PJ-Tertial Orthopädie in Kantonsspital Obwalden (5/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Chirurgische Station
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Saarbruecken
Kommentar
Ich kann ein Tertial im KSOW und insbesondere in der Orthopädie zu 100% weiterempfehlen!
Ich habe es mir als Chirurgie-Tertial anerkennen lassen, das ist hier überhaupt kein Problem!
Man wird von Tag 1 an vom ganzen Team wahnsinnig herzlich aufgenommen und kennt innerhalb kürzester Zeit alle - vom Chefarzt über die Pflege bis zur Service- und Reinigungskraft - das Haus ist klein, aber fein! Alle sind per du und der Umgangston ist ganz in schweizer Manier total freundlich! Das orthopädische Team besteht aus 4 Kaderärzten, welche als Belegärzte am KSOW arbeiten, einer Fachärztin und einem Assistenzarzt. Alle sind wahnsinnig nett und motiviert, einen ab Tag 1 einzuarbeiten. Im Gegensatz zum PJ in Deutschland ist man hier als Uhu nicht "einfach nur da", sondern ein vollwertiger Teil des Team mit eigenen Aufgaben und wird dementsprechend eingearbeitet und behandelt - ich bin an keinem einzigen Tag ungern zur Arbeit gegangen :) Gunnar und Thomas, beides Oberärzte mit Schwerpunkt Knie und Hüfte, sind nahezu die ganze Woche da und machen die meisten Sprechstunden und OPs. Außerdem gibt es noch 2 Fuß- und Schulterspezialisten, welche immer an festen Tagen in der Woche am KSOW sind. Alle nehmen sich gerne Zeit für uns Uhus, ermutigen einen Fragen zu stellen und selbstständig SprechstundenpatientInnenen zu übernehmen, erklären von sich aus viele Themen und ermöglichen, dass man als Uhu praktische Tätigkeiten selber ausführt - auch wenn das dann man 10 min länger dauert. Ich habe vor Beginn des Tertials wenig gutes vom "deutschen" Chirugie-Tertial gehört, gerade was den Umgangston angeht - nichts davon hat sich am KSOW bestätigt! Man merkt, dass der Arzt-/ Patientenschlüssel hier ein anderer ist und den Ärzten so ermöglicht, mehr Zeit für den einzelnen Patienten aufzubringen. Damit bleibt auch deutlich mehr Zeit für Teaching, der Stresspegel ist viel niedriger und die Stimmung im Team damit auch viel besser - während meiner Zeit in Sarnen waren noch 2 andere Orthopädische Uhus für je 2 Monate mit mir dor und wir alle haben das Team über alles geliebt. Auch die Pflege übernimmt hier viele Tätigkeiten, nimmt Blut ab, legt Viggos und kennt ihre Patienten super gut -die Zusammenarbeiten mit dem ärztlichen Team ha viel besser funktioniert als in Deutschland und der PJler ist nie der Depp vom Dienst, der all das machen muss wofür die Ärzte keine Zeit oder keine Bock haben. Nervige Akten auf Papier gibt es auch nicht, alles läufig über ein zentrales Programm - von der Visistendokumentation über Anordnungen, Vitalwerte, Medis und Brief.

