärztinnen, die Atmospähre ist aber sehr entspannt.
Die OPs starten an der Jikei immer gegen 9Uhr. Bedeutet montags nach der Frühbesprechung ist noch Zeit für einen Kaffee und an den übrigen Tagen reicht es, um 9Uhr da zu sein. In der Thoraxchirurgie sollten wir generell nur zu den OPs erscheinen (wir waren zu zweit in in der Abteilung) und es reichte den Ärzten, dass wir uns eine OP am Tag angeschaut haben. Das hieß für uns letztendlich, dass wir in der Regel zwischen 12Uhr und 14Uhr Feierabend hatte. Donnerstags und Freitags fanden, in der Zeit in der wir dort waren, keine OPs statt, sodass wir frei hatten. Außer zuschauen haben wir während der Zeit im OP im Übrigen nichts gemacht. In Japan ist es allerdings sehr normal, dass Studierende praktisch nichts machen, sondern nur durch zuschauen lernen sollen.
In anderen (chirurgischen) Fachrichtungen kann dies übrigens sehr anders sein, sowohl was die Arbeitszeiten betrifft als auch ggf. praktische Tätigkeiten, die man übernehmen darf.
Während der OPs war es möglich Fragen zu stellen. Meistens haben die Ärzte die Fälle mit uns aber auch vor der OP kurz besprochen und uns Hintergründe zu den Krankheitsbildern erklärt. Teaching war also schon gegeben, aber etwas abhänging von den Englischfähigkeiten der anwesenden Ärzte und Ärztinnen. Denn Englisch sprechen in Japan sehr wenige Menschen und die Wenigsten sprechen es fließend. Die Chefärzte/-ärztinnen sprechen i.d.R. recht gutes Englisch und die meisten OÄ noch genug, um medizinische Fragestellungen zu erläutern, danach wird es wirklich schwierig. Allerdings geben sich ausnahmslos alle sehr viel Mühe zu kommunizieren, zur Not eben mit Google Übersetzer.
Nach Lust und Motivation ist es auch möglich mit auf Station zu Visite zu gehen.
Jeden Monatg findet in der Zeit von 12:30Uhr - 13:30Uhr das International Cafe statt. Hier treffen sich alle Austauschstudenten mit den Mitarbeitern des International Office. Die Studierenden, die in ihrer letzten Woche sind, halten einen kurzen Vortrag über die Zeit an der Jikei, ihre Erlebnisse und den Unterschied zum Studium in ihrem Heimatland. Das International Cafe ist der perfekte Rahmen, um die anderen internationalen aber auch japanische Studierenden kennenzulernen. Da die Jikei ein recht großes Austauschprogramm hat, sind meist auch recht viele Leute da. Zu meiner Zeit waren wir in der Spitze ca. 15 internationale Studierenden. Häufig ergaben sich aus diesen Treffen auch gemeinsame Aktivitäten für nach der Arbeit oder das Wochenende.
Ich kann Japan wirklich jedem uneingeschränkt empfehlen, der Bock auf die Kultur hat und interessiert ist, das Land kennenzulernen. Es hilft natürlich sehr, wenn man Japanischkenntnisse mitbringt, auch für den Touri-Alltag, mit Englisch und ein wenig Geduld wird man aber definitv zurecht kommen.
Ich hatte eine tolle Zeit an der Jikei, die wirklich viel zu schnell vorbei war.
Bewerbung
Ich habe mich ca. 1 Jahr im Voraus beworben. Alle Unterlagen, die ihr benötigt und weiteren Infos findet man auf der Homepage der Jikei. Dort stehen auch die Bewerbungsfristen und jeweiligen Zeiträumen, in denen Studierenden akzeptiert werden. ( https://www.jikeicia.jp/programme.html#Application ).
Ihr braucht einige Dinge vom Dekanat (Einbeziehungsbescheinigung für das Tertialsplitting, Empfehlungsschreiben, ToR) aber Frau Bischoff war da wirklich sehr hilfbereit und ihr bekommt die Sachen alle recht zügig.
Wenn ihr japanisch sprecht, braucht das LPA einen Nachweis darüber (Sprachniveau bin ich nicht sicher). Wenn ihr kein japanisch sprecht, muss euch die Jikei ein Schreiben ausstellen, dass die "Teaching Language" Englisch ist. Das dauert einige Zeit, hat aber problemlos geklappt. Das LPA braucht dann nur noch euer Abi-Zeugnis als Sprachnachweis.
Nach Ende des Tertials müsst ihr die japanisch Stempel auf den Bescheinigung für das LPA beglaubigt übersetzen lassen. Das dauert manchmal etwas, lasst euch daher nicht zu viel Zeit damit.
Ihr könnt bei der Jikei anfragen, ob ihr einen Platz im Studentenwohnheim bekommen könnt. Das ist mit Abstand die billigste Möglichkeit in Tokyo unterzukommen. Ihr zahlt ¥10.000/Woche für das Zimmer. Das Zimmer ist für japanische Verhältnisse sogar recht groß und, da die Uni sehr zentral in Tokyo liegt, seid ihr perfekt angebunden. Einziger Nachteil: Das Wohnheim verfügt über kein WLAN (zumindest zum Zeitpunkt als ich da war), daher besorgt euch 'ne SIM-Karte ohne Datenbegrenzung oder einen mobilen Router.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung Fallbesprechung
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
0€
Gebühren in EUR
Nur für Unterkunft
Schreib dem/der Verfasser/in
Noten
Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
6
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1
Durchschnitt 1.6
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