Die Organisation am ersten Tag war super, wir wurden um halb acht von der Sekretärin am Eingang abgeholt und haben direkt unsere Wäsche, unseren Spind und unser Badge bekommen.
Ein normaler Tag startet um 8 Uhr mit dem Morgenrapport, davor kann man sich noch kurz auf Station die neuen Patienten oder Laborwerte anschauen. Nach dem kurzen Morgenrapport geht es dann zum Röntgenrapport, wo man teilweise auch Patienten vorstellt. Danach geht es erstmal zum gemeinsamen Kaffee trinken und Frühstücken in die Cafeteria, bevor um 9 Uhr die Visite beginnt. Die Visite geht hier meist sehr lange, oft ca. 2-3 Stunden. Zweimal in der Woche ist Kaderarztvisite, ansonsten bespricht man nach der Visite die Patienten mit dem zuständigen Kaderarzt, die Betreuung ist also sehr gut. Mittag findet dann an den meisten Tagen eine Fortbildung statt und anschliessend wird gemeinsam zu Mittag gegessen. Das Essen in der Mensa ist relativ teuer zwischen 10 und 14 Franken, wir haben daher meist etwas zu essen mitgenommen. Nachmittags wird dann der Hauptanteil der Stationsarbeit gemacht wie Briefe schreiben, Angehörigengespräche führen etc. Je nach Patientenzahl ist man sehr unterschiedlich lange geblieben, meistens konnte man zwischen 16 und 17 Uhr nach Hause, manchmal aber auch früher. In Langenthal gehört die Neurologie mit zur Inneren Medizin, d.h. Man behandelt auch neurologische Patienten mit und teilweise auch Patienten die ich beispielsweise eher der Urologie oder Chirurgie zugeordnet hätte. Je nach Assistenzarzt und eigenem Können kann man teilweise vollständig eine Patienten betreuen und viele Aufgaben übernehmen. 1-2 Mal pro Woche müssen die Unterassistenten die psychiatrischen Patienten, welche stationär aufgenommen werden, körperlich untersuchen und das EKG befunden. Das ist eine etwas nervige Aufgabe, eigentlich aber eine gute Übung für die körperliche Untersuchung im Examen. Wenn man zu mehreren ist kann man gut zu zweit hingehen, damit es schneller geht oder sich abwechseln.
Ungefähr alle 4 Wochen ist man für 7 Tage am Stück in der Notaufnahme eingeteilt, wo man dann auch interdisziplinär arbeitet und wirklich viel selber machen kann. Teilweise betreut man seine eigene Patienten und spricht sich nur mit dem Kaderarzt rück. Nach diesen 7 Tagen hat man dann 3-4 Tage unter der Woche frei, je nach Schicht. Das ist vor allem für manche Unternehmungen praktisch, oder um sich mit nur zwei Urlaubstagen eine ganze Woche freinehmen zu können.
Man hat pro Monat 2 Urlaubstage, also aufgerundet 8 Tage pro Tertial. Diese konnten wir flexibel nehmen.
Insgesamt ist das Schweizer Gesundheitssystem etwas anders aufgebaut und ich fand es ganz interessant mal kennenzulernen. Die Pflege ist daher auch deutlich besser besetzt und hat viel mehr Kompetenzen als in Deutschland. Sie machen zum Beispiel alle Blutabnahmen, aBGAs in der Notaufnahme, nehmen selbstständig Blutkulturen ab, kennen die Patienten oft sehr gut, organisieren ambulanten Pflegedienst und machen sogar Restharnsonos. Es wurde einem auch als Student bzw. Unterassistent immer sehr viel Wertschätzung und Respekt entgegengebracht, insgesamt sind die Schweizer einfach immer sehr sehr freundlich. Dadurch fand ich es teilweise nicht so leicht Leute auch persönlich besser kennenzulernen, aber für das Arbeitsklima war das wirklich super. Die ersten 2 Wochen hat man sich mit dem Schweizer Deutsch und vor allem dem Berner Dialekt noch etwas schwer getan, das hat sich dann aber schnell gelegt. Kleiner Tipp, versucht am Anfang möglichst nicht telefonieren zu müssen, da ist es nämlich nochmal schwieriger, die Schweizer sind allerdings auch sehr verständnisvoll und fragen oft, ob sie Hochdeutsch sprechen sollen. Einmal im Monat trifft man sich abends mit allen Assitenzärzten zum Essen, wo man dann die Möglichkeit hat sich auch mal privat etwas auszutauschen.
Es gibt die Möglichkeit im Personalwohnheim zu wohnen, was ca. 3 Gehminuten von der Klinik entfernt ist. Wir haben uns zu zweit beworben und auch im Wohnheim direkt Zimmer nebeneinander bekommen. Die Zimmer sind relativ geräumig, sauber und mit großen Fenstern. Man hat sein eigenes Waschbecken, Küche und Bad teilt man sich. Für die gemeinsamen Räume kommt unter der Woche täglich eine Reinigungskraft. Insgesamt gibt es sehr viel Stauraum, sowohl im Zimmer, als auch in der Putzkammer, im Schrankraum und im eigenen Kellerabteil. Die Fahrräder kann man in der Garage unterstellen. Lediglich das Kühlschrankfach pro Zimmer und das Fach in der Küche sind etwas klein. Im Wohnheim gibt es eine Dachterrasse, die man gerne mit nutzen kann und die von den beiden Hausmeistern, die auch im Haus wohnen super gepflegt wird. Die beiden sind super entspannt und kümmern isch wirklich gut um alles. Die Miete beträgt 460 Franken und wird direkt vom lohn abgezogen. Es gibt kostenlose Waschmaschinen und einen Trockenraum. Im laufe der Zeit sind wir eine tolle Gruppe im Wohnheim geworden, haben fast jeden Tag zusammen gekocht oder zumindest abends noch zusammengesessen.
Noch ein paar allgemeine Dinge:
Die Lage ist wirklich super, man ist mit dem Zug sehr schnell in Bern und auch in Luzern, mit dem Zug 10 Minuten entfernt liegt Olten, dort ist ein großer Knotenpunkt und man kommt mit dem Zug von dort quasi überall hin. Wir haben uns 2 mal ein Schnupperhalbtax für 33 Franken geholt, damit bekommt man für jeweils 2 Monate alle Bahnfahrten zum halben Preis. Dafür braucht man Coupons, die es teilweise im Internet gibt oder auch im Willkommenspaket der Stadt. Man muss sich in Langenthal melden und auch ein Schweizer Konto aufmachen, wir haben das bei der UBS Bank gemacht, das ging relativ komplikationslos und wenn das Internet gut genug war sogar online. Mit den meisten Handyverträgen hat man in der Schweiz kein Internet oder Telefonflat, es gibt aber im Wohnheim, in der Klinik, an allen Bahnhöfen und oft auch an größeren Plätzen in den Städten WLAN, sodass wir uns keine Schweizer SIM Karte geholt haben.