PJ-Tertial Chirurgie in Universitaetsklinikum Erlangen (11/2023 bis 3/2024)

Station(en)
Herzchirurgie, Unfallchirurgie, MKG
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Ein-Satz-Zusammenfassung des Chiru-Pflichttertials in Erlangen:
"Fast alles kann, fast nichts muss, aber früher heimgeschickt wirst du trotzdem nur selten."

Ausführlicher Bericht (Lesezeit: ca. 5 Minuten):

-------------- Generelles --------------
Das Wichtigste zu Beginn: Wer kein Interesse an der Chirurgie hat, und nicht zwingend woanders hin will, macht mit Erlangen nichts falsch. Chiru ist Chiru.
Wer also in Erlangen wohnt, kann auch einfach hier bleiben.

Ich kann nicht darüber berichten, wie es einem hier geht, wenn man im Chiru-Tertial tatsächlich etwas für die Zukunft lernen will, oder an Chirurgie interessiert ist.

-------------- Besonderheiten --------------
------- Rotationen -------
In den 16 Wochen wirst du vier verschiedene Stationen kennenlernen, die du je vier Wochen besuchst → "Rotationen"
Ausnahmen:
a) Du hast ein Kind → vorher mit Frau Reed emailen, damit du familienfreundliche Rotationen bekommst
b) Du tauschst. Generell kannst du während des Tertials jederzeit Frau Reed kontaktieren und entweder mit einem willigen PJler eine Rotation tauschen. Deshalb kann ich auch nur von drei Stationen berichten.

So oder so kannst du Frau Reed (die lokale Ansprechpartnerin für alle Chiru-PJ-Belange) schon Monate vor dem Tertial anschreiben und um bestimmte Stationen bitten.

------- Krankheit und Studientage -------
Studientage gibt's nicht.
Krankheitstage werden als Fehltage berechnet, was offenbar an manchen anderen Kliniken auch anders sein kann. Allerdings kann man Fehltage auch wieder reinarbeiten:

------- Der 4. Dienst und der FZA (Freizeitausgleich)-------
Zu Beginn wird ein PJ-Sprecher etabliert, der ein Google-Sheet verwaltet. Darin werden die "4. Dienste" eingetragen: PJler dürfen Bereitschaftsdienste übernehmen, in denen man auf Abruf Blut abnehmen, PVKs legen, oder im OP Haken halten muss.

Jeder 4. Dienst bringt FZA-Tage, die z.B. am Ende des Tertials "abgefeiert" werden können. Man kann auch ggf. Krankheitstage damit ausgleichen, oder zwischendrin ein langes Wochenende machen. In andere Tertiale "übertragen" kann man die Tage nicht.

Aus diesem Grund eignet sich Chiru in Erlangen ganz gut als 1. Tertial, in dem man noch keine Fehltage verbrauchen will.
Wenn man wiederum im 3. Tertial seine restlichen 20 Fehltage nutzen will, sollte man mit FZA-Tagen sparsam umgehen: Das Prüfungsamt sieht eigentlich eine Mindestzeit von 12 Wochen (also maximal 20 Fehltage) vor.

So oder so: Wannimmer du dir frei nimmst, gib rechtzeitig dem jeweiligen Arzt Bescheid, der auf Station den Arbeitsplan im Blick hat.

------- Arbeitszeiten im 4. Dienst -------
- Nachtdienste unter der Woche (Mo-Di, Di-Mi, Mi-Do oder Do-Fr): 15:30 Uhr Dienstbeginn, 8 Uhr Dienstende → frei an beiden Tagen + 1 Tag FZA
- Fr auf Sa: 15:30 Uhr Dienstbeginn, 9 Uhr Dienstende → frei am Freitag + 2 Tage FZA
- WE-Tagdienste (Sa oder So): 9 Uhr Dienstbeginn, 21 Uhr Dienstende → 2 Tage FZA
- WE-Nachtdienst am Samstag: 21 Uhr Dienstbeginn, 9 Uhr Dienstende → 2 Tage FZA
- WE-Nachtdienst am Sonntag: 21 Uhr Dienstbeginn, 8 Uhr Dienstende → Montag frei + 2 Tage FZA (sehr gefragt)

In den Nächten kann man oft so an die 6 Stunden durchschlafen, hierfür findet sich am Ende der Notaufnahme ein gemütliches PJler-Bereitschaftszimmer mit gemachtem Bett.

Generell müssen zwischen zwei Arbeitseinheiten mindestens 12 Stunden frei sein
Aber eigentlich juckt's offenbar niemanden, wenn du nach einem Sonntag-Tagdienst (Ende um 21 Uhr) wieder am Montag um 7 Uhr einstempelst. Nur eben zwei Nachtdienste direkt hintereinander unter der Woche gehen nicht (am WE schon).

