Die Palliativstation ist klein, hat nur 8 Zimmer und bei Maximalbelegung 9 Betten. Neben dem Stationsdienst gibt es einen Konsildienst, der im gesamten Haus Patient:innen konsiliarisch mitbetreuut und berät. Übernahmen von anderen Stationen werden ebenfalls vom Konsildienst organisiert, andere Aufnahmen kommen u.a. von zu Hause über die SAPV oder über die Notaufnahme.
Die Patient:innen kommen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen, man kommt also mit sehr vielen Krankheitsbildern in Kontakt und kann sich breit gefächert reinlesen. Zustand, Behandlung und weiterer Weg der Patient:innen ist hochindividuell - interdisziplinäres, multiprofessionelles Arbeiten ist also zentral. Übergaben finden ärztlich und pflegerisch gemeinsam statt, morgens ist noch der Sozialdienst mit dabei und ggf. auch mal jemand von den Psychoonkologinnen. Als PJler:in ist man fester Bestandteil des Teams, wird gut integriert und bekommt je nach eigenem Ermessen Verantwortung übertragen. Man kann also seine "eigenen" Patient:innen betreuuen bzw. als primäre Ansprechperson fungieren oder eher zuarbeiten, beides ist möglich. Aufgaben bestehen aus Patient:innen aufnehmen, untersuchen, ausführliche Anamnesen und tägliche Visiten (begleiten oder selber durchführen), Diagnostik (BE, Sono, KU), Briefe schreiben, Leichenschauen, manchmal nicht-ärztliche Botengänge oder Patient:innen-Transporte, Angehörigengespräche begleiten oder auch selber führen, Medikation anpassen/ansetzen/ausschleichen etc etc.
Die Tage gehen meist von 09:00-17:00 Uhr, auch mal länger wenn noch Gespräche oder to do's offen sind - früher gehen kommt aber auch mal vor. Mittagessen ist immer mit drin, oft ist man ärztlicherseits gemeinsam in der Stationsküche.
Die Stimmung im Team war gut, ich habe mich eigentlich mit allen gut verstanden und hatte das Gefühl, das man sehr offen aufgenommen wird. Man ist als PFler:in alleine auf Station, manchmal sind noch andere Studis für Famulaturen da. Teachings gibt es ärztlicherseits auf Nachfrage, ansonsten fix 1x/Woche durch den Chefarzt im Anschluss an seine Chefarztvisite. Da werden prüfungsrelevante Inhalte vermittelt, aber alles sehr entspannt und immer Raum für Fragen.
Die Patient:innen sind in den unterschiedlichsten Phasen ihrer Erkrankung, für manche ist die Diagnose erst ein paar Tage alt und für andere ist es bereits ein jahrelanger Krankheitsweg. Man kommt also mit sehr unterschiedlichen Aufgaben und Therapiekonzepten in Kontakt - Symptomkontrolle und poststationäre Versorgung sind im Allgemeinen der Fokus. Auch die Begleitung der Angehörigen gehört zentral mit dazu, man führt viele Gespräche und begleitet organisatorisch wie emotionale Bedürfnisse der Angehörigen mit. Manchmal wird bei den Patient:innen weiterführende Diagnostik gemacht, invasive Maßnahmen sind allerdings eher selten - praktische Handgriffe wie Punktionen oder Sono habe ich hier nur selten gesehen.
Ich fand das Arbeit auf der Palliativstation sehr angenehm, es gibt ärztlich und pflegerisch mehr Ressourcen und man kann den Patient:innen viel Leidensdruck nehmen sowie Vertrauen ins Gesundheitswesen neu aufbauen. Mein Eindruck war, dass viel Dankbarkeit (auch von Angehörigen) kommt und dadurch empfand ich das Arbeiten als echt sinnstiftend.
Kleines Highlight der Woche waren die drei Therapiehunde, die immer Dienstags kommen - die sind einfach zu niedlich :)
Kann das Tertial nur wärmstens weiterempfehlen, wenn man sich für Palliativmedizin interessiert - es ist allerdings kein unanstrengendes Arbeiten und eine "ruhige Kugel schieben" kann man da auch nicht. Es kann insbesondere emotional belastend sein, also sollte man gut auf sich selbst achten und sich Freizeitausgleiche suchen. Raum für Gespräch gibt es im Team allerdings immer, je nachdem mit wem man sich gut versteht findet man seine Ansprechpersonen und auch der Chef ist hierfür sehr offen - Rückhalt hat man also auf jeden Fall. Alles in allem ein super spannendes, prägendes Tertial und wie gesagt, ich kann's nur empfehlen.
Bewerbung
Am UKA kann man sein gesamtes Wahltertial in der Palliativmedizin machen, allerdings gibt es pro Tertial nur einen PJ-Platz. Ich hatte meinen PJ-Platz über einen Bonusantrag bekommen, aber es sollte auch regulär über die Vergabe im PJ-Portal gehen. Palliativmedizin als Wahlfach wird nicht an alle Unis anerkannt, also auf jeden Fall einmal vorher checken, wenn man von einer anderen Heimatuni aus nach Aachen kommen sollte.