Kurz vorab: Ich beurteile hier nur die 4 Wochen Unfallchirurgie meines PJ-Tertials Chirurgie in der Kreuznacher Diakonie, die anderen Abschnitte (Anästhesie/Wirbelsäulenchirurgie/Allgemeinchirurgie) habe ich einzeln bewertet, da die Erfahrungen so unterschiedlich waren, dass es unfair wäre, sie in einer Note widerzuspiegeln.
+ Pro:
o Nahezu selbstständiges Arbeiten auf Station in den Tätigkeiten Blutentnahme und Verbandwechsel
o Wundnähte/-Klammern und Ultraschalluntersuchungen unter Supervision durchgeführt
o Erfahrung in der Schockraumversorgung/Notaufnahmetätigkeit gesammelt
o man konnte auf Normalstation gehen wann man wollte, da man eh nicht betreut wurde
- Contra:
o Tag 1 Stunde 1 auf Normalstation vom Assistenzarzt begrüßt worden. Auf die Frage, wann wir morgens dort erscheinen sollen, wurde uns mitgeteilt, dass Visite und Besprechungen für uns irrelevant seien. Original-Zitat: " Ihr seid zum Blut abnehmen für die Verbandwechsel da. Wenn Bedarf ist, geht ihr in den OP. Mehr ist erstmal nicht wichtig". Er achtete akribisch morgens darauf, dass wir ein Telefon bei uns Tragen, sodass er uns in den Op schicken kann.
o Der Kontakt zur Pflege war eher mäßig gut. Es gibt eine klassische Trennung in den "Halbgott in Weiß" und "die Pflegekräfte".
o Mitbekommen wie ein Assistenzarzt den Chef am Telefon belogen hat (er habe keine Zeit um in den Op zu kommen, weil viel zu tun sei.. er hatte keinen Patienten in der Notaufnahme), sich zum Mittagessen gesetzt hat und dann meinen Kommilitonen angerufen hat, der dann dringend und sofort in den Op musste.
o teilweise Zuteilung sinnloser Tätigkeiten (aus dem Arztbrief Dinge rauskopieren, damit der Arzt sich diese als Textbausteine anlegen konnte)
o Blutentnahme hatten oft die Indikation "Naja wir haben ja einen Pjler," wobei man teilweise täglich Patienten zweimal punktieren durfte, da Werte regelmäßig vergessen wurden.
o Pflegefachpersonal spricht in Notfallsituationen lieber die Pjler an, "da der Stationsarzt sich nicht kümmern würde". (Zitat einer langjährigen Pflegefachkraft). Im konkreten Fall wurde eine Patientin im kardialen Lungenödem trotz mehrfacher Ansprache des behandelnden Arztes nur durch die Pjler gesehen/versorgt. Danke für das Vertrauen, aber das ist absolut nicht unser Job.