------- Zeitschreibung und Ãœberstunden -------
Man muss zu Arbeitsbeginn (meist 7 Uhr, in der Gefäßchiru 7:30 Uhr) mit seinem Mitarbeiterausweis "einstempeln". Am Feierabend stempelt man aus. Wenn man früher heimgeschickt wird, stempelt man trotzdem aus und schreibt Frau Reed eine E-Mail — Minusstunden sind daher nicht möglich.

Insgesamt ist das Zeitschreibungsprogramm (HCM) für PJler eher irrelevant: Die oben angegebenen FZA-Regelungen sind nicht implementiert, sodass z.B. nach einem Nachtdienst plötzlich Minusstunden auf dem Zeitstempel-Automaten stehen. Nicht verunsichern lassen.

Überstunden können auch als FZA-Tage genutzt werden, eben 8h pro Tag.

Wärmste Empfehlung: Führe konsequent auf deinem Handy eine Notiz, an welchem Tag du wie viele Überstunden gemacht hast, und wie viele FZA-Tage bzw. -Stunden du momentan gut hast oder dir fehlen (z.B. wegen Krankheit).

-------------- Tätigkeiten --------------
Der Tag beginnt eigentlich auf allen Stationen mit Blutentnahmen und dem Legen von PVKs. Es ist leider nicht vorgesehen, als PJler jemals bei Visiten mitzulaufen.

Wer bei einer OP dabei ist, darf bestimmt auch mal am Schluss den Schnitt zutackern. Einfach fragen.

Generell hast du meist ein DECT-Telefon, auf dem du angerufen werden (und dich mit anderen PJlern für die Mensa verabreden) kannst.

------- Tätigkeiten: Herzchirurgie -------
- viele Blutentnahmen, auch viele Entnahmen aus ZVKs
- körperliche Untersuchungen am Aufnahmetag möglich
- auch möglich ist es, bei Bypass-OPs dabei zu sein und z.B. das Bein ohne Zeitdruck zuzunähen (fortlaufend subkutan)
- gut planbare Mittagspausen

------- Tätigkeiten: Unfallchirurgie -------
7:15 Uhr Frühbesprechung, 15 Uhr Nachmittagsbesprechung
→ Rumsitzen, Klappe halten, und dich fragen wofür du eigentlich dort bist
→ → geh einfach nach dem ersten Tag nicht mehr hin, falls du den Mut dazu hast

Um 8 Uhr werden meist einer oder mehrere PJler in den UC-OP gerufen, um Haken zu halten. Regelmäßige Mittagsessens-Zeiten gibt es nicht, insgesamt ist der Alltag dort sehr unvorhersehbar.

Es ist nicht außergewöhnlich, noch nach Feierabend (15:30 Uhr) im OP zu stehen. Sei mutig und bitte ab 15:35 Uhr darum, vom 4. Dienst "ausgelöst" zu werden, falls die OP noch länger dauert.

Und traue keinen Zeitangaben — UC-Operateure unterschätzen konsequent die restliche OP-Dauer, und von dir wird zusätzlich noch erwartet, bis zur Ausleitung dabeizubleiben und mindestens noch 10 Minuten dumm rumzustehen, bis du die Beine beim Umlagern hältst und *danach* endlich gehen darfst.

------- Tätigkeiten: MKG (Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie) -------
Um 7:15 Uhr gehst du mit einem Pulk von bis zu 15 Weißkitteln auf Krankenhaustour. Mal auf die Intensivstation, mal in die Kinderklinik. Danach noch über die Straße in die Zahnklinik, um bei der Röntgen-Demo dabei zu sein. Wenn du Glück hast, kannst du um 8 Uhr endlich anfangen, auf Station Blut abzunehmen. Der Start in den Tag fühlt sich total sinnlos an, weil du standardmäßig nichts siehst und nichts lernst, aber die Atmosphäre sagt dir, dass es negativ auffallen würde, wenn du nicht dabei wärst.

Neben den Blutentnahmen und PVKs sind in der MKG auch Wundspülungen und Fädenziehen relevant. Diese werden dir einmal gezeigt, ab da an machst du alles selbstständig. Fädenziehen ist ganz nett.

Selten soll man auch mal im OP aushelfen.
Manche Ärzte fordern dich sogar auf, mal bei einer Neck-Dissection dabei zu sein (auch, wenn man dich dort eig. nicht braucht). Da sind Überstunden vorprogrammiert, außer, du verabschiedest dich rechtzeitig aktiv aus dem OP. Falls du selbst bei der Neck-Dissection was machen willst, musst du dich gegen Zahnmedizinerinnen durchsetzen, die auch gerne nähen würden. Atmosphäre angespannt, ja nichts falsch machen sonst Schimpfe.