Der Tag beginnt um 7.45 Uhr mit dem interdisziplinären Morgenrapot für ca. 15min: hier werden alle über Nacht aufgenomme Patienten und sonstige Vorkommnisse berichtet sowie Röntgen- und CT-Bilder besprochen - meistens ist die Besprechung für die Ortho-Uhus recht uninteressant, da nahezu alle orthopädischen Patienten elektiv aufgenommen werden, mitnehmen kann man aber trotzdem etwas :)
Direkt nach dem Morgenraport gibts mit den chirurgischen Uhus und Assistenten und manchmal den Oberärzten das "Znüni" mit Gipfli und Cafe - also direkt die 1. Pause ;) Anschließend gehts zwischen 8.30 Uhr und 9 Uhr zur Visite - immer oberärztlich begleitet. Ganz in chirurgischer Manier ist die meistens recht kurz gehalten, aber dennoch informativ und es gibt jederzeit die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Hier ist die Aufgabe der Uhus, die Visite zu dokumentieren und mögliche Anordnungen etc. anzumelden. Nach der Visite ist immer Sprechstunde, zu der man mitgehen und sehr gerne auch eigene Patienten inklusive Anamnese, Untersuchung, Befundbesprechung und Brief diktieren selbstständig übernehmen kann . Hier kann man wahnsinnig viel lernen, sowohl was eine fundierte orhopädische Untersuchung aller Gelenke angeht, als auch darüber hinaus. Wenn man Glück hat, darf man auch hin und wieder die ein oder andere Infiltration selbst machen. Da es ein recht kleines Haus ist, kommen die komplizierteren Fälle aber nicht ins KSOW. In der Regel kommen die Patienten mit Knie-, Hüft-, Schulter oder Fußbeschwerden, zur Befundbesprechung von MRTs oder zur OP-Besprechung. Wer die wirklich großen und komplizierten Fälle habe möchte, wird am KSOW vermtlich nicht glücklich.
Zeit zum Mittagessen findet man immer spätestens um 12 Uhr, manchmal auch schön früher. Hier haben wir Uhus uns immer zusammentelefoniert und gemeinsam mit den chirurgischen und internistischen Assistenz- und z.T. Oberärzten eine ausgedehnte Mittagspause auf der wunderschönen Terasse mit Blick in die Berge gemacht - gerne auch mal eine Stunde oder länger ;) Essen kann man entweder selber mitbringen und in der Cafeteria aufwärmen oder zum Mitarbeiterpreis dort essen - mit 8CHF ist das Essen für schweizer Verhältnisse immer noch günstig, für deutsche recht teuer... aber in jedem Fall kein Vergleich zum deutschen Krankenhausessen, hier ist es nämlich wahnsinnig lecker!!!
Mittags gehts weiter mit der Sprechstunde. Gegen 16.30 Uhr machen die Oberärzte nochmals einen Durchgang bei allen Patienten und freuen sich, wenn man mitgeht. Das ist aber kein Muss, wenn es mal weniger zu tun gibt (was recht oft vorkommt), kann man auch schon früher Feierabend machen. Um 17 Uhr ist Übergabe an den Spätzdienst mit Röntgenraport - die Assistenten müssen daran teilnehmen, wie Uhus waren quasi nie dort und in aller Regel schon ein Weilchen im Feierabend :)
Dienstags und donnerstags ist immer OP-Tag - dann muss man schon etwas früher da sein. Je nachdem, ob ein oder zwei UHus da sind, ist man mal mehr, mal weniger im OP - wir konnten uns gemeinsam mit dem Assistenten selbst einteilen und immer zum Mittagspause machen auslösen lassen. Die Stimmung im OP ist entspannt und locker und gerne wird währenddessen von den Oberärzten was erklärt und wenn sich die Zeit dafür findet, kann man immer wieder mal selbst aufmachen, bohren oder nähen.
Wer sich für die Orthopädie hier interessiert, sollte wissen, dass die Traumatologie in der Schweiz nicht zur Orhopädie zählt - das macht die Chirurgie. Ingesamt sind nahezu alle OPs elektiv und eher klein - wer also große Tumor-OPs oder Polytraumata sehen möchte, ist hier falsch. Zum typischen Programm zählen Hüft- und Knie-TEPs, Kreuzbandplastiken, Arthrokopien von Knie und Schulter, Rotatorenmanschetten-Rekontruktionen, seltener Umstellungsosteotomie und Hand- und Fuß-OPs. Das eher begrenzte OP-Programm wird aber meiner Meinung nach durch die hohe Motivation der Ärzte für Lehre und mehr als wett gemacht - meine Begeistung für Chrirugie hat sich immer eher in Grenzen gehalten, am KSOW hat es aber dennoch wahnsinnig Spaß gemacht!!!
