Tja, sagen wir mal diplomatisch: Die Zeit in der Unfallchirurgie war nicht die beste. War zuerst 4 Wochen auf Station, dann in der chirurgischen Notaufnahme.
Erst das positive: Nach den ersten 2 Wochen auf Station kam eine Stationsärztin von Intensiv zurück bei der man wirklich was lernen konnte weil sie Ahnung hatte, bzw. die einen auch mal was machen ließ und die wirklich nett war. Die restliche Zeit verbrachte man mit einem Assistenten der ebenfalls sehr nett war - aber einfach keine Ahnung hatte - und mit einem älteren Assistenten, der der größte Chaot vor dem Herrn schlechthin war und dann gerne mal hektisch und schlecht gelaunt wurde. Insgesamt war v.a. die Stimmung im Team der Punkt der die Unfallchirurgie nur schwer erträglich machte: Der Chef ist fast nie da, wenn er da ist teilt er nach unten aus und bringt durch ständige ziemlich irrelevante Kommentare ein heilloses durcheinander in die morgendliche Röntgenbesprechung. Der leitende Oberarzt ist ein menschlicher Totalausfall dessen Hauptbeschäftigung in Besprechungen und im OP es ist seine Assistenten zur Sau zu machen, PJler werden einfach gar nicht beachtet (= kriegen keine Antwort und werden auch keines Blickes gewürdigt). Die restlichen Oberärzte passen sich diesem Stil an, sind aber nicht ganz so unerträglich. Die Pflege auf Station war ganz okay. Für alle großen Frühstücker allerdings die schlechte Nachricht: Als PJler soll man auf 12A fürs Frühstück einen nicht unerheblichen Obolus entrichten, also hab ich´s gelassen.
Stationsalltag besteht aus: Pünktlich kommen, gaaanz wichtig, sonst Anschiß, halbe Stunde chirurgische Visite am Morgen, dann die oben erwähnte ätzende Röntgen-Frühbesprechung (in der normalerweise übrigends nix erklärt wird), dann OP (Klappe, Haken und Bein halten, auch da wird in der Regel nichts erklärt) oder Blutabnehmen. Wenn man das erledigt hat, gab es überwiegend (bis wenn die erwähnte Ärztin da war) absolut nichts zu tun. Wenn man dann z.B. zur Patho-Demonstration oder zum EKG-Unterricht wollte gab es trotzdem einen dummen Kommentar. Man soll zwar eigene Patienten betreuuen, die sieht man aber eher selten, da die Visite so kurz ist und man oft während dieser Zeit gaanz dringend eine präoperative Gerinnung abnehmen muss, nen Zugang legen soll usw. In der Chefvisite fragt der Chef dann solange irgendeinen Scheiß, bis man garantiert aufläuft (Wer ist denn der Hausarzt, wo hat der denn seine Praxis, hat der Pat. schon einen ambulant betreuunden Chirurgen). Ansonsten scheint sein ein großes Hobby die optimale finanzielle Verwertung von Privatpatienten zu sein, die zum Teil unfassbar lange wegen irgendwelcher Nebensächlichkeiten auf Station "gehalten" wurden.
In der Poliklinik war es etwas besser, ich hatte allerdings die ganze Zeit das Gefühl aus mir nicht bekannten Gründen beim Oberarzt verschissen zu haben. Hier konnte man aber unter Supervision der sehr netten aber gestressten Assistenten eigene Pat. betreuen (bzw. musste es wg. des niedrigen Personalschlüssels auch), konnte die ein oder andere Kopfplatzwunde nähen usw.
Fazit: Die Assistenten sind eigentlich nett, werden aber die ganze Zeit niedergemacht und entsprechend ist die Stimmung. Im OP lernt und sieht man in der Regel rein gar nichts (ging mir zumindest so), auf Station allerdings bis auf die erwähnte Ausnahme auch nicht. Schade. Das was ich eigentlich lernen wollte: Wie und wann welche OP indiziert ist und wann man konservativ behandelt hab ich bis auf die Hüft-TEP leider nicht gelernt, weil niemand einem solche Fragen beantworten wollte/konnte. Standardantwort war: "Das kommt darauf an." Vielleicht ist die Frage ja auch doof gewesen ...
Bewerbung
Ne ganze Zeit über die sehr nette und hilfsbereite Frau Ahmadi aus dem Studentensektariat