Mein Neuro-Tertial am Winterberg würde ich jederzeit weiterempfehlen! Es war mit Abstand mein lehrreichstes und kollegialstes PJ-Tertial mit einem sehr offenen hilfsbereiten Team, einem sehr wohlwollenden, nahbaren Chef (Prof. Dr. Binder) und enorm abwechslungsreichen Fällen.
Insbesondere Lehre wurde dort priorisiert (v.a. druch Dr. Becker-Dorison und Dr. Holzhoffer) und auf Augenhöhe sowohl für PJlerInnen als auch für die AssistenzärztInnen gestaltet. So gab es beispielsweise wöchentlich immer eine Lektion anhand von Patienten-EEGs und oder EMGs, einen Kurzimpulsvortrag zu diversen Weiterbildungsthemen aus Neuro und Querschnittsbereichen sowie alle paar Wochen Unterricht vom Chef selbst, der sich immer viel Zeit für uns und unsere Fragen nahm. Darüber hinaus fand täglich vor dem Mittagessen eine Röntgenbesprechung mit der Radio statt und morgens gab es immer eine Besprechung mit Übergabe im Stationszimmer. Theoretisch kann man auch an einem Tag früh morgens zu einer gemeinsamen Besprechung mir der Neruochirurgie kommen, aber das haben wir nur bei einem spannenden AVM Fall gemacht.
Man sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass der Winterberg "nur" ein kommunaler Maximalversorger ist, denn im Hinblick auf das Repertoire spannender Fälle steht die Neuro hier einer Uniklinik in nichts nach. In meiner Zeit vor Ort habe ich nahzu die gesamte diagnostische Spannweite der Neurologie kennengelernt; von banalen (und nicht so banalen) Schlaganfallen, Parkinson(+), Facialisparesen bis Dr. House Level Sachen wie komplizierte Autoimmunencephalitiden, Myositis-NMOSD-Overlap, ADEM etc. Wirklich alles war am Ende mit drin bei einer sehr soliden, lehrreich erklärten Grundversorgung.
Als PJlerIn ist man ziemlich frei, in welcher Reihenfolge man durch die unterschiedlichen Bereiche rotieren möchte: Stroke, Post-Stroke, Normal, Neurophysiologie, Notaufnahme - man kann überall reinschauen. Ich hatte außerdem Vorwissen im Bereich der Duplexsonographie der hirnversorgenden Gefäße und durfte einige meiner Patienten schallen. Auch dabei hat man mir immer Feedback gegeben und beim Algorithmus geholfen.
Es lohnt sich weiterhin auch einen Monat in der Notaufnahme zu machen, weil ich dort die medikamentösen Anordnungen, Untersuchungen und Prozedere für die meisten Krankheitsbilder gelernt hatte. Zusätzlich kennt man dann die meisten PatientInnen auf Station und es ist spannend bei den Besprechungen nachzuverfolgen, was aus den Leuten letztlich geworden ist.
Abgesehen von der Neuro selbst, konnte jede Person im PJ auch am montaglichen PJ-Unterricht der Klinik teilnehmen und bei der intensivmedizinischen Lehrvisite dabei sein.
Trotz der Fülle an Inhalt hat es eigentlich nie an Freizeit gemangelt und der Chef ließ immer mit sich reden, wenn grad mal ein Brückentag oder dergleichen anstand. Generell hatte er immer ein offenes Ohr für einen, fragte stets, ob man sich als PJler gut integriert fühle und erklärte einem alles immer sehr anschaulich.