Organisation: Das PJ ist in Apolda super organisiert. Man kriegt am ersten Tag alles Notwendige (Telefon, Kleidung, Transponder, Orbis-Zugang) und wird von der Sekretärin in die wichtigen Dinge für den Beginn eingeführt. Für das Chirurgie-Tertial kann man in die Allgemein- oder Unfallchirurgie, ob man rotiert, kann man sich aussuchen. Bei Interesse gibt es auch die Möglichkeit über die Dienste hinaus in die Notaufnahme zu gehen. Studientage kann man flexibel im Team absprechen (bei 2 PJs sollte man sich abstimmen, sonst gibts keine Einschränkungen). Die vorgesehenen Dienste kann man ebenfalls flexibel absprechen und erhält dafür einen zusätzlichen Dienstfrei-Tag.
Abteilung: Es gibt eine Station. Diese ist zu etwa 1/3 mit unfallchirurgischen Patienten, zu 1/3 mit eigenen elektiven Patienten und zu 1/3 mit elektiven Patienten eines Beleg-Orthopäden belegt. Mit den Patienten des Belegarztes hat man wenig zu tun, man macht hier nur die Blutentnahmen. Es gibt einen OP-Saal für die Abteilung, der an 4 Tagen pro Woche bis Mittag durch den Belegarzt genutzt wird. Die unfallchirurgischen Punkte müssen dann meist danach oder in anderen Sälen (insgesamt gibt es 4 Säle) parallel operiert werden. Diese Situation ändert sich ggf. 2024. Ansonsten gibt es noch einen festen Prothesen-Tag pro Woche. Es gibt Sprechstunden für D-Arzt, Hand, Fuß und Endoprothesen.
Ablauf: Morgens war ich meist kurz nach 7:00 auf Station (Anbindung mit dem Bus aus Jena ist super), hab mir einen Überblick über Patienten, Blutentnahmen und OP-Plan verschafft und gegen 7:20 gab es dann eine Röntgen- und Tagesbesprechung im Team. Hier wurde die Aufgabenverteilung für den Tag geklärt und kompliziertere Fälle diskutiert. Hin und wieder gab es einen Weiterbildungsvortrag, (hatte jedoch keine Priorität). Gegen 8:00 ist man dann auf Station mit auf Visite gegangen oder direkt in den Saal. Bei der Visite konnte man je nach Eigeninitiative dokumentieren und mit Verbände wechseln. Danach hatte man immer genug Zeit für Blutentnahmen und Flexülen. Es wird sich Zeit für ein Team-Frühstück genommen, zu dem man immer angerufen wird . Dafür geht eigentlich niemand im Team Mittagessen, als PJ kriegt man das aber kostenlos und könnte auch gehen. Am Nachmittag gibt es gegen 14:30 noch einmal eine Besprechung, danach kann man meist gehen, wenn nichts mehr zutun ist. Wenn Zeit ist, kann man vormittags auch mit in die Sprechstunde - hier ergeben sich oft viele Möglichkeiten Patienten zu untersuchen, Röntgenbilder und Prozedere zu besprechen.
Aufgaben: Als PJ ist man für Blutentnahmen, Flexülen und Reha-Anträge auf Station zuständig und wird ansonsten im OP mit eingeteilt. Je nach Eigeninitiative und Interesse kann man auch mehr machen. Auf Station kann man bei Briefen, Medikationsplänen und Rezepten unterstützen. Wenn man gerne im OP ist, wird man auch viel eingeteilt und darf sehr viel machen. Ich habe häufig 1. Assistenz gemacht und durfte Subcutan- und Hautnähte machen und bei Osteosynthesen bohren und schrauben und gegen Ende auch kleinere Eingriffe unter Anleitung (Stellschraubenentfernung, Hämatomausräumung, Sprunggelenkfraktur) selber machen. Wenn man weniger Interesse am OP hat, wird man dafür aber auch nicht genötigt, sondern einfach weniger eingeteilt - wobei Assistieren bei Hüftprothesen oder Prothesenrevisionen dann auch 1-2 pro Woche vorkommt. Ich war, weil ich es mit so gewünscht habe, fast jeden Tag mit im OP.
Stimmung: Ein großer Pluspunkt in Apolda ist das Team. Es ist super familiär und es sind wirklich alle sehr nett. Der Kontakt zu Pflege, Physio, Sozialdienst, OP-Team ist sehr gut. Es wird Wert auf eine gute Stimmung gelegt und ich fand es sehr angenehm, dass mit dem Frühstück auf eine gute Pausenkultur geachtet wurde. Vor allem wegen des Teams habe ich mich in Apolda sehr wohl gefühlt und bin gerne zur Arbeit gegangen und meinem Eindruck nach ging es auch anderen PJs in der Unfallchirurgie so, die sich weniger für das Fach interessierten.
Lehre: Im PJ profitiert man sehr von dem kleinen Team, da man sich so viel einbringen kann. Richtig strukturiert ist die Lehre nicht, es gibt sicher aber jeder im Team Mühe einem viel zu erklären, man kann alle jederzeit anrufen und bekommt auch Fragen immer eine nette Antwort. Wenn es sich ergibt, bekommt man immer mal kleine Teaching-Situationen - die sind aber sehr angenehm und ich hab das oft dann einfach eingefordert, weil es mir Spaß gemacht hat. Die Themen der PJ-Seminare waren manchmal nicht so spannend und sind auch zu 30-40% ausgefallen bzw. verschoben worden.
Gesamt: Ich habe sowohl praktisch als auch theoretisch sehr von meinem Tertial in Apolda profitiert und vor allem im OP und im Stationsalltag viel gelernt. Vorteile sind das nette Team, die gute Anbindung nach Jena mit dem Bus und das man sich je nach Interesse unterschiedlich umfangreich einbringen kann. Man sollte wissen, dass es wirklich eine sehr kleine Abteilung und insgesamt ein sehr kleines Haus ist - sodass man alle Menschen und die Abläufe schnell kennt, aber eben auch ein reduziertes Spektrum an Krankheitsbildern und OPs sieht. Um viel Lehre zu bekommen, braucht es sicher etwas Eigeninitiative, die aber gern gesehen ist und sehr wertgeschätzt wird. Die Digitalisierung im Haus lässt noch etwas zu Wünschen übrig, was die Stationsarbeit, wie ich finde, manchmal etwas verkompliziert - damit kann man aber zumindest als PJ ganz gut leben,
Bewerbung
Über das PJ-Portal. Stationswünsche für das Chirurgietertial (Allgemeinchirurgie/Unfallchirurgie) kann man vorab per Mail besprechen. Rotationen kann man dann vorort klären.