------- Nähen -------
Wer Interesse hat, kann vor oder während des PJs den Nahtkurs des lokalen Skills-Labs (PERLE) belegen. Empfehlenswert sind Nahtkurs I und II.
Auch hier gilt: Alles kann, nichts muss.
Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder eine Wunde nähen müssen werde, aber das ist am ehesten etwas, das ich noch als relevant bezeichnen würde: Einmal tatsächlich an einem Patienten irgendeine Form von Naht vorgenommen zu haben.

-------------- Vibes --------------
------- Generelle Vibes -------
Du bist nur vier Wochen auf jeder Station. Für die meisten Mitarbeitenden bist du ein flüchtiges Gesicht. In der vierten Woche kennt manchmal jemand von der Pflege deinen Namen.

Auch klar ist: Schlechte Erinnerungen wiegen schwerer als gute. Von pflegerischer Seite kann also auch mal eine Distanz mitschwingen, die davon zeugt, dass dein Vorgänger sich im Ton vergriffen hat.

Und: Du gehörst leider zu keiner Gruppe wirklich dazu. Deine einzigen "gleichgestellten" Kollegen sind andere PJler, und auch ihr teilt euch die Aufgaben eher untereinander auf, als wirklich "zusammen" zu arbeiten.

Das ist zwar schade, aber auch irgendwie schwer vermeidbar.
Vielleicht hast du aber Glück und teilst dir die Station mit einer PJlerin, mit der du dich super verstehst.
Falls du am ersten Tag jemanden kennenlernst, mit dem du dich gut verstehst, kann es sich für deine psychische Gesundheit auch lohnen, einvernehmlich in deren Rotationen hineinzutauschen! :)

------- Vibes auf der Herzchirurgie -------
Die Herzchiru war passenderweise irgendwie die herzlichste der Stationen — der Umgang mit ein paar bestimmten Menschen der Ärzteschaft und des Pflegepersonals macht die Zeit dort durchaus erträglich. Es lohnt sich also ggf., sich die Namen der Leute dort einzuprägen (ggf. mithilfe einer Handynotiz).

Aufgrund der überwiegend stationären Arbeit ergeben sich eben auch viele Interaktionen mit der Pflege.

------- Vibes in der Unfallchirurgie -------
Die Unfallchirurgen sind insgesamt freundlich, solange du freundlich bist. Rechne aber nicht damit, dass sich jemand deinen Namen merkt. Mit der Pflege hab ich hier nicht viel Erfahrung gesammelt.

Der Kontakt mit den OP-Pflegekräften und OTAs in der UC ist kollegial. Hauptsache, du gehst offen mit Unsicherheit um (z.B. wenn du zu Beginn noch nicht weißt, wie man sterile Handschuhe etc. angezogen bekommt). Und fass bloß die Werkzeuge auf dem OP-Tisch nicht an!

------- Vibes in der MKG -------
Es ist schwer zu sagen, inwiefern, aber die Ärzteschaft der MKG vermittelt irgendwie eine der unpersönlichsten, distanziertesten Atmosphären — selbst, wenn sich manche von ihnen um Freundlichkeit bemühen.

Wenn du alleine einen Frühdienst in der MKG machen musst, ist ein soziales PJler-Netz besonders relevant. Versuche, unterbeschäftigte Kolleginnen um Hilfe bei den Blutentnahmen zu bitten, oder um eine Umarmung oder ein kurzes Gespräch.

Die Pflege ist allerdings größtenteils freundlich — insbesondere mit Renate (der Stationsleitung) kann man sich auch mal gut unterhalten, allerdings geht sie in ein paar Jahren in den wohlverdienten Ruhestand ^^

-------------- Aufrichtigkeit --------------
Zu guter Letzt: Die Chirurgie ist ein sehr geeigneter Ort, um sich in Aufrichtigkeit zu üben.

Für mich bedeutet das einerseits, den Menschen dort grundsätzlich selbstbewusst und freundlich zu begegnen.

Andererseits heißt es aber auch, für seine Rechte einzustehen.

Es ist Sonntag um 9 Uhr nach einem Nachtdienst und eine Ärztin ermahnt dich am Diensttelefon, dass du jetzt noch irgendwelches Blut abnehmen *musst*?
Suche ein Gespräch unter vier Augen mit ihr, und lasse sie dann wissen, dass du ein Recht auf Feierabend hast und es jetzt nutzen wirst, wenn von deiner Anwesenheit nicht gerade Menschenleben abhängen.


Und damit wünsche ich euch ein gutes Tertial! Haltet durch :)
Nutzt bei weiteren Fragen gerne das Kontaktformular ^^
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Mitoperieren
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
500

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07