Wenn man Ortho wie ich als inoffizielles Chirurgie-Tertial macht, ist es aber kein Problem, auch mal zu der ein oder andere allemgeinchirurigischen oder traumatologischen OP mitzugehen und zu assistieren, um den chirurgischen Horizont etwas zu erweiteren und vllt mal einen Appendix, eine Gallenblase oder eine Sigmaresektion zu sehen :)
Außer der OP-Assistenz und Visiten-Dokus ist man als Uhu gemeinsam mit dem Assistenten dafür zuständig, die Patienten vor OP digital vorzubereiten, Briefe anzulegen (für alles gibt es 1a Vorlagen = Copy Paste, Namen einfügen, Brief ruck-zuck fertig), nach OP Anordnungen zu machen etc. . Dafür hat man aber nach Visiste und im Tagesverlauf immer Zeit und kann so lange brauchen, wie es eben braucht - Stress ist hier ein Fremdwort :) Blut abnehmen, Viggos legen, Botengänge machen etc. ist explizit keine PJ-Aufgabe - all das übernimm die wirklich super kompetente und nette Pflege!

Auch abseits des Spitals hat Sarnen viel zu bieten - gerade im Sommer, wenn es lange hell ist, hatten wir UHus oft das Gefühl, das der Arbeit in der wunderschönen Landschlaft und mit dem Sarner See direkt vor der Haustüre noch einen halben Tag Urlaub zu haben :)
Das Wohnheit liegt, getrennt durch ein riesiges, öffentliches Sportgelände mit Fußballplätzen, Basketballplatz und Beachplätzen nur 2 Minuten zu Fuß vom See und auch vom Spital entfernt mitten in den Bergen, sodass man gerade als Outdoor-Fan voll auf seine Kosten kommt! Die Zimmer im Wohnheim sind zwar klein, aber mit einen kleinen Waschbecken ausgestattet und völlig ausreichend. Duschen, Toiletten, Küche und Wohnzimmer sind für alle gemeinsam auf dem Flur, auf dem neben uns Uhus auch manchmal AssistenzärztInnen oder andere Spitalmitarbeitende wohnen. Das Zimmer wird für 300CHF vom Spital gestellt, zum Putzen kommt 2x/ Woche jemand von Extern, Bettwäsche wird gewaschen. Wir hatten eine wahnsinnig tolle Gemeinschaft, sowohl unter uns Uhus, als auch mit den AssistenzärztInnen von allen Abteilungen und haben nach der Arbeit viele, viele super schöne Stunden am See, auf dem Beachplatz und in den Bergen verbracht, gemeinsam gekocht, Spieleabende gemacht und gelegentlich auch gemeinsam gefeiert ;) Gerade das hat - neben der Arbeit im Spital, zu der wir alle gerne gegangen sind - die Zeit in Sarnen so besonders gemacht . Wir wären alle gerne noch länger geblieben!
Wer ab und zu mal in eine größere Stadt möchte, ist innerhalb von 20 Minuten mit der Bahn in Luzern - hier gibt es alles, was das Herz begehrt.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass das Tertial in Sarnen mein mit Abstand bestes Tertial war - vom Arbeiten im SPital über das Team bis hin zu den Freizeitmöglichkeiten und der Gemeinschaft mit dem Mit-Uhus und -Uhulinen war es einfach nur toll!!!! Ganz, ganz große Empfehlung!!!!
Bewerbung
Ca. 2,5 Jahre im Voraus direkt über das Spital, manchmal hat man aber auch noch kurztfristiger Glück und erwischt einen frei gewordenen Platz.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Fallbesprechung
EKG
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Punktionen
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
1100 CHF
Gebühren in EUR
300 CHF für das Wohnheim

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13