Für alle, die ernsthaft Psychiatrie-interessiert sind, kann ich ein PJ am ZfP Weissenau nur wärmstens empfehlen. Da ich aus meiner Famulatur schon die Stationen sowie Chef und Oberarzt kannte, brachte ich mich recht engagiert ein und habe noch in der ersten Woche eigene Patienten übernommen und nach einiger Zeit ziemlich eigenständig zwischen 3-8 Patient:innen betreut. Das ist allerdings nicht der Regelfall und wird auch nicht erwartet. Letztendlich gilt: alles kann, nichts muss. Zu meiner Zeit waren die meisten AÄ in der Allgemeinpsychiatrie aus dem Ausland mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen und Psychiatrievorstellungen, darunter auch sehr gute Kolleg:innen. Wenn dies mal nicht so ist, wird dies deutlich dadurch kompensiert, dass es für jede Station einen eigenen Oberarzt gibt, der fast immer erreichbar ist und mit dem man alles rücksprechen kann. Zudem sind die Psycholog:innen sehr gute Ansprechpartner:innen.
Ich bin in den vier Monaten nicht rotiert, hatte darum aber auch gar nicht gebeten, da ich davon ausging, dass ich mehr davon profitiere, wenn ich länger an einer Stelle bin und so umso eigenständiger agieren darf, was sich dann auch bestätigte. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man dies im Vorab auch besprechen kann, eine andere PJlerin war wohl auch zeitgleich auf der Depressionsstation.
Klassischen PJ-Unterricht gibt es am ZfP nicht, man kann allerdings an dem PJ-Unterricht zu allen möglichen Fächern am Elisabethenkrankenhaus teilnehmen, an dem gefühlt jeden Tag eine Veranstaltung ist. Da ich aber so eingebunden auf Station war, habe ich dies nie wahrgenommen. Daneben gibt es aber im ZfP selber zahlreiche Fortbildungen: Einmal im Monat gibt es Mittwochs einen Vortrag eines externen Redners, Donnerstags ist klinikweiter Journalclub in der Bibliothek, und Freitag ist sowohl vormittags wie nachmittags Unterricht für die Assistent:innen, an dem man auch teilnehmen kann, bei Interesse (einfach mal die Assistent:in fragen😊). Insofern kommt aus meiner Sicht der Unterricht nicht zu kurz, man muss sich allerdings selbst darum kümmern.
Dies ist insgesamt ein gutes Fazit für das PJ in der Weissenau: Wer eigeninitiativ und engagiert ist, am besten schon etwas Vorkenntnisse hat, kann unheimlich viel mitnehmen und muss sich keine Sorgen vor dem späteren Berufseinstieg als Psychiater:in machen. Wer hofft, dass man alles fertig serviert bekommt, sollte lieber eine Klinik mit strukturierten PJ-Bedingungen aufsuchen.
Zum Organisatorischen:
Es gibt ein Gehalt von 752 €, bei meiner Famulatur 2020 hatte ich recht günstig im Wohnheim mit eigenem Appartement und einfacher Kücheneinrichtung gewohnt (einziges Manko ist das W-Lan), ich denke das kann man bestimmt auch beim PJ günstig mieten.
Mittagessen im ZfP schmeckt aus meiner Sicht für Kantinenessen recht gut und kostet mit Salat von der Salatbar, Suppe und Haupt- und Nachspeise auch nicht mehr als 4 Euro für das Menü (hab den genauen Preis nicht mehr im Kopf).
Arbeitsbeginn ist morgens um 8 Uhr, erste Aufgabe ist zusammen mit den Assistent:innen erstmal Blutabnehmen (kann zwischen 5 und 30 Minuten dauern). Um 8:30 ist die Morgenübergabe durch die Pflege, 9:15 Morgenbesprechung der Ärzt:innen und teilwese auch der Stationsleitungen der gesamten Abteilung. Mittagessen ist in der Regel mit dem gesamten Team samt Oberarzt, man verbringt dabei auch gerne mal eine dreiviertel Stunde:). Wie lang man selber bleibt, hängt zentral mit der eigenen Motivation zusammen. Ich habe für mich eine 40 Stunde Woche angestrebt und bin meistens um 16 Uhr gegangen, wenn viel los war auch mal um 17 Uhr. Aus den Anmerkungen des Psychologens wurde aber deutlich, dass andere PJler:innen auch schon deutlich früher gegangen sind. Wenn ich mal einen Tag einen dringenden anderen Termin hatte und mal nicht kommen konnte oder früher gehen musste, war dies nie ein Problem.
Da das ZFP Weissenau beim PJ dem Elisabethen Krankenhaus Ravensburg zugeordnet wird habe ich die Bewertung sowohl bei Weissenau wie auch bei Ravensburg gepostet.
Bewerbung
Regulär über das PJ Portal. Es sollte kein Problem sein, einen PJ-Platz zu bekommen